Corona-Front Altenpflege - Versäumnisse und mögliche Auswege | 11 Zukunft gerecht

Shownotes

Fehlende Pandemiepläne, Hygienekonzepte und Schutzausrüstung. Corona hat die Altenpflege weitestgehend unvorbereitet getroffen, so die Ergebnisse einer FES-Studie. In Kooperation mit Partnerorganisationen wurden die Arbeitsbedingungen der Altenpflegekräfte in neun EU-Ländern untersucht. Wir richten den Blick auf Deutschland und hören von Stimmen aus Wissenschaft, Gewerkschaft und Praxis, wie prekär die Lage auch bei uns ist und was sich zukünftig ändern muss.

Mit: Prof. Dr. Hildegard Theobald (Universität Vechta), Dietmar Erdmeier (Ver.di). Moderation: Katharina Schohl

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00:00:00: Hallo zum Podcast "Zukunft gerecht der Friedrich-Ebert-Stiftung".

00:00:07: Ich bin Katharina Schohl und ich nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt

00:00:13: der Fragen, Antworten und Vorschläge zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.

00:00:18: Ausgangssperren, Kontaktbeschränkungen, geschlossene Geschäfte.

00:00:23: Seit mittlerweile mehr als einem Jahr geht bei uns in Deutschland sowie in vielen anderen

00:00:28: Ländern wenig bis gar nichts mehr.

00:00:30: All das geht an die Substanz.

00:00:33: Wir fühlen uns eingesperrt, haben Zukunftsängste, vermissen unsere Angehörigen.

00:00:38: Doch zumindest schützt uns das alles.

00:00:42: Homeschooling, Homeoffice, Abstand halten, vor diesem verheerenden Virus und seinen dramatischen

00:00:48: Folgen.

00:00:49: Wir eageln uns ein, halten durch.

00:00:51: Doch was ist mit all den Menschen, die ihre Sorgen und Ängste abschütteln und tagtäglich

00:00:56: vor die Tür gehen müssen, die das Risiko sich anzustecken, auf sich nehmen, um für

00:01:02: uns und die älteren Mitglieder unserer Gesellschaft da zu sein?

00:01:06: Was ist mit den Beschäftigten in den Altenpflegeeinrichtungen?

00:01:10: Dieser Frage widmen sich Berichte aus neun EU-Ländern, unter anderem aus England, Spanien

00:01:16: und Finnland, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kooperation mit verschiedenen Organisationen

00:01:22: und Gewerkschaften erstellt wurden.

00:01:24: In der aktuellen Folge unseres Podcast "Zukunft gerecht" beschäftigen wir uns mit der Studie

00:01:30: on the Corona Frontline von Hildegard Theobald, Gerontologin an der Uni Fechter.

00:01:36: Sie hat sich im Auftrag der FAS mit der Pflegesituation in Deutschland befasst und untersucht, mit welchen

00:01:43: Problemen die Beschäftigten in der Altenpflege während der ersten Pandemiewelle konfrontiert

00:01:48: waren, wie die aktuelle Situation ist und was passieren muss, um die Gegebenheiten

00:01:54: für die Pflegekräfte zu verbessern.

00:01:56: Das Thema wurde deshalb ausgewählt, weil es in allen Ländern nicht nur bei uns sich

00:02:01: gezeigt hat, dass eben ältere Menschen sehr stark von der Pandemie betroffen sind, im

00:02:05: Sinne von Infektionsrisiko, auch im Sinne von Sterberaten.

00:02:08: Und wir wollten eben zeigen oder herausfinden, was da passiert, wie sah es in einzelnen

00:02:14: Ländern aus, welche Herausforderungen, Probleme gab es, wie wurden diese bewältigt?

00:02:18: Um Antworten auf diese Fragen zu liefern, haben Frau Theobald und die Studienersteller

00:02:24: und Erstellerinnen der anderen EU-Länder verschiedene Aspekte beleuchtet.

00:02:29: Wie ist Langzeitpflege organisiert in den verschiedenen Ländern?

00:02:32: Wie sieht die Infrastruktur aus?

00:02:34: Wir haben sich ambulanzen Staatsministerien entwickeln und wie sieht das in der Pflegekräfte

00:02:40: aus?

00:02:41: Ja, unser Fokus sieht aus, wie viele Pflegekräfte es gibt und auch die Menschen der Gewerkschaft

00:02:47: wurden natürlich einbezogen, weil es eben auch ein Gewerkschaftsnahe untersuchen ist.

00:02:51: Und bei uns hat eben Werde sich daran beteiligt.

00:02:55: Es wird kaum überraschen, was bei der Studie herausgekommen ist.

00:02:59: Niemand war so richtig auf eine Situation, wie diese vorbereitet.

00:03:04: In der alten Pflege mangelt es nach wie vor an einer vernünftigen Bezahlung, an einer

00:03:09: entsprechenden sozialen Absicherung und an einer angemessenen Wertschätzung von außen.

00:03:14: Wenn all das unter normalen Bedingungen schon schwer ist, was passiert, wenn in einer Einrichtung

00:03:21: dutzende Menschen an einem Virus erkranken?

00:03:23: Wie das ausgeht, haben wir erlebt.

00:03:26: Abschottung, Leben am psychischen Limit, Verzweiflung.

00:03:29: Die Pandemie stellte die Beschäftigten in den alten Pflegeeinrichtungen vor zusätzliche

00:03:35: Aufgaben und führte somit zu einer erhöhten Arbeitsbelastung.

00:03:39: Und das in einem Sektor, in dem es bereits zuvor in allen untersuchten Ländern zu wenig

00:03:44: Personal gab.

00:03:45: Die ganzen Hygieneanforderungen beispielsweise, die Bädermuschenbesuchskonzepte umgesetzt

00:03:51: werden oder auch Betreuung der Bewohnerin, mussten intensiviert werden, weil eben Gruppenbetreuung

00:03:56: nicht mehr möglich war.

00:03:57: Die hohe Belastung war auch noch dadurch, und wurde dadurch verstärkt, dass eben auch

00:04:02: ein Ausfall von Kolleginnen gab.

00:04:04: Noch mal schwieriger wurde es beim Corona-Ausbruch, der ja nochmal ganz andere Anforderungen

00:04:09: an Hygiene und Quarantäne und so weitergestellt hat.

00:04:11: Und solche Fragen.

00:04:12: Wenigstens, so könnte man vermuten, stimmten die äußeren Rahmenbedingungen.

00:04:17: Genügend Schutzausrüstung, genügend Desinfektionsmittel, ausgeklügelte Pandemiepläne, auf die sich

00:04:23: das Personal berufen konnte.

00:04:25: Eine Selbstverständlichkeit?

00:04:27: Nein.

00:04:28: Denn genau daran hat das vielerorts geharpart, sagt Theobald.

00:04:32: Wir haben herausgefunden, dass das Sektor als prinzipiell ein nicht gut finanzierter

00:04:36: Sektor, der deutlich in seinen Möglichkeiten hinter dem Gesundheitssektor eigentlich zurücksteht.

00:04:41: Also, der Regel hat eine niedrigere Ausbildungsanforderung an die Pflegekräfte hat.

00:04:46: Schlechtere Bezahlungen.

00:04:47: Es gibt auch einige Länder, die einen sehr hohen Anteil von Aushilfskräften haben.

00:04:52: Und das sind natürlich ein großes Problem.

00:04:54: Also, eine hohe Qualifikation ist wichtig.

00:04:57: Der biele Beschäftigungsverhältnis ist wichtig.

00:04:59: Eine große Anzahl von Pflegekräften ist wichtig.

00:05:02: Auch wenn wir in manchen Beziehungen nicht so schlecht dastehen, haben wir natürlich trotzdem

00:05:06: auch geringfügige Beschäftigungen.

00:05:07: Wir haben auch fast 50% von Pflegekräften, die eben keine oder eine Helferausbildung haben.

00:05:12: Also, ich möchte uns jetzt nicht so positiv darstellen.

00:05:14: Doch warum sind die angesprochenen Aspekte wichtig?

00:05:18: Was passiert, wenn diese Grundstrukturen eben nicht gegeben sind?

00:05:22: Dem geht Theobald in ihrem Bericht nach und schlüsselt auf, wie Mängel in dem Pflegesektor

00:05:27: einen schweren Krankheitsverlauf begünstigen können.

00:05:31: Uns allen ist klar, dass ältere und pflegebedürftige Menschen ohne die Hilfe anderer nur schlecht

00:05:37: leben können.

00:05:38: Erkrankten sie an einem Virus verstärkt sich ihre Bedürftigkeit um ein Vielfaches, so

00:05:44: dass ein gut funktionierendes, finanziell gut aufgestelltes und gut ausgestattetes

00:05:49: Pflegesystem noch mehr an Bedeutung gewinnt.

00:05:52: Liegt dieses jedoch nicht vor?

00:05:54: So entfesseln wir eine Kettenreaktion, die ab einem gewissen Punkt nicht mehr aufzuhalten

00:05:59: ist.

00:06:00: Menschen erkranken und Menschen sterben, weil sie nicht ausreichend gepflegt werden können.

00:06:05: Im Umkehrschluss bedeutet das, je besser eine Einrichtung aufgestellt ist, je besser ihre

00:06:11: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausgebildet sind.

00:06:14: Umso eher lassen sich massenhafte Ausbrüche verhindern.

00:06:18: Häufig wechselndes und nicht gut ausgebildetes Personal sowie zu wenig Mitarbeiter im Allgemeinen

00:06:25: – all das führt zu einem erhöhten Infektionsrisiko.

00:06:28: Kurz gesagt, die Stärke unseres Pflegesystems hängt von der Kompetenz der Pflegekräfte

00:06:34: aber.

00:06:35: Allgemeine Bewältigung kann man sagen, dass die Kompetenz der Pflegekräfte eine wichtige

00:06:39: Fassette ist.

00:06:40: Das heißt, wenn ich hohe Kompetenz habe, sind die eher an der Lage, damit umzugehen.

00:06:45: Also in dieser Diskussion wird auch gesagt, dass man auch den Mangel oder die niedrige Anzahl

00:06:51: an Pflegekräfte durch Pflegehilfskräfte ausgleichen könnte.

00:06:55: Den würde ich nicht zustimmen, weil die Forschung wirklich gezeigt hat, dass auch die Qualifikation

00:06:59: eine wichtige Rolle spielt.

00:07:00: Also ich finde, ihr ist eher das Problem, dass sagen wird, man braucht eigentlich noch eine

00:07:03: bessere Ausbildung, gerade auch was für keine Maßnahmen angeht.

00:07:07: Und ich müsste es eher verstärken und nicht unbedingt die Qualifikation zurückfahren.

00:07:11: Doch ist das alleine der Schlüssel?

00:07:14: Nein, sagt Theobald.

00:07:16: Es muss viel mehr passieren.

00:07:18: Sozialrechtliche Regelungen müssen her.

00:07:21: Alten Pfleger und Pflegerinnen müssen demnach die Möglichkeit haben, zu Hause zu bleiben,

00:07:26: wenn sie Symptome zeigen.

00:07:28: Dazu ist wiederum eine gute Krankenversicherung von Nöten, die vom ersten Tag an Lohn bezahlt.

00:07:33: Das, so hat sich gezeigt, ist nicht in allen Wändern der Fall, was dazu führt, dass

00:07:38: das Personal krank in die Einrichtungen geht und womöglich andere Menschen infiziert.

00:07:43: Dazu gehört außerdem, dass sich das Image der Pflege in der Öffentlichkeit verbessern

00:07:49: muss.

00:07:50: Nur so lässt sich eine finanzielle Unterstützung einfordern.

00:07:53: Nur so lassen sich junge Menschen dafür begeistern, diesen Beruf zu erlernen und nur so bindet

00:07:59: man gute Mitarbeiter, die die Grundlage für eine gute und zielführende Pflege bilden.

00:08:04: Und es müssen die Führungskräfte vor Ort eingebunden werden.

00:08:08: Auf lokaler Ebene, wenn die Führungskräfte der Einrichtung besser einbezogen werden,

00:08:13: in Entwicklung der Maßnahmen, dass sie viel besser umzusetzen sind, weil sie dann sich

00:08:17: stärker beteiligen können, dann braucht Prinzipiell stärker.

00:08:20: auch schon Pandemiebläne oder Strategien, die zuvor da sind, um eben nicht so viele

00:08:25: Atoklösungen zu benötigen, was die Person oft überfordert ist. Wichtig ist eben auch,

00:08:29: was einfach vorgenommen wurde, dass eben Corona auch als Berufskrankheit anerkannt

00:08:34: wurde, um eben auch ein gewisses Sicherheit zu geben.

00:08:36: Wie belastend der Alltag der Pflegekräfte ist, belegt jedoch nicht nur die Studie,

00:08:42: wir haben es, wenn sie so wollen, schwarz auf weiß. Berufliche Herausforderungen

00:08:47: nagen an der Psyche und das zeigt sich auch im Miteinander mit den Kollegen, wie uns eine

00:08:53: Pflegedienstleiterin einer Wohngruppe für dimenzkranke Menschen gesagt hat. Nichts ist mehr so,

00:08:59: wie es einmal war.

00:09:00: Seit dem Frühjahr, als der Praktis für die Dritte Welle auch kam, merken wir,

00:09:05: bei uns ist überall die Luft raus, wir sind super empfindlich geworden, man frotzelt ja schon mal

00:09:12: unter Kollegen so einander und das hat komplett aufgehört, wir gehen sehr vorsichtig miteinander,

00:09:17: man ist total überreizt, wenn man sich völlig eingeengt fühlt, das ist für uns alle ganz

00:09:22: schrecklich.

00:09:23: Der Alltag in der Pflege war aufgrund des Personalmangels schon immer stressig, durch

00:09:29: die Corona-Pandemie hat sich das aber nochmal verstärkt. Ist der Stresspegel aufgrund der

00:09:35: aktuellen Situation ohnehin schon am äußersten Level, so durchbricht er spätestens auf der

00:09:40: Arbeit die Grenze des Erträglichen. Neben der Grundpflege, dem Kochen einkaufen und

00:09:46: den Bürogängen, die die Pflegekräfte nicht selten für die zu Pflegenden erledigen, kommt

00:09:51: nun die Angst einer Ansteckung und die damit verbundenen Herausforderungen hinzu. 24 Stunden

00:09:57: am Tag am Anschlag. Kann das gut gehen? Wohl eher nicht.

00:10:02: Unser Alltag hat sich völlig eingeschränkt, weil wir wirklich nur noch zwischen Beruf,

00:10:07: kurz einkaufen und zu Hause, hat unser Leben schon stattgefunden und den Bewohnern, also

00:10:13: die vielen praktisch in ein großes Loch, weil sie auch von ihren Familien in Angehörigen

00:10:17: abgeschnitten waren. Und für uns hat sich das auch schwierig gestaltet, weil wir dann

00:10:22: teilweise und gerade auch zu den demenziellen Erkrankten keinen Zugang mehr gefunden haben.

00:10:27: Nicht nur die Pflegekräfte müssen all das ausbaden, auch die Bewohner, von denen viele

00:10:32: gar nicht verstehen, was gerade in unserer Welt passiert, sind die Leidtragenden eines

00:10:38: nicht funktionierenden Pflegesystems. Wenn das Pflegepersonal nicht ausreichend Schutzausrüstung

00:10:44: zur Verfügung hat, wenn die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Einrichtungen wissentlich

00:10:49: krank zur Arbeit kommen, weil sie nicht genügend abgesichert sind, dann trifft es die Schwächsten.

00:10:55: Die älteren Menschen in den Pflegeeinrichtungen erkranken und treiben die Sterberate nach

00:11:00: oben. Das ist kein Schreckensszenario, genauso ist es passiert in den ersten Monaten der

00:11:06: Pandemie. Doch was müsste getan werden, damit sich das nicht wiederholt?

00:11:10: Das ganze Umfeld von vornherein müsste anders geschaffen werden, es müssten ganz andere

00:11:15: Anreize geschaffen werden, es müssten mehr Stellen eingerichtet werden. Und das, was

00:11:21: man an einen Zuschuss bekommen hat, das war auch nett, aber das müsste es eigentlich

00:11:25: dann immer geben. Aber das kann man nur leisten, indem die Krankenkasten bzw. unser Staat

00:11:31: mehr Geld zur Verfügung stellt. Das es bald Verbesserungen geben wird, daran glaubt

00:11:37: die Mehrheit der Pflegekräfte bei uns nicht mehr. Zu dieser Einschätzung kommt Dietmar

00:11:42: Erdmeier von der Gewerkschaft Verdi. Er und seine Kolleginnen und Kollegen erleben die

00:11:48: Verunsicherung des alten Pflegepersonals tagtäglich. Sie hören sich ihre Sorgen an und sehen

00:11:54: sich immer neuen Fragen konfrontiert. Wir sind völlig unvorbereitet getroffen worden

00:11:59: mit der Pandemie. Das heißt also, was bedeutete das arbeitsrechtlich? Was darf der Arbeitgeber

00:12:04: von einer Pflegekraft verlangen? Was ist im Grunde mein Recht auch im Arbeits- und

00:12:09: Gesundheitsschutz? Und da sind viele Fragen an uns rangeragen worden. Wir haben ziemlich

00:12:14: schnell dann ein Fakus entwickelt, um dann möglichst schnell dann auch Unterstützung

00:12:18: zu geben. Die Verunsicherung ist da, mit negativen Folgen für die gesamte Branche, die

00:12:25: wir früher oder später mit voller Härte zu spüren bekommen werden. Ganz viele sind

00:12:30: aus dieser Tätigkeit schon ausgestiegen, weil sie diesem Druck nicht mehr gerecht werden

00:12:34: können oder nicht mehr gerecht werden wollen. Es gibt Auszubildende, die beenden ihre Ausbildung

00:12:39: gar nicht, weil sie dort schon feststellen, dass das kein Beruf ist, der es ermöglicht,

00:12:45: unter vernünftigen Bedingungen auch tätig sein zu können und vor allem mit dem Anspruch,

00:12:49: den man an diese Tätigkeit oder dem man selber anlegt und an eine gute Pflege. Noch mal

00:12:54: in der Pandemie hätte es im Grunde mehr Personal geben müssen und man hätte vielleicht auch

00:12:59: an der einen oder anderen Stelle im Personal Schlüssel lockerer auslegen müssen.

00:13:03: Die Gewerkschaft Verdi hat vieles getan, um unseren Pflegekräften unter die Arme zu

00:13:09: greifen. Sie ist schnell aktiv geworden, hat Arbeitsschutzstandards entworfen und den

00:13:15: Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Pflegehandlungsempfehlungen mitgegeben, an denen

00:13:20: sie sich orientieren können. Eine starke Schulter in ungewissen Zeiten, so weit so gut, doch

00:13:26: das alleine reicht nicht.

00:13:28: Das wichtigste Thema ist mehr qualifiziertes Personal, eine bessere bedarfsorientierte Ausgestaltung

00:13:34: der Pflegeversicherung und wir müssen uns natürlich auch klar darüber sein, dass

00:13:39: wir noch sehr viel Luft nach oben haben in der Sozialpartnerchaft mit Arbeitgebern.

00:13:43: Wir hatten es deutlich versucht in der Altenpflege einen Tarifvertrag zu erstrecken und dieser

00:13:48: Versuch ist leider gescheitert. Und an diesem Punkt sind wir auch in Richtung Arbeitgeber

00:13:53: nochmal mit einem ganz klaren Signal unterwegs. Wir brauchen da verlässliche gute Bedingungen,

00:13:58: die diese Tätigkeit attraktiv machen und die natürlich dafür sorgen, dass die Versorgungsqualität

00:14:03: entsprechend auch gut ist.

00:14:05: An diesem Punkt sind wir noch nicht und waren es auch vor der Pandemie nicht, sagt Erdmeyer.

00:14:11: Zumindest in diesem Fall hat die Pandemie etwas Gutes gehabt, wenn man so möchte. Sie hat

00:14:17: uns mit der Nase voran auf Missstände gestoßen, die schon immer da waren, jedoch häufig

00:14:22: übersehen oder nicht ernst genommen wurden. Probleme, die es schon lange vor der Pandemie

00:14:28: gab, wurden aufgedeckt und Teil des öffentlichen Diskurses.

00:14:32: Wenn wir zu einem guten Ergebnis kommen wollen, wenn wir die genannten Vorschläge in die

00:14:37: Tate umsetzen möchten, dann ist jetzt die Zeit, dass die Politik noch aktiver wird.

00:14:43: Da appellieren wir ganz dringend, dass jetzt Verbesserungen kommen müssen mit mehr Personal,

00:14:49: gesetzlich vorgeschriebene Personalbemessung. Die Arbeitgeber müssen dahin gehen, verpflichtet

00:14:53: werden, dass die Arbeits- und Gesundheitsschutzstandards einhalten. Der Bundesgesetzgeber muss durch

00:14:59: Kontrollen und Sanktionen sicherstellen, dass es auch geschieht. Also schöne Worte reichen

00:15:04: nicht, sondern das, was der Bundesgesetzgeber machen möchte, muss auch in der Realität

00:15:10: dann hinterher auch bei den Befeftigten ankommen.

00:15:13: Die Forderungen sind klar, das Ziel auch. Jetzt gilt es, die Ärmel hochzukrempeln. Machen

00:15:19: statt reden. Wir haben unseren Pflegekräften die Aufgabe aufgebürdet, die älteren Mitglieder

00:15:25: unserer Gesellschaft zu schützen, das Virus von ihnen fernzuhalten. Wie selbstverständlich,

00:15:31: ohne einmal nachzufragen, ob das unter den aktuellen Gegebenheiten unseres Pflegesystems

00:15:37: überhaupt möglich ist. Die Quittung gab's prompt. Ältere Menschen erhalten nicht die

00:15:43: Pflege, die sie benötigen. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kommen an ihre psychische

00:15:48: und körperliche Belastungsgrenze. Die Wahrheit ist ernüchternd. Das Ergebnis immer dasselbe.

00:15:54: Aus welcher Perspektive wir es auch betrachten. Wir brauchen mehr Personal in den Pflegeeinrichtungen

00:16:00: und bessere Arbeitsbedingungen. Nicht nur jetzt, während der Pandemie, sondern generell.

00:16:05: Die Herausforderungen in der Altenpflege sind groß, womöglich noch größer als je zuvor

00:16:12: und es ist höchste Zeit, dass wir auf sie hören und jetzt etwas tun.

00:16:16: Wir freuen uns, wenn Sie den Podcast zukunftgerecht der Friedrich-Ebert-Stiftung abonnieren.

00:16:23: Sie finden uns auf Spotify, Apple Podcast und allen anderen bekannten Podcast-Plattformen.

00:16:28: Ich sage danke fürs Zuhören bei Zukunftgerecht, dem Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:16:35: Bis zur nächsten Folge.

00:16:37:

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