Alles ist möglich! Familien im Elterngeld-Labyrinth | 14 Zukunft gerecht
Shownotes
12+2, 5+7 oder doch 7+7? Die Aufteilung der Elterngeldmonate kann ganz schön kompliziert sein. Wir gehen in diesem Podcast der Tatsache auf den Grund, warum Mütter auch im Jahr 2022 häufiger und länger Elterngeld beziehen als Väter. Klar ist, dass bestehende gesellschaftliche Strukturen wie der Gender Pay Gap mitverantwortlich sind. Auch die Beantragung könnte einfacher und digitaler sein. Unsere Expert_innen machen Lösungsvorschläge, von denen alle Eltern profitieren.
Mit: Svenja Pfahl (SowiTra), Lisa Sommer (Zukunftsforum Familie e.V.), Falk Becker (Blogger und Podcaster). Moderation: Katharina Schohl
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00:00:00: (Dynamische Musik)
00:00:01: Bei meinem ersten Kind hab ich fünf Monate volles Elterngeld bezogen,
00:00:07: dann hat mein Mann sieben Monate Elterngeld bezogen,
00:00:09: und dann hab ich noch mal anschließend vier Monate Elterngeld Plus bezogen.
00:00:13: Ich hab jetzt einfach diese ganz normale Variante,
00:00:16: einfach zwölf Monate.
00:00:17: Unser erstes Kind war zwei Jahre zu Hause.
00:00:19: Wir haben uns aber alles im ersten Jahr austeilen lassen.
00:00:22: Und jetzt bei unserem zweiten Kind,
00:00:24: sie ist dann ein halb Jahre zu Hause gewesen,
00:00:27: und ich werde jetzt zehn Monate zu Hause bleiben.
00:00:29: Eine ganz schön komplizierte Angelegenheit dieses Elterngeld oder?
00:00:34: Zwölf Monate, fünf Monate.
00:00:37: Welches Elternteil bleibt zu Hause?
00:00:39: Grundsätzlich können alle Elterngeldbeantragen,
00:00:42: ob heterosexuelle Paare, homosexuelle Paare oder Alleinerziehende.
00:00:47: Aber welches Elterngeldmodell am besten passt?
00:00:50: Das muss man erst mal verstehen.
00:00:52: Und genau da liegt der Hund begraben.
00:00:54: Und damit hallo zum Podcast "Zukunft gerecht"
00:00:57: der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:00:59: Ich bin Katharina Schohl und nehme Sie mit
00:01:01: auf eine spannende Reise durch die Welt,
00:01:03: der Fragen, Antworten und Vorschläge
00:01:05: zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.
00:01:08: Und unser Thema dieses Mal, das ist das Elterngeld.
00:01:12: An sich ja eine Supersache.
00:01:15: Eine Familie bekommt Nachwuchs,
00:01:17: der will natürlich versorgt werden,
00:01:19: gerade in den ersten Monaten.
00:01:20: Da ist an Arbeit nichts zu denken.
00:01:23: Das Geld, das braucht die Familie jetzt aber umso mehr.
00:01:26: Und da kommt der Start ins Spiel.
00:01:28: Der ersetzt mit dem Elterngeld
00:01:30: nämlich einen Teil des Gehalts, das wegfällt,
00:01:33: wenn ein Partner zu Hause bleibt.
00:01:36: Aber wie so oft im Leben gibt es eben auch hier
00:01:39: eine zweite Seite der Medaille.
00:01:41: Und die hat es nötig, einmal ordentlich aufpoliert zu werden.
00:01:45: Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat eine Studie erstellt,
00:01:48: in der ermittelt wurde, was an dem jetzigen Elterngeldsystem
00:01:52: ja noch nicht so optimal läuft.
00:01:54: Dabei ist klar geworden, dass vor allem die Einkommensunterschiede
00:01:58: zwischen Männern und Frauen dazu führen,
00:02:00: dass Mütter öfter und länger zu Hause bleiben.
00:02:03: Dieses Problem schauen wir uns hier genauer an.
00:02:06: Fast alle Mütter nehmen Elterngeld,
00:02:08: aber nur knapp die Hälfte der Väter.
00:02:10: Die Mütter nehmen deutlich länger.
00:02:12: Dann ist die Höhe des Elterngeldes deutlich unterschiedlich.
00:02:15: Frauen beziehen ungefähr 500 Euro weniger Elterngeld pro Monat als Väter.
00:02:19: Da ist schon eine Menge Ungleiches in den Nutzungsmustern.
00:02:23: Auch in dem, was man bekommt und wie lange man das macht.
00:02:26: Da sieht man den Arbeitsauftrag, dass da noch was zu tun ist.
00:02:29: Mit der Glechtergerechtigkeit und der Federbeteiligung,
00:02:32: da hakt noch.
00:02:33: Klingt irgendwie ziemlich ungerecht.
00:02:36: Aber wenn man mal zurückblickt, immer noch besser als noch vor einigen Jahren.
00:02:40: Svenja Pfahl vom Forschungs- und Beratungsinstitut Sovitra
00:02:43: sagt nämlich auch,
00:02:45: dass Elterngeld hat durchaus schon einiges erreicht
00:02:48: in Sachen Geschlechtergerechtigkeit.
00:02:51: Als es noch das Erziehungsgeld gab,
00:02:53: haben das um die 2, 3, 4 Prozent der Männer genutzt.
00:02:57: Jetzt mit dem Elterngeld sind es immerhin schon 42 Prozent.
00:03:01: Ein deutlicher Anstieg seit der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007.
00:03:06: Eine Entwicklung, die auch Lisa Sommer
00:03:09: vom Zukunftsforum Familie e.V. begrüßt.
00:03:12: Väter übernehmen heute mehr Sorge für ihre Kinder.
00:03:15: Da hat das Elterngeld sicherlich ganz klar dazu beigetragen.
00:03:18: Und gleichzeitig würden Väter sich, glaube ich,
00:03:21: heute stärker auch über ihre Rolle als Sorgendervater definieren.
00:03:26: Trotzdem, finde ich, zeigt uns auch,
00:03:28: die Studie ist ein Stück weit auch sehr ernüchternd,
00:03:31: was die Nutzungsmuster angeht.
00:03:33: Die sind immer noch relativ geschlechtertypisch.
00:03:36: Frauen übernehmen den Großteil.
00:03:38: Und diese Nutzungsmuster haben sich sehr stark eingeschliffen.
00:03:41: Daran hat sich in den letzten Jahren nicht so viel verändert.
00:03:45: Die Frau bekommt das Kind und bleibt zu Hause.
00:03:47: Der Mann geht arbeiten und schafft das Geld dran.
00:03:51: Die Wissenschaft über diese klassischen Rollenmuster
00:03:53: und Vorstellungen von Elternschaften längst hinausgewachsen ist.
00:03:57: Aber wenn erst mal was in den Köpfen drin ist,
00:04:00: dann will das da eben auch nicht so schnell wieder raus.
00:04:03: Ein Problem ist und bleibt, das wissen wir auch aus den Interviews,
00:04:07: wie es wahrgenommen wird in den Familien,
00:04:09: wie es wahrgenommen wird in den Betrieben.
00:04:12: Es ist ein asymetrisches Grundmodell.
00:04:14: Es wird ständig formuliert.
00:04:16: Es gibt zwölf Grundmonate.
00:04:17: Und wenn der Zweite mitmacht, dann gibt es noch zwei Extras.
00:04:21: Aber auch nicht richtig, wenn immer nur gesagt wird,
00:04:23: die beiden Partnermonate, die der Vater nehmen kann.
00:04:26: Stimmt einfach nicht.
00:04:27: Der Vater kann sieben Monate nehmen, neun, zwölf Monate.
00:04:30: Alles ist möglich.
00:04:32: Aber die permanente Wiederholung auch in allen Unterlagen,
00:04:35: in Medien, in Gesprächen, das ist nicht hilfreich
00:04:38: für die Aufklärung und die Information.
00:04:40: Das heißt, dieses Grundmodell muss anders formuliert sein.
00:04:43: Und unser Vorschlag dazu ist, zu sagen,
00:04:46: warum ist es nicht ein Grundmodell,
00:04:48: was von sieben plus sieben ausgeht?
00:04:50: Wenn es nicht so wird, das ist der Anfang.
00:04:52: Wenn Eltern das nicht so machen wollen,
00:04:55: können sie beantragen, Monate sich gegenseitig zu übertragen.
00:04:58: Sieben Monate bleibt die Mutter zu Hause,
00:05:01: sieben Monate der Vater.
00:05:02: Das wäre nicht nur gerecht,
00:05:04: sondern schafft auch den Raum für unbezahlbare Erfahrungen.
00:05:07: Als Vater zu Hause bei dem Kind zu sein,
00:05:10: bedeutet nicht Verzicht, sondern die Chance,
00:05:12: das eigene Kind bei den ersten Schritten ins Leben zu begleiten.
00:05:16: Das sieht auch Falk Becker, Blogger und Podcaster zu Familie
00:05:20: mit vielen politischen Themen und Vater von zwei Kindern so.
00:05:23: Er hat sich die Elternzeit mit seiner Frau geteilt
00:05:26: und möchte mehr Männer dazu ermuntern,
00:05:28: die Arbeit auch mal Arbeit sein zu lassen.
00:05:31: Wenn ich die Elternzeit nicht genommen hätte,
00:05:33: wenn ich nicht alleine mit meinen Kindern zu Hause gewesen wäre,
00:05:37: dann hätte ich wahrscheinlich nicht verstanden,
00:05:39: dass das ein Fulltime-Job ist, sondern es wichtig zu verstehen,
00:05:43: was der andere in der Zeit, in der er sich um der Erkehrarbeit leistet,
00:05:47: tut und das wertschätzen zu können.
00:05:49: Das kann man meines Erachtens nur, wenn man das selbst gemacht hat.
00:05:52: Falk Becker und seine Frau leben das von den Studienmachern
00:05:56: angestrebte gleichberechtigte Modell.
00:05:58: Leider noch immer ein Einzelfall.
00:06:00: Aktuell ist unser System immer noch überwiegend asymetrisch.
00:06:04: Bedeutet, im Durchschnitt bleibt die Mutter 13,6 Monate zu Hause,
00:06:09: der Vater hingegen nur 3,3 Monate.
00:06:12: Der Vorschlag eines ausgeglicheneren Modells.
00:06:15: Nicht nur für Falk Becker,
00:06:17: sondern auch für Lisa Sommer eine Idee mit Zukunft.
00:06:20: Ich denke, die Partner-Monate, wie sie ja gerade noch heißen,
00:06:24: auszuweiten bis zu einem 7+7-Modell,
00:06:26: würde sicherlich dazu beitragen,
00:06:28: auch mal so ein neues Leitbild zu schaffen.
00:06:31: Also, das ist eben nicht typischerweise,
00:06:33: dass Mütter 12 Monate übernehmen und Väter nur 2 Monate.
00:06:37: Ich denke, dass heute viele Eltern ganz selbstverständlich davon ausgehen,
00:06:40: dass es Elterngeld nur durch ein 12+2-Muster sozusagen nutzbar ist.
00:06:45: Alleine das würde, glaube ich, schon zu einem Wandel beitragen.
00:06:48: Ich glaube, dass es grundsätzlich Sinn machen würde,
00:06:51: die verpflichtenden Monate zu erhöhen für Väter,
00:06:54: also, dass man mindestens auf ein 10+4-Modell ausweicht.
00:06:58: Ich glaube auch, dass es helfen würde,
00:07:01: dass man Elterngeld nicht parallel auszahlt.
00:07:03: Also, dass es diese Reiseurlopsm Monate,
00:07:06: wie man immer so schön sagt, sind.
00:07:08: Sondern dass Väter tatsächlich auch mit ihren Kindern alleine zu Hause sind.
00:07:12: Aber nur einhergehen dann doch mit einer gewissen finanziellen Komponente,
00:07:16: weil es einfach das Problem gibt,
00:07:18: dass Väter sich mehr Elternzeit nicht leisten können.
00:07:21: Und wer sich die Aufgaben teilt, der bekommt ein Geschenk.
00:07:25: Die Partnerschaftsbonus-Monate sind so Pfahl,
00:07:29: einer der interessantesten Aspekte des Elterngeldes,
00:07:32: weil Paare hier eben mit zusätzlichen Monaten
00:07:35: beziehungsweise zusätzlichem Elterngeld belohnt werden,
00:07:38: wenn sie sich die Betreuung der Kinder gleichberechtigt teilen.
00:07:42: Nur wird das noch immer kaum genutzt.
00:07:44: Auch, weil es vielen Eltern gar nicht bekannt ist.
00:07:47: Es muss also mehr Werbung und Aufklärung her.
00:07:50: Theoretisch alles machbar.
00:07:52: Praktisch muss da dann aber doch noch einmal
00:07:55: über den Tellerrand hinausgeblickt werden.
00:07:57: Denn warum ist es denn so, dass es hauptsächlich die Frauen sind,
00:08:01: die nach der Geburt zu Hause bleiben?
00:08:03: Wir haben gesehen, in den letzten Jahren und Jahrzehnten,
00:08:06: da wurden politische Weichen gestellt
00:08:08: für eine bessere Vereinbarkeit mit dem Elterngeld,
00:08:12: und es ist aber so, dass Regelungen weiterbestehen,
00:08:14: die genau das Gegenteil tun,
00:08:16: nämlich Anreize setzen für ein Familien in ihrer Modell.
00:08:20: Diese Regelungen führen auch dazu,
00:08:22: dass für viele Frauen, vor allem Ehefrauen,
00:08:24: sich gar nicht lohnt, Arbeitszeiten auszuweiten
00:08:27: oder überhaupt eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung aufzunehmen.
00:08:31: Wir wissen zum Beispiel auch der Studie,
00:08:34: dass eine partnerschaftliche Nutzung des Elterngelds wahrscheinlich wird,
00:08:38: wenn der Einkommensabstand zwischen den Partner*innen geringer ist.
00:08:41: Das ist wie vor weniger als Männer.
00:08:43: Wollen wir also, dass sich Väter und Mütter
00:08:46: die Aufgaben gleichberechtigt teilen,
00:08:48: muss zunächst an der Gender-Pay-App gearbeitet werden?
00:08:51: Solange Frauen und Männer nicht gleichgestellt sind,
00:08:54: und gleich gut verdienen,
00:08:56: und gleich gute Berufsentwicklungschancen haben,
00:08:59: ist das keine freie Entscheidung, wer arbeitet und wer zu Hause bleibt.
00:09:03: Weil man ja immer von verschiedenen Ausgangspositionen startet.
00:09:06: Das Elterngeld ist eine Einkommensersatzleistung.
00:09:09: Man hat zu viel zu geschaut, wie viel Geld hat Person XY
00:09:13: vor der Geburt verdient.
00:09:14: Von dieser Summe bekommt sie dann einen Teil vom Staat
00:09:17: in Form des Elterngeldes ausgezahlt.
00:09:20: Wer mehr verdient, bekommt also auch mehr Elterngeld.
00:09:23: Das heißt im Umkehrschluss, die Person, die weniger verdient,
00:09:27: bleibt länger zu Hause, sonst lohnt es sich finanziell nicht.
00:09:30: Und das sind in den meisten Fällen eben die Frauen, die zu Hause bleiben.
00:09:34: Wir müssen die Einkommenschancen von Frauen stärker an die von Männern anpassen.
00:09:37: Da darf es keinen Geschlechterunterschied mehr geben.
00:09:40: Wir müssen gucken auf der Gegenseite, dass es noch viel einfacher und normaler akzeptierter wird,
00:09:45: dass Männer auch Teilzeit arbeiten.
00:09:47: Weil ohne dass die Männer auch von über Stunden runtergehen,
00:09:51: werden die Frauen ja auch nicht mehr machen.
00:09:52: Also es ist natürlich immer eine Waage oder eine Balance in dem Paar.
00:09:55: Und wir müssen an beiden Enden arbeiten, dass die Frauen gut im Beruf stehen,
00:09:59: gut verdienen, gute Chancen haben und dass der Mann auch reduziert und abgibt und im Kehrbereich mehr übernimmt.
00:10:04: Ein zusätzlicher Anreiz, die Elternzeit gerechter aufzuteilen,
00:10:08: könnte über die Ersatzrate geschaffen werden.
00:10:11: Diese gibt an, wie viel Gehalt während der Elternzeit ersetzt wird
00:10:15: und liegt je nach Einkommen zwischen 65 und 67 Prozent und wird bei hohen Einkommen gedeckelt.
00:10:22: Das ist ein Punkt, der uns auch schon von den Vetern in den Interviews ganz oft gesagt wurde.
00:10:27: Wieso können nicht die, die es eigentlich vorbildlich machen, die es egalitärer machen,
00:10:30: die es wirklich partnerschaftlich aufteilen, auch honoriert werden durch irgendwas?
00:10:34: Und ein bisschen steckt davon in dieser Idee drin zu sagen,
00:10:37: die Ersatzrate kann doch unterschiedlich ausfallen, je nachdem wie ein Paar sich das aufteilt.
00:10:42: Und man würde das unterstützen, indem man sagt, die ersten bis zu sieben Monate lang
00:10:46: kriegt man eine hohe Ersatzrate, in dem Vorschlag, der auf dem Tisch liegt,
00:10:49: sind das 80 Prozent Einkommensersatz.
00:10:52: Aber ab danach, dann fällt die Quote rund auf 50 Prozent.
00:10:56: So hat man über die Ersatzleistung schon immer ein Anreiz drin zu sagen,
00:11:00: Leute überlegt doch mal, ob es nicht vielleicht gleicher aufteilen wollte.
00:11:03: Für viele Familien würde es sich durchaus lohnen, dieses Modell einmal durchzurechnen,
00:11:07: gerade wenn das Geld nicht so locker sitzt und jeder Cent zählt.
00:11:11: Und sind wir doch mal ehrlich, bei wem ist das aktuell nicht der Fall?
00:11:15: In Zeiten immens steigender Verbraucherpreise.
00:11:18: Alles wird teurer, Strom, Lebensmittel.
00:11:21: Das Elterngeld nimmt darauf allerdings wenig Rücksicht.
00:11:25: Und vergessen wir an dieser Stelle auch die Corona-Krise nicht.
00:11:28: Viele Familien haben dadurch zusätzliche Einbußen erlitten,
00:11:31: sei es durch Teilzeit oder gar den Verlust des Jobs.
00:11:35: Wir wissen, dass Arme und armutsbedrohte Familien besonders gelitten haben
00:11:39: und auch in Umfragen sagen, dass sie die Krise nicht gut überstanden haben.
00:11:44: Und ich denke, diese Zeit, auch diese Krise hat auch für uns noch mal deutlich gemacht,
00:11:49: was Familien brauchen, was auch armutsbedrohte Familien brauchen.
00:11:52: Und ich finde, das lässt sich immer noch gut mit dem Dreiklang aus
00:11:56: Zeit, Geld und Infrastruktur zusammenfassen.
00:11:58: Generell gilt, Familien mit kleinem Einkommen brauchen mehr Unterstützung.
00:12:03: Deshalb fordert das Zukunftsforum Familie auch,
00:12:06: das Elterngeld für diese Familien zu erhöhen.
00:12:09: Das Elterngeld und all die damit verbundenen Möglichkeiten
00:12:13: mögen auf dem Papier zwar für alle gleich sein.
00:12:16: Die Realität ist jedoch eine andere.
00:12:18: Die soziale Gerechtigkeit, da ist eben schnell zu sehen,
00:12:21: wenn man sich die Datenlage anguckt.
00:12:23: Es gibt verschiedene Bausteine im Elterngeld,
00:12:25: das die gar nicht wirklich für alle in jeder beliebigen Weise nutzbar sind.
00:12:28: Aus finanziellen Gründen.
00:12:30: Das klingt erstmal gut.
00:12:31: Man hat die Basismonate, man kann Elterngeld Plus machen.
00:12:33: Man kann die Partnerschaftsbonusmonate in Anspruch nehmen.
00:12:37: Aber es ist eben auch da,
00:12:38: dass unterschiedliche Erwerbseinkommen vor der Elterngeldphase
00:12:42: entscheidet ganz stark darüber mit, wie man es macht.
00:12:45: Also, die, die besser verdienen, haben mehr Wahlmöglichkeiten
00:12:48: und können sich auch zum Beispiel häufiger fürs Elterngeld Plus entscheiden.
00:12:51: Wahlmöglichkeiten bietet das Elterngeld in der Tat reichlich.
00:12:55: Mal ganz unabhängig davon, wie diese tatsächlich genutzt werden können.
00:12:59: Der Haken an der Sache.
00:13:00: Viele der Angebote sind den meisten Eltern gar nicht bekannt
00:13:04: oder es fällt ihnen schwer, ihre Vor- und Nachteile zu verstehen.
00:13:08: Irgendwie, finde ich, sollte es einem einfacher möglich sein,
00:13:11: die beste Lösung für sich selbst rauszufinden.
00:13:14: Ich finde, da steigt man nicht so richtig durch,
00:13:16: wenn man jetzt nicht so einen Beratungstermin in Anspruch nimmt.
00:13:18: Ein Problem, das nicht nur viele Eltern beklagen,
00:13:21: sondern auch vom Zukunftsforum Familie bemängelt wird.
00:13:24: Wir haben es immer begrüßt, dass diese Leistung so viele Komponenten hat
00:13:28: und ja so viele Möglichkeiten zulässt.
00:13:30: Gleichzeitig ist es natürlich schwierig zu durchblicken für viele Eltern.
00:13:34: Ich finde, das sieht man unter anderem auch daran,
00:13:36: dass zum Beispiel der Partnerschaftsbonus so selten genutzt wird.
00:13:39: Und ich denke, da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten,
00:13:41: das zu vereinfachen.
00:13:42: Also, einmal, digitalen Zugang zu vereinfachen zu diesen Leistungen.
00:13:46: Aber ich denke, eine ganz große Rolle spielen da auch die Betriebe
00:13:50: und zum Beispiel auch die Betriebsräte.
00:13:52: Also, ich denke, es muss vor Ort auch Normalität werden,
00:13:55: dass man Elternzeit nimmt und dass man Elterngeld unterschiedlich nutzt.
00:13:58: Die digitalen Angebote, die Lisa Sommer angesprochen hatte,
00:14:02: gibt es in Form sogenannte Elterngeldrechner.
00:14:05: Einfach ins Netz gehen, da sind sie schnell zu finden.
00:14:07: Allerdings haben auch die ihre Schwachstellen.
00:14:10: Das funktioniert auch erst für diese Standard-Situation ganz gut,
00:14:13: wenn man jetzt die totalen besonderen Dinge hat
00:14:15: und dann noch hier Zwillinge und mehrere Kinder
00:14:18: eines noch und gerade Selbstständigkeit.
00:14:20: Und diese Kombifälle, da wird es dann ein bisschen schwieriger
00:14:22: mit dem Elterngeldrechner.
00:14:23: Da ist man dann schnell bei dem Wunsch,
00:14:25: dass man doch lieber eine persönliche Beratung hätte,
00:14:27: wo man das mal durchsprechen kann.
00:14:28: Aber es ist auf jeden Fall ein ganz wichtiges Einstiegsangebot.
00:14:32: Ausnahmen bestätigen die Regel.
00:14:34: Und wer nicht in die Standardschublade passt,
00:14:36: wird mit den digitalen Angeboten nicht wirklich weiterkommen.
00:14:40: Die Konsequenz ist, dass Elterngeld wird am meisten von Müttern genutzt.
00:14:44: Nur 42 Prozent der Väter nehmen es in Anspruch.
00:14:47: Außerdem haben viele das 12+2-Modell vor Augen,
00:14:50: wovon gerade mal zwei Monate als Väter-Monate bezeichnet werden,
00:14:54: obwohl flexiblere Aufteilungen erwünscht und möglich sind.
00:14:58: Gäbe es die Möglichkeit, sich persönlich beraten zu lassen,
00:15:02: mit einer Person die individuellen Bedürfnisse zu besprechen
00:15:05: und auf dieser Basis gemeinsam die beste Lösung zu finden,
00:15:08: sähe die Welt schon etwas anders aus.
00:15:11: Hier kommt aber schon der nächste Haken.
00:15:13: Denn Beratungspersonal ist,
00:15:15: wie in vielen anderen Bereichen auch, nicht immer ausreichend verfügbar.
00:15:19: Und das wirkt sich nicht nur auf das Beratungsangebot aus,
00:15:23: sondern auch darauf, wie lange es dauert,
00:15:26: bis ein Elterngeldantrag durch ist und das Geld tatsächlich fließt.
00:15:30: Das kann gut und gerne schon mal bis zu sechs Monate dauern.
00:15:33: Auch eine Sache, für die viele Eltern kein Verständnis haben.
00:15:37: Ich würde mir natürlich auch wünschen,
00:15:39: dass es so ganz einfach wäre, einen Lina 4 Zettel,
00:15:42: man fühlt ihn aus und schon ist alles geritzt.
00:15:44: Aber es ist halt eine Einkommensersatzleistung
00:15:47: und das alles durchzurechnen, ist halt komplex.
00:15:50: Wer hat wie viel vorher verdient,
00:15:52: gibt es eventuell Sozialleistungen, die berücksichtigt werden müssen.
00:15:56: Das muss erst mal ermittelt werden, ganz individuell von Fall zu Fall.
00:16:01: Und das ist eben nicht in einer Stunde getan.
00:16:04: Trotzdem. Manchmal steht uns die deutsche Bürokratie da schon im Wege.
00:16:09: Nicht nur bei der Antragsstellung,
00:16:11: sondern auch wenn diese bereits eingetütet ist.
00:16:14: Etwas mehr Lockerheit wäre manchmal angebracht.
00:16:17: Wünscht sich auch Svenja Pfahl.
00:16:19: Es gibt natürlich so viele Ausnahmen und Einzel- und Sonderfälle.
00:16:22: Da würde ich mir manchmal wünschen,
00:16:24: dass es im Zweifel ein bisschen verständnisvoller
00:16:27: und für die Antragsstelle entschieden wird.
00:16:29: Also wenn man dann krank geworden ist,
00:16:31: wenn was für einen insolvent gegangen ist,
00:16:33: wenn man dann sein Zeitkorrektor doch nicht einhalten konnte,
00:16:36: dass da nicht ein bisschen mehr Verständnis für die Vielfalt des Lebens
00:16:40: sozusagen da ist und dass man da nicht auch mal sagen kann,
00:16:43: das war so geplant, aber es kam auf der Betriebsseite einfach anders.
00:16:47: Also da kann man ganz bestimmt auch mal eine pragmatische Lösung finden.
00:16:50: Eine egalitäre Arbeitsteilung
00:16:52: und gleichberechtigte Nutzung des Elterngeldes.
00:16:55: Gleiches Gehalt für Frauen und Männer.
00:16:57: Soziale Gleichheit. Eine einfache Abwicklung.
00:17:01: Die Studie der Friedrich-Ebert Stiftung hat gezeigt,
00:17:04: dass eng all diese gesellschaftlichen Strukturen miteinander verwoben sind.
00:17:08: Es reicht nicht aus, sich einfach das Elterngeld vorzuknüpfen.
00:17:12: Es muss sich generell etwas ändern.
00:17:14: Das schätzt auch Vater Volkbecker so ein.
00:17:17: Ich glaube tatsächlich, dass es so ein Dreiklang ist,
00:17:20: aus Arbeitgebern, Politik die Rahmenbedingungen setzen muss
00:17:24: und den Männern selbst.
00:17:26: Also natürlich, Politik muss es schaffen,
00:17:29: Rahmenbedingungen zu setzen, damit Eltern schafft,
00:17:32: dass nicht völlig unattraktiv wird.
00:17:34: Arbeitgeber müssen Eltern vermitteln,
00:17:37: dass es möglich ist, gute Arbeit zu leisten
00:17:40: und Karriere zu machen, obwohl man Vater ist.
00:17:43: Und es liegt natürlich auch an den Vätern oder werdenden Vätern selbst.
00:17:47: Also man muss sich natürlich fragen, was möchte ich,
00:17:50: was ist mir wichtig oder wie will ich diese Vaterrolle leben.
00:17:53: Die Welt hat sich verändert.
00:17:55: Familien haben sich verändert.
00:17:57: Es gibt neue Krisen, die bewältigt werden müssen.
00:18:00: Darauf müssen wir reagieren.
00:18:02: Und das bedeutet eben auch, dass Elterngeld,
00:18:04: dass sich seit seiner Einführung 2007 nicht grundlegend geändert hat,
00:18:06: ins Jahr 2022 zu holen.
00:18:08: Auch, wenn das bedeutet,
00:18:10: dass der Staat tiefer in die Tasche greifen muss:
00:18:12:
00:18:14:
00:18:16: Es ist einfach so wichtig, dass Familienleben gelingt.
00:18:18: Wo soll das als Gesellschaft denn hinführen,
00:18:20: wenn wir nur Familien haben, die zusammenbrechen
00:18:22: überlastet sind
00:18:24: und nur Paare,
00:18:26: die sich gegen Kinder entscheiden.
00:18:28: Wir haben ja gerade
00:18:30: nicht die Wahl zu sagen:
00:18:32: Wollen wir das machen oder nicht,
00:18:34: sondern es ist ganz wichtig für unsere Gesellschaft,
00:18:36: dass wir diese Phasen,
00:18:38: in denen Menschen Unterstützung brauchen,
00:18:40: um Familien zu gründen oder Care Arbeit in Familien zu übernehmen,
00:18:42: dass wir das begleiten und fördern und das kostet was und das muss auch was kosten und das müssen wir uns dann auch leisten.
00:18:44: Mit diesem prägnanten Statement verabschieden wir uns und
00:18:46: freuen uns, wenn sie den Podcast
00:18:48: Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung abonnieren.
00:18:50: Sie finden uns
00:18:52: auf Spotify, Apple Podcast und
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00:18:56: Ich sage danke fürs Zuhören
00:18:58: bei „Zukunft gerecht“,
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