Was junge Menschen von der Politik erwarten | 18 Zukunft gerecht

Shownotes

2024 dürfen Jugendliche ab 16 Jahren das erste Mal bei einer Europawahl ihre Stimme abgeben. Aber wissen sie auch, wen sie wählen wollen? Unsere Studie „Krisenerwachsen“ zeigt, dass junge Menschen sich oft nicht von der Politik gesehen fühlen und ihre Interessen nicht in den Parteiprogrammen widergespiegelt finden. Auf der anderen Seite sind sie insgesamt zufrieden mit dem Funktionieren der Demokratie. Was Politiker:innen nun tun sollten, damit diese Zufriedenheit nicht kippt, verdeutlichen unsere Expert:innen im Podcast.

Mit: Nicole Loew (FES), Philipp Siewert (DGB), Christian Lüders (Jugend-Experte), Kerstin Ott (FES), Moderation: Katharina Schohl

Studie "Krisenerwachsen - Wie blicken junge Wähler:innen auf Politik, Parteien und Gesellschaft?"

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00:00:00: Hallo zum Podcast "Zukunft gerecht" der Friedrich Ebert Stiftung.

00:00:08: Ich bin Katharina Scholl und nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt der

00:00:13: Fragen, Antworten und Vorschläge zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.

00:00:18: 2024 steht eine Neuerung im Wahlrecht an.

00:00:22: Junge Menschen ab 16 Jahren dürfen bei den Europawahlen ihre Stimme abgeben.

00:00:28: Und daher fragen wir uns, wie die junge Generation die aktuelle Politik wahrnimmt und bewertet.

00:00:34: Die Friedrich Ebert Stiftung hat dazu im Zuge ihrer Studie "Krisen erwachsen" – Jungwähler*innen

00:00:40: und ihr Blick auf Politik – mit mehr als 4.000 Wahlberechtigten zwischen 16 und 30 Jahren

00:00:46: gesprochen.

00:00:47: Über ihre Erwartungen, Wünsche, Vorstellungen, aber auch darüber, was die aktuellen Krisen

00:00:53: mit ihnen machen.

00:00:54: Viele haben gerade die Corona-Krise erst hinter sich gelassen, die ganz starke Auswirkungen

00:00:59: auch auf ihr Berufs- und Ausbildungsleben hat.

00:01:01: Und dann kommt direkt danach der Krieg, der dann zu dieser immensen Teuerung geführt

00:01:06: hat, was junge Menschen besonders merken, weil sie in der Regel mit einem niedrigeren

00:01:12: Einkommen einen höheren Anteil für Wohnen, für Energie und auch für Grundnahrungsmittel

00:01:17: ausgeben.

00:01:18: "Das ist eine doppelte Krisenerfahrung, die jetzt eine Generation junger Menschen

00:01:23: mitmacht und die dann in der Folge sich ganz stark die Frage stellt, wie kann ich für

00:01:29: mich da Sicherheit gewinnen?"

00:01:31: Sagt Philipp Sievert, Referent der Jugendorganisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes.

00:01:37: Finanzkrise, Klimawandel, Corona-Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation und Energiekrise.

00:01:43: Keine junge Generation der Nachkriegszeit hat solch verdichtete Krisenzeiten erlebt,

00:01:48: wie die jetzt 16- bis 30-Jährigen.

00:01:50: Und natürlich geht das nicht spurlos an ihnen vorbei.

00:01:54: "Wir haben viel mit ihnen über Werte gesprochen, die ihnen wichtig sind oder Ziele fürs Leben

00:01:59: und da haben wir natürlich viel getroffen, was sich seit Jahren eigentlich in Studien

00:02:02: mit jungen Menschen zeigt.

00:02:04: Also postmateriale Werte sind wichtig, gute Freundschaften, Familie etc.

00:02:08: Aber ganz oben dabei sind halt und das war jetzt neu materialistische Fragen, das heißt

00:02:13: zum Beispiel finanzielle Sicherheit.

00:02:15: Und das hat sich auch in den Gesprächen gezeigt, dass sowohl durch die Corona-Krise, aber

00:02:20: jetzt auch natürlich durch die Folgen des russischen Angriffskrieges viele sich einfach

00:02:24: ganz konkret sorgen, um zum Beispiel Wohnraum machen.

00:02:26: Und das gepaart mit einer immer noch eigentlich hohen Lebenszufriedenheit.

00:02:30: Auch die Bildungssituation wird eigentlich noch als gut angesehen trotz Corona-Krise.

00:02:35: Es ist halt diese Mischung eigentlich, man ist nicht grundunzufrieden mit der Lage, aber

00:02:39: man ist halt ja schon zuteilend disillusioniert."

00:02:42: Die Jugend von heute ist pragmatisch geworden, sagt die Studienverantwortliche aus der FES

00:02:48: Nicole Löw.

00:02:49: "Man erwartet nicht mehr vielleicht so ganz große Sprünge, sondern man erwartet

00:02:52: schon, dass es besser wird und dass man daran auch mitarbeiten kann und was ändern kann.

00:02:57: Und das wurde jetzt auch kein Totalversagen von Politik zum Beispiel viel diskutiert,

00:03:01: was ich ziemlich ermutigen finde, weil wenn man jetzt Schüler*innen oder Student*innen

00:03:06: während Corona war, könnte man ja auch sagen, habe ich keine Lust mehr drauf, die haben

00:03:09: das nicht gut geregelt, aber das war halt überhaupt nicht so.

00:03:12: Es ist nur, die Erwartungen sind halt ein bisschen kleiner, als sie vielleicht mal waren, aber

00:03:16: sie sind nicht da, okay, es tut keiner mehr was für mich.

00:03:18: Es müsste nur mehr getan werden."

00:03:20: Die Politik hat in den Augen der Jugendlichen nicht komplett versagt, aber so richtig viel

00:03:26: erwarten sie von ihr dann auch nicht mehr.

00:03:28: Und damit nehmen die Krisen und die Art, wie die Politiker*innen sie zu bewältigen versuchen,

00:03:33: auch unmittelbaren Einfluss darauf, wie die jungen Menschen unser demokratisches System

00:03:38: im Ganzen bewerten.

00:03:40: Es ist jetzt kein großer Rückgang in der Demokratie zu Friedenheit und das politische System wird

00:03:44: auch noch als funktionierend angesehen bei einem Großteil der Befragten, aber halt in

00:03:48: Einzelteilen nicht mehr so produktiv, würde ich sagen.

00:03:51: Und wir haben uns ja speziell um Parteien angeschaut, also wie stehen junge Menschen

00:03:55: zu Parteien und eigentlich alle Befragten sagen, ja, Parteien sind wichtig für das Funktionieren

00:04:00: von Demokratie, also diese Grundfunktion wird schon anerkannt.

00:04:03: Gleichzeitig sagen knapp über die Hälfte, für mich ist da nichts bei.

00:04:07: Und das ist natürlich, was alle politischen Akteure eigentlich hellhörig werden lassen

00:04:11: muss, wenn junge Menschen sich da nicht mehr wiederfinden.

00:04:14: Und das lag an mehreren Punkten, einerseits, dass viele gesagt haben, die machen keine

00:04:19: Politik für mich, die machen Politik für die Leute über 40 oder noch älter und denen

00:04:23: ist auch bewusst, dass sie mit uns keine Wahlen gewinnen.

00:04:25: Das fand ich zum Beispiel auch ein ziemlich überraschendes Ergebnis.

00:04:28: Also sie haben halt nicht aufgegeben, sondern die Wolle von Politiker*innen und Parteien

00:04:32: angesprochen werden.

00:04:33: Und ich glaube, wenn man sich dann irgendwann nicht mehr wiederfindet, dann verliert man

00:04:36: natürlich auch noch mehr das Interesse.

00:04:38: Eine Einschätzung, die Philipp Sievert vom DGB teilt.

00:04:42: Dort, wo junge Menschen mit dem Staat in Beruhr kommen, also zum Beispiel in der Berufsschule,

00:04:46: da fühlen sich oft vernachlässigt, denn wenn wir uns Berufsschulen angucken in Deutschland,

00:04:50: dann sehen wir einen riesigen Investitionsschau, genauso in Universitäten oder Hochschulen,

00:04:54: in allgemeinen Schulen.

00:04:55: Und das ist dann nachvollziehbar, dass junge Leute eigentlich sagen, wenn hier nichts getan

00:04:59: wird, dann wird nichts für mich getan und das bort eine gewisse Distanz auf zur Politik,

00:05:03: die am Ende zu einem problematischen Verhältnis führt.

00:05:06: Dabei sollten wir aber nicht den Fehler machen und ein problematisches Verhältnis, wie Sie

00:05:11: was es nennt, mit Desinteresse oder Gleichgültigkeit gleichzusetzen.

00:05:15: Ein Großteil der jungen Menschen interessiert sich sehr wohl für Politik, sagt Kerstin

00:05:20: Ott aus dem Team Jugend und Politik der FES und sie möchten ernst genommen werden.

00:05:26: Die Studie zeigt, dass junge Menschen nicht nur eine hippe Kampagne oder junge Kandidaten

00:05:31: von der Politik erwarten, sondern Politik erwarten, die wirklich ihre Interessen einbezieht, ihre

00:05:35: Sorgen, die in der Studie auch ganz deutlich geworden sind.

00:05:38: Und die Sorgen sind inzwischen auch ganz deutlich die Frage, was wird aus ihrer Zukunft mit

00:05:42: Blick auf Themenwohnen, Arbeit.

00:05:44: Und das heißt für uns in der praktischen Jugendbildungsarbeit, dass wir diese Themen

00:05:47: natürlich auch aufgreifen.

00:05:48: Da haben wir auch im letzten Jahr einen Anlauf genommen, sperrige Themen aufzunehmen.

00:05:52: Wir haben uns mit Finanzpolitik beschäftigt, Steuertemen, Investitionen, Schulden.

00:05:57: Und das ist vielleicht der erste Impuls nochmal auch zu gucken, sind die Themen in unserem

00:06:00: Jugendprogramm, die junge Menschen wirklich umtreiben.

00:06:03: Die Studie hat gezeigt, Jugendliche sorgen sich um ihre Zukunft und das betrifft auch

00:06:09: die ferne Zukunft.

00:06:10: Wir bringen jetzt bald selbst eine Erhebung raus, da stehen wir fest, dass 79% der jungen

00:06:16: Beschäftigten sich Sorgen um ihre Rente machen.

00:06:18: Das ist ja jetzt nicht das, was wir als Jugendthema sehen, aber das ist etwas, was junge Leute

00:06:22: beschäftigt.

00:06:23: Und ich glaube, das fällt manchmal im parteipolitischen oder parteiugumpolitischen hinten rüber, dass

00:06:29: eigentlich junge Leute auch auf alle anderen großen Themen einen sehr klaren Blick haben.

00:06:33: Zwei weitere Themen, die die Befragten in der Studie als besonders wichtig hervorgehoben

00:06:38: haben, sind die Sozial- und Klimapolitik.

00:06:41: Doch häufig finden sich diese beiden Themen nicht ausreichend gespiegelt in den Parteiprogrammen.

00:06:47: Und das kann langfristig zum Problem werden.

00:06:50: Bei jungen Menschen ist es natürlich noch ein bisschen anders als bei Alten, die schon

00:06:53: länger wählen gehen und vielleicht dann sagen, ich wähle die Partei trotzdem, weil ich wähle

00:06:57: die schon immer.

00:06:58: Diese Art von Parteidentifikation haben junge Menschen ja noch nicht.

00:07:01: Und deshalb sagen sie dann eher, wenn mich das beides nicht überzeugt, wähle ich halt

00:07:04: gar nicht.

00:07:05: Und das führt natürlich dazu, dass noch weniger junge Menschen wählen, weil sie halt einfach

00:07:08: kein überzeugendes Angebot dafür sich finden.

00:07:11: Die Jugendlichen fühlen sich von den bestehenden Parteien nicht genügend repräsentiert und

00:07:16: sie haben das Gefühl, dass das auch gar nicht das Ziel ist.

00:07:19: Häufig sind wir uns bei der Geäußerheit, dass junge Menschen nie das Gefühl haben,

00:07:23: dass sie tatsächlich als Gruppe der jungen Wähler*innen angesprochen werden und dass

00:07:27: sie zum Beispiel auch in den letzten Wahlkämpfen oder so gar nicht mehr das Gefühl hatten,

00:07:30: dass sie eine Rolle spielen.

00:07:31: Und vor allen Dingen auch dieses vielleicht ein bisschen mehr außerhalb der eigenen Parteigrenzen

00:07:37: denken, was Themen angeht, weil gerade dieser Wunsch nach der Verbindung von Sozialem und

00:07:41: Klimaschutz, der ist so wichtig für diese Generation, dass man das eigentlich nicht

00:07:45: einfach liegen lassen kann.

00:07:47: Und das Verständnis dafür, dass das noch nicht passiert eigentlich bei allen Parteien,

00:07:52: das hält sich halt in Grenzen und das war schon ziemlich deutlicher Appell.

00:07:55: Die Jugendlichen haben ganz klar die Vermutung geäußert, dass den Politiker*innen ihre

00:07:59: Stimmen egal sind.

00:08:01: Bestätigt wird dieses Gefühl dadurch, dass viele Politiker*innen mit einigen Ausnahmen

00:08:07: sich in der Regel nicht allzu viel Mühe geben, den Kontakt mit den jungen Menschen zu suchen.

00:08:12: Dabei wünschen sich das viele der Befragten, vor allem auch dort, wo sie sich am meisten

00:08:16: austauschen und informieren – auf den Social-Media-Kanälen.

00:08:27: Ja, aber es kann halt auch schnell peinlich werden zum Beispiel oder es kann halt unseriös sein.

00:08:32: Und diese Angst davor sozusagen, dass halt Desinformationen auch eine Rolle spielen auf Social Media,

00:08:38: die war schon allen sehr präsent und deshalb gab es jetzt da nicht die Antwort, okay, so soll das eigentlich aussehen,

00:08:43: aber dass es halt in der Wahrnehmung der Jungwähler in gar nicht stattfindet, wurde halt auch nicht positiv gesehen.

00:08:48: Christian Lüders war bis 2020 zuständig für die Erstellung der Kinder- und Jugendberichte der Bundesregierung

00:08:55: und hat diese Diskussion auch schon häufig miterlebt.

00:08:58: Seiner Meinung nach haben die Politiker*innen Nachholbedarf, wo sie am besten Jungwähler*innen begegnen können.

00:09:06: Es ist so simpel wie einfach, ein junger Mensch schrockt auf Politik anders aus, wenn ihm mal ein leibhaftiger Politiker begegnet ist.

00:09:13: Und zwar in seiner Lebenswelt. Klassen, die Klassenfahrten nach Berlin, wunderbar.

00:09:17: Aber das Gespräch zu suchen, nach außen zu gehen, sich zu stellen, in einen jungen Freizeitheim zu gehen, das ist sicherlich ein Weg.

00:09:23: Das andere ist, man muss Plattformen schaffen, wo auch junge Menschen hinkommen.

00:09:28: Der Austritt in einem Bier zählt, muss ich jetzt nichts dazu sagen.

00:09:31: Das ist nicht unbedingt der Ort, wo man dann politische Kommunikation mit jungen Menschen hat und wo junge Menschen das Gefühl haben,

00:09:36: dass sie ihre Anliegen einbringen können und ansprechen können.

00:09:40: Und dann, wie viele Politiker, ich hab's nie gezählt, haben eigene, jugentypische Kanäle, in denen sie kommunizieren,

00:09:46: in denen sie austauschen, mit denen sie mit jungen Leuten reden, mit denen Dialoge entstehen.

00:09:50: Da entstehen wahre Fangruppen, von ganz verblüffenden Abgeordneten, die niemand sonst gar nicht kennen.

00:09:55: Aber die sind plötzlich bekannt, weil sie die Kommunikation mit jungen Menschen suchen.

00:10:00: Das kann auch nicht jeder, ist auch klar, muss auch nicht jeder.

00:10:03: Aber in der Summe, glaube ich, ist da schon noch viel Luft nach oben.

00:10:07: Neben dem "wo" ist aber auch das "wie" entscheidend.

00:10:11: Ich glaube, es gibt einen dringenden Bedarf, politische Kommunikation jugendgerechter zu gestalten.

00:10:16: Da meine ich jetzt nicht, politische Inhalte auf Memes zu reduzieren, aber das so zu kommunizieren,

00:10:23: dass das anschlussfähig ist und die Hintergründe erläutern, Zusammenhänge erläutern.

00:10:27: Schauen Sie sich mal an, was es an Angeboten in einfacher Sprache gibt,

00:10:31: wo politische Zusammenhänge so verstanden werden, ohne dass ich vorher

00:10:35: eine halbe Studie um eine Sozialkunde hinter mich habe.

00:10:37: Ich hab's verzeifelt versucht, wo in dieser Republik wird das fölerale System jugengerecht erklärt.

00:10:42: Ich verstehe aber ohne dieses fölerale System überhaupt nichts.

00:10:45: Ich verstehe überhaupt nicht, warum Herr Scholz nicht für die Schule zuständig ist und da nichts macht,

00:10:50: obwohl mich das permanent ärgert, was da eigentlich geschieht.

00:10:53: Also, da gibt es so viele an elementaren Dingen zu vermitteln

00:10:57: und es gibt so wenig wirklich gutes Material.

00:10:59: Also, wir haben da, glaube ich, einen erheblichen Nachholbedarf.

00:11:02: Das Ziel muss sein, Jugendliche als konstruktive Partner zu sehen

00:11:06: und gemeinsam mit ihnen die Zukunft zu gestalten.

00:11:09: Dafür brauchen sie aber erst mal die nötigen Skills,

00:11:12: also das Wissen, warum etwas so ist, wie es ist und was das konkrete bedeutet.

00:11:17: Ich kann das die Perspektive jungen Menschen nachvollziehen,

00:11:20: dass sie sagen, sie fühlen sich da nicht aufgehoben.

00:11:22: Wenn ich sowas höre, fange ich immer das Gespräch an

00:11:24: und gehe die Bundestags-Tagesordnung der letzten drei Wochen durch

00:11:28: und dann werde ich ganz schnell finde, wie viele Themen dort verhandelt worden sind,

00:11:32: die für junge Menschen höchstgradig relevant sind,

00:11:35: was dann aber fehlt, das so runterzubrechen,

00:11:37: dass der junge Menschen auch versteht, das hat was mit ihm zu tun,

00:11:40: das hat Auswirkungen.

00:11:41: Und wer den Bundestag verfolgt, wird überall sehen,

00:11:45: ja, da passiert permanent was, aber es muss dann halt auch vermittelt werden.

00:11:48: Und ich bin überzeugt, dass es sehr, sehr viel mehr Jugendpolitik gibt,

00:11:52: als da, wo Jugendoffiziell draufsteht.

00:11:54: Nur das wird nicht so gelabelt, das kommt auch nicht so an

00:11:57: und da gibt es, glaube ich, ein ziemlich großes Vermittlungsproblem.

00:12:00: Dass eine gute politische Bildung immens wichtig ist,

00:12:03: das unterstreicht auch Kerstin Ott und sie macht deutlich,

00:12:07: politische Bildung findet nicht nur auf dem Papier statt.

00:12:10: Neben dem Aufgreifen von Themen, die junge Menschen wichtig sind,

00:12:12: ist uns wichtig, junge Menschen Beteiligung zu ermöglichen,

00:12:15: Erfahrung zu ermöglichen mit Demokratie

00:12:17: und auch diese demokratische Kultur sozusagen an Orten zu stärken,

00:12:21: wo junge Menschen einfach beschäftigt sind,

00:12:23: Schule in der Gemeinde, dem eigenen Stadtviertel,

00:12:25: in Jugendvereinen, auch in Sportvereinen.

00:12:27: Wir sind auf kommunaler Ebene auch dabei,

00:12:30: um dort eben dieses demokratische Bewusstsein zu stärken

00:12:33: und auch dieses Vertrauen, als junger Mensch befähigt zu sein,

00:12:35: auch mitzusprechen, dass es selbstverständlich wird,

00:12:37: sich einzubringen.

00:12:38: Politik muss erlebt und gelebt werden.

00:12:42: Erst wenn wir etwas aktiv tun,

00:12:44: dann verstehen wir es auch und können etwas verbessern.

00:12:47: Ein großer Schritt dahin, die Jugend mehr in die politischen Prozesse einzubeziehen,

00:12:51: wird nächstes Jahr gemacht,

00:12:52: wenn bei der Europawahl auch schon die 16-Jährigen wählen dürfen.

00:12:56: Jugendliche an die Politik und unser demokratisches System heranzuführen,

00:13:01: das kann aber auch schon im Kleinen geschehen.

00:13:03: In der Berufsschule, am Arbeitsplatz oder der Uni.

00:13:06: Wie Leute auf Politik sehen, hat auch was mit ihren persönlichen Interessen zu tun.

00:13:09: Also vielleicht überspitzt gesagt, was bringt mir das?

00:13:12: Wo wird's mal am Ende besser gehen oder Leuten, wie mir besser gehen?

00:13:16: Und wenn ich mich engagiere im Betrieb in der Gewerkschaft,

00:13:19: dann kann ich was Konkretes erreichen,

00:13:21: auch in einem Zeithorizont, der noch erlebbar ist.

00:13:23: Das ist jetzt in Parteipolitik.

00:13:25: Sind die Zeithorizonte schon anders und die Themen oft abstrakter?

00:13:28: Und ich glaube, diese Erfahrung, da ganz konkret was zu bewirken,

00:13:32: das ist ganz wichtig auch.

00:13:33: Aber das ist leider leichter gesagt als getan,

00:13:36: denn an vielen Stellen müssen dafür erst mal die entsprechenden Weichen gestellt werden.

00:13:41: Da gibt es zwei grundsätzliche Dinge.

00:13:42: Einmal müssen wir die Demokratie in der Wirtschaft, den Betrieb fördern.

00:13:45: Das heißt, dort, wo Gewerkschaftsarbeit, Betriebs- und Arbeitsarbeit behindert wird,

00:13:49: muss der Staat auch verfolgen, den der das tut.

00:13:52: Und darüber hinaus ist Demokratie oder Beteiligung etwas, was Zeit braucht.

00:13:57: Und das braucht auch die Sicherheit zu wissen,

00:14:00: dass wenn ich das tue, dass ich davon keine negativen Folgen habe,

00:14:03: weil meine wirtschaftlichen Verhältnisse dann trotzdem sicher sind.

00:14:06: Das heißt, ich brauche einen Einkommen, was mir gestattet, das zu tun.

00:14:09: Und ich brauche auch Zeit, das zu tun.

00:14:12: Wenn ich jetzt 40 Stunden die Woche arbeite,

00:14:14: so gerade vielleicht über die Runden komme, dann habe ich nicht den Kopf dafür.

00:14:17: Arbeitszeitverkürzung, ein Thema, was wir ja grundsätzlich jetzt in letzter Zeit viel diskutiert haben,

00:14:23: kann auch in diesem Sinne demokratief fördern sein.

00:14:26: Aber die wirtschaftlichen Verhältnisse, also gute Löhne, Tariflöhne und zu wissen,

00:14:30: ich habe in dieser Hinsicht "ersorgen frei" die Möglichkeit, mich zu betätigen, das ist ganz wichtig.

00:14:35: Die Jugend ist unsere Zukunft.

00:14:38: Ich gebe zu, dieser Spruch ist total abgedroschen.

00:14:41: Deshalb ist er aber nicht weniger wahr.

00:14:43: Wenn wir junge Menschen nicht rechtzeitig in unser politisches System einbeziehen

00:14:48: und ihnen die Möglichkeit geben, es aktiv mitzugestalten,

00:14:51: dann verlieren sie womöglich das Interesse.

00:14:54: Wenn wir unsere Demokratie also nicht sich selbst überlassen wollen,

00:14:58: dann müssen wir jetzt diejenigen stärken, die unsere Demokratie in einigen Jahren hauptsächlich lenken werden.

00:15:04: Youth Mainstreaming heißt die Lösung.

00:15:07: Ich glaube, ganz grundsätzlich, ich glaube, wovon es mir geben muss,

00:15:11: ist, glaube ich, auch das einfach mehr Bewusstsein für die Bedeutung von politischer Bildung

00:15:15: mit jungen Menschen, von Beteiligung, auch von guter Politik mit jungen Menschen und für junge Menschen.

00:15:20: Auch wenn sie eine Minderheit der Wähler darstellen.

00:15:24: Weil das unsere Demokratie insgesamt stärkt und auch die Zukunftsinteressen sichert.

00:15:27: Was viele junge Menschen umtreiben, sind ja Dinge, die unsere Gesellschaft insgesamt gut tun.

00:15:31: Ein gutes Bildungssystem mit Chancen für alle soziale Absicherungen, die niemanden alleine lässt.

00:15:37: Eine nachhaltige Klimapolitik, die unsere alle lebensgrundlangen sichert.

00:15:40: Ich glaube, dieses Bewusstsein, das könnte schon auch noch verstärkt werden und breiter präsent sein.

00:15:45: Die Parteien müssen ihr Programm für Jugendliche und junge Erwachsene anpassen.

00:15:50: Ihre Sorgen und Wünsche ernst nehmen und ihnen konkrete Angebote machen.

00:15:55: Um zu verstehen, was der Jugend wichtig ist, müssen sie aber erstmal mit der Jugend in Kontakt treten.

00:16:00: Nicht dort, wo es für sie am einfachsten ist, sondern da, wo sich das Leben der jungen Menschen abspielt.

00:16:06: Letztendlich profitieren wir alle davon.

00:16:08: Denn eine jugendgerechte Politik ist eine auf die Zukunft ausgerechtete Politik.

00:16:14: So dass niemand mehr Angst um seine Rente haben muss und klimagerechtes und nachhaltiges Leben für alle möglich wird.

00:16:22: Und damit sind wir auch schon wieder am Ende unserer aktuellen Folge "Zukunft gerecht", dem Podcast Defkritrich Ebert Stiftung.

00:16:29: Ich sage vielen Dank fürs Zuhören.

00:16:30: Wir freuen uns, wenn Sie den Podcast abonnieren und möchten Ihnen ebenfalls unseren Podcast "Zukunft gerecht Talk" empfehlen.

00:16:37: In unserer aktuellsten Folge ist Natascha Strobel, Politikwissenschaftlerin aus Wien zu Gast.

00:16:43: Sie finden uns auf Spotify, Apple Podcasts und allen anderen bekannten Podcast-Plattformen.

00:16:50: [Musik]

00:16:52:

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