Wie wir die Mitte für den Klimaschutz gewinnen | 21 Zukunft gerecht

Shownotes

Klimaschutz ja, aber nicht auf meinem Rücken – das denken sich viele. Trotzdem ist das Problembewusstsein für die Gefahren des Klimawandels vorhanden und in der Folge auch der Wunsch geeignete Maßnahmen dagegen zu ergreifen. Große Teile der Bevölkerung erwarten ein schnelles und effizientes Handeln von der Politik und sind bereit Einschränkungen mitzutragen, wenn dabei die Entlastung von benachteiligten Menschen mitgedacht wird. Warum nun eine klare Kommunikation von ambitionierter Klimapolitik und deren Auswirkungen nötig ist, beleuchten wir mit unseren Expert*innen aus Politik, Wissenschaft und Aktivismus.

Mit: Matthias Miersch (SPD), Rainer Faus (Pollytix), Darya Sotoodeh (Fridays for Future). Moderation: Kerstin Pelster

Mehr zum Thema: Vertrauensfrage Klimaschutz

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00:00:00: Sie ist eine der größten, wenn nicht sogar die größte Herausforderung, der wir Menschen

00:00:09: uns aktuell zu stellen haben.

00:00:11: Die Klimakrise.

00:00:12: Die Folgen des Klimawandels schon jetzt unübersehbar.

00:00:15: Wir müssen handeln, sofort.

00:00:17: Aber wie?

00:00:18: Und vor allem wer?

00:00:20: Dieser und weiteren Fragen rund um das Thema Klimaschutz gehen wir in dieser Episode nach

00:00:25: und damit hallo zum Podcast "Zukunft gerecht" der Friedrich Ebert Stiftung.

00:00:29: Ich bin Kerstin Pelster und nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt der

00:00:33: Fragen, Antworten und Vorschläge zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.

00:00:38: Wie ist die Stimmung in unserem Land?

00:00:40: Sind die Menschen in Deutschland angesichts der aktuellen Krisenstimmung überhaupt noch

00:00:44: empfänglich für das Thema Klimaschutz?

00:00:46: Das haben Rainer Faus und sein Team in der Studie "Vertrauensfrage Klimaschutz" der

00:00:51: Friedrich Ebert Stiftung erforscht.

00:00:53: Ja, also wir haben rausbekommen zum einen, dass das Thema tatsächlich eins ist, was den Leuten

00:00:58: wichtiger ist, als man aktuell denken möchte, weil es ja auch ein bisschen im Hintergrund

00:01:03: gerückt ist, im letzten Jahr medial.

00:01:05: Allerdings ist es tatsächlich so, dass es bei vielen Menschen tatsächlich immer noch

00:01:09: eine ziemlich große Rolle spielt.

00:01:11: Es wird außerdem auch gesehen, dass die Bundesregierung aktuell im Bereich Klimaschutz, dass die

00:01:18: Anstrengungen der Bundesregierung als nicht ausreichend angesehen werden und dass man

00:01:22: sich durchaus mehr Action wünscht in dem Bereich.

00:01:26: Ziel der Studie ist es zu beleuchten, mit welcher Mehrheit in der Bevölkerung sich

00:01:30: eine ambitionierte Klimapolitik tatsächlich umsetzen lässt.

00:01:34: Dazu haben Faus und seine Kollegen untersucht, welche Bevölkerungsgruppen Einschränkungen

00:01:39: in Kauf nehmen, um die sozialökologische Transformation mit voran zu treiben.

00:01:43: Außerdem hinterfragen sie, wie akzeptiert Klimaschutzmaßnahmen in der Bevölkerung

00:01:48: sind und wie die Problemlösungskompetenz der Regierung wahrgenommen wird.

00:01:52: Für viele Bürgerinnen und Bürger geht es nämlich mittlerweile nicht mehr um das

00:01:56: "ob", sondern viel mehr um das "wie" und insbesondere das "wie stark" Klimaschutzmaßnahmen

00:02:01: angewendet werden.

00:02:02: Das mag jetzt ein bisschen überraschen, weil gerade im letzten Jahr ja ganz besonders

00:02:07: viel Opposition war gegen das Thema.

00:02:09: Die kam aber zum einen aus einer ganz bestimmten Richtung zum großen Teil, nämlich von denen,

00:02:16: die wir als die Misstrauischen bezeichnen.

00:02:18: Eine Gruppe, die etwa 25 Prozent der Gesamtbefüllgerung ausmacht und die sich kaum für Klimaschutzmaßnahmen

00:02:24: gewinnen lässt.

00:02:25: Es sei denn, sie kann selbst einen Nutzen daraus ziehen.

00:02:28: Das sind jetzt nicht alles Menschen, die sagen, prima wann gibt's nicht.

00:02:31: Es sind aber welche darunter, die das sagen.

00:02:34: Also es gibt keinen oder aber erst nicht Menschen gemacht.

00:02:37: Viele davon sagen aber einfach auch, ja, das gibt's, warum sollte aber Deutschland hier

00:02:42: immer zuerst sagen?

00:02:43: Grundsätzlich, so zeigt die Studie, sind die meisten Menschen in Deutschland an einer

00:02:47: effektiven Klimapolitik interessiert.

00:02:49: Das gilt insbesondere für diejenigen, die in der Studie als "progressive" bzw. "klimaprogressive"

00:02:55: bezeichnet werden.

00:02:56: Sie machen ein Drittel der Gesamtbefüllgerung aus.

00:02:59: Ihnen kann es in Sachen Klimaschutz gar nicht schnell genug gehen.

00:03:03: Und auch die Mitte der Gesellschaft, sprich so um die 40 Prozent, ist für Klimaschutzmaßnahmen

00:03:08: aktivierbar.

00:03:09: Damit die Bürgerinnen und Bürger in Handlungen kommen bzw. geplante Maßnahmen aber zumindest

00:03:14: akzeptieren, müssen diese aber transparent und nachvollziehbar sein.

00:03:18: Mit Einzelmaßnahmen, die sich auch zum Teil widersprechen aus Sicht der Leute, können

00:03:23: Sie wenig anfangen.

00:03:24: Es muss irgendwie in ein großes Ganzes eingefügt sein.

00:03:29: Man muss natürlich auch sehen, dass die meisten Leute sich nicht jeden Tag mit Politik beschäftigen,

00:03:34: sondern ein paar Minuten pro Woche.

00:03:35: Und dann muss das einfach ein stimmiges Bild ergeben.

00:03:38: Das hat es aus Sicht der Leute in den letzten Jahren nicht immer.

00:03:42: Das findet auch die Sprecherin von Fridays for Future Daria Soto de.

00:03:47: Für sie sind die Ergebnisse der Studie wenig überraschend.

00:03:50: Natürlich freut sie sich darüber, dass der Klimaschutz bei so vielen Menschen noch im

00:03:53: Bewusstsein ist.

00:03:54: Gleichzeitig bemängelt sie aber, dass die Politik nicht schnell genug handelt bzw.

00:03:58: bisherige Ergebnisse wenig greifbar sind.

00:04:01: Wir sehen das ähnlich und weil natürlich auch seit Jahren die Situation ein bisschen

00:04:08: abgeschrieben ist, dass viele Menschen die Klimakrise auf dem Schirm haben und als Krise

00:04:14: und Bedrohung anerkennen.

00:04:15: Und auch klar sagen, es braucht da politische Maßnahmen.

00:04:19: Aber genau daran scheitert es.

00:04:22: Und das ist ja auch am Ende das, was wir fordern.

00:04:24: Unser Ziel ist, dass die Politik entsprechend handelt, nämlich für die Menschen und auch

00:04:30: so, wie die Menschen es sich wünschen.

00:04:32: Wobei die Politik in den vergangenen Jahren durchaus Erfolge in Sachen Klimaschutz auch

00:04:36: weisen konnte.

00:04:37: Darauf aber ist der SPD-Bundestagsabgeordnete Matthias Mirsch.

00:04:41: Gerade im Vergleich zur Politik der großen Koalition, wo sich die Regierungsparteien

00:04:45: in vielen der elementaren Bereiche überhaupt nicht verständigen konnten, hat das Thema

00:04:50: seiner Ansicht nach mit der Ampelkoalition ordentlich Fahrt aufgenommen.

00:04:53: Eines der Hauptergebnisse und Erfolge ist meines Erachtens der wirklich jetzt spürbar massiver

00:04:59: Ausbau der erneuerbaren Energien, in dem wir ins Gesetz geschrieben haben, dieser Ausbau

00:05:04: ist von überragenden öffentlichen Interessen.

00:05:07: Das heißt, diese ganzen Abwägungen gegen Denkmalschutz und sowas können so jetzt nicht

00:05:11: mehr stattfinden.

00:05:12: Das heißt, die Erneuerbaren haben Vorfahrt.

00:05:14: Wir haben das Wind auf Landgesetz gemacht, wo wir die Bundesländer verpflichten bis

00:05:18: 2030, bestimmte Flächen auszuweisen.

00:05:21: Das heißt, das ist eine ganz neue Dynamik, die man jetzt auch spürt.

00:05:25: Und das, dieses Spüren, das ist der große Unterschied.

00:05:29: Bislang nämlich war Klimaschutz eher abstrakter Natur.

00:05:32: Abstrakt sind alle für Klimaschutz.

00:05:35: Und das ist das, was wir als Klimapolitiker ja auch überall immer wieder spüren, wenn

00:05:40: es dann konkret wird.

00:05:42: Dann sind die Ängste da.

00:05:43: Und wir haben viele, viele Jahre Klimaschutz sehr abstrakt, ja auch betrieben, indem

00:05:49: wir für die Leute abstrakt, indem wir beispielsweise Kraftwerke umgestaltet haben, Industriebereiche

00:05:56: aufgrund der Wiedervereinigung umgewandelt haben, ohne dass die Einzelne der Einzelne

00:06:01: es gespürt hat.

00:06:02: Ganz anders aber verhält es sich, wenn Klimaschutzmaßnahmen Bereiche das alltäglichen Leben

00:06:06: stangieren.

00:06:07: Wenn Klimaschutz nicht mehr nur das umgestaltete Kraftwerk ist oder das abstrakte Offshore-Windrad,

00:06:13: sondern die eigene Heizung und das eigene Mobilitätsverhalten betrifft.

00:06:17: Dann kommt es zu Widerständen.

00:06:19: Und dann mislingt der Politik, ihre selbstgesteckten Klimaziele fristgerecht zu erreichen.

00:06:24: Und meine These ist, wir reißen sie, weil wir eben auch dort die Bereiche haben, wo

00:06:31: die Auswirkungen jede und jeder unmittelbar spürt.

00:06:34: Das Heizungsgesetz ist das erste Mal jetzt, wo wir den Gebäudebereich richtig angegangen

00:06:40: haben.

00:06:41: Und wir sehen jetzt oder wir haben gesehen, welche Debatten damit verbunden waren, weil

00:06:47: auch und das ist ja ein Aspekt auch der Studie völlig falsch und schlecht kommuniziert worden

00:06:53: ist am Anfang.

00:06:54: In der Tat.

00:06:55: Wenn wir uns an die Heizungsdebatte im vergangenen Jahr zurück erinnern, dann war das, was die

00:07:00: Politik, der kommuniziert hat für viele Bürgerinnen und Bürger, überhaupt nicht nachvollziehbar.

00:07:05: Resumiert auch Meinungsforscher und Studienentsteller Rainer Faus.

00:07:08: Das Heizungsgesetz letztes Jahr war einfach in kommunikativer Super-Gau.

00:07:13: Da ist ziemlich alles schief gegangen, was bei so einer Initiative auch schief gehen

00:07:17: kann.

00:07:18: Man war sehr schnell, ich sage jetzt mal kommunikativ, auf dem ja im Hintertreffen und

00:07:24: hatte das kommunikativer Heft.

00:07:25: Das haben uns ganz woanders gehabt.

00:07:27: Natürlich bei der Gegenseite, bei den Misstraußen und deren Medien.

00:07:31: Und es war tatsächlich nicht mehr sinnvoll einzufangen danach.

00:07:35: Und es hat tatsächlich auch in der Breite ziemlich viel Vertrauen zerstört.

00:07:40: Vertrauen, dass sich die Parteien nun mühsam zurückerarbeiten müssen.

00:07:44: Umso wichtiger sollte es ihnen eigentlich sein, den Menschen jetzt Orientierung zu

00:07:48: geben.

00:07:49: Und zwar sowohl durch Kommunikation als auch durch Handlung.

00:07:52: Das ist aber bislang noch nicht gelungen, findet Daria Sotode von Fridays for Future.

00:07:57: Was wir aber gerade sehen, ist faktisch einmal das wichtige Maßnahmen, die klimagerecht

00:08:04: sind, wo fass ich das mal zusammen.

00:08:06: Zum Beispiel günstige ÖPNV-Tickets, zum Beispiel Klimageld.

00:08:11: Dass diese Sachen immer wieder infrage gestellt werden und wo sie schon mal angekündigt

00:08:15: wurden, dass sie sich verzögern und das vermittelt natürlich ein Bild von "Na ja so wichtig

00:08:19: ist uns das nicht".

00:08:20: Und dementsprechend haben die Menschen dann auch mehr Angst vor Klimaschutzmaßnahmen,

00:08:23: weil sie immer befürchten müssen, dass sie im gleichen Zuge nicht entlastet werden

00:08:29: politisch und dann eben diese Kosten am stärksten zu tragen bekommen.

00:08:32: Und in der Kommunikation ist es dann auch deshalb schwierig, weil der Grund, warum

00:08:38: solche Sachen immer wieder infrage gestellt werden, sind ja auch zwischenparteiliche Streitigkeiten

00:08:43: in der Regierung.

00:08:44: Weshalb die Politik aktuell auch ganz allgemein unter einem Vertrauensverlust leidet.

00:08:48: Das, so sagt Rainer Faus, hat auch noch andere Gründe, heißt aber auch, dass bis in die

00:08:54: Mitte der Gesellschaft das Gefühl da ist, die Politik mache besser gar nichts, bevor

00:08:58: sie etwas falsch macht.

00:09:00: Und das ist ein Trend, den sehen wir jetzt so seit zwei, drei Jahren.

00:09:03: Und es hilft natürlich dann bei einem Thema, wo eigentlich Aktivität notwendig wäre,

00:09:09: um es nach vorne zu bringen und wo nicht nur, ich sage es mal, Verwaltung notwendig ist.

00:09:13: Das Status quo ist es natürlich dann ganz besonders schwierig.

00:09:16: Dass in weiten Teilen der Bevölkerung Zweifel bestehen, ob die Politik die Klimakrise wirklich

00:09:21: in den Griff bekommt, geht auch an Matthias Miersch nicht vorbei.

00:09:24: Er spürt seit der Corona-Pandemie, wie die Gesellschaft immer weiter auseinanderdriftet.

00:09:29: Eine Polarisierung, die er nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern wahrnimmt.

00:09:34: Ich glaube, dass bei diesem Thema Vertrauen in die Politik auch Social Media eine ganz,

00:09:39: ganz wichtige Rolle spielt.

00:09:40: Das ist die eine der größten Herausforderungen für Demokratien jetzt, weil auch dort wird

00:09:46: ja gerade, zum Beispiel, es gibt keinen von Menschen gemachten Klimawandel oder was bringt

00:09:51: es, wenn wir hier mit ein Prozent vorangehen und die Chinesen nicht, also diese ganzen

00:09:56: Narrative existieren.

00:09:57: ja da im Netz und die machen es auch in einer wirkungsvollen Klimaschutzpolitik nicht leichter.

00:10:04: Aufgabe der Politik muss es sein, den Bürgerinnen und Bürgern einen stringenten Fahrplan vorzulegen und

00:10:10: zu erklären, warum Anstrengungen für eine erfolgreiche Transformation zu einem klimafreundlichen Land

00:10:16: notwendig sind und wohin die Reise in Deutschland geht. Damit entzieht sie nämlich antidemokratischen

00:10:22: Akteur*innen gleichzeitig den Nährboden für deren Ideologie und kann damit verhindern, dass Klimawandel

00:10:28: skeptische und womöglich leugnendem Positionen bzw. Desinformationen in breite Teile der Gesellschaft

00:10:34: einsickern. Man kann und beim Heizungsgesetz habe ich es jetzt erlebe ich es in den letzten Wochen,

00:10:40: dass wenn man es erklärt, die Leute durchaus mitgenommen werden können, zumal wenn wir sehen,

00:10:45: dass 2045 das Ziel ist klimaneutral zu leben tatsächlich, also zu heizen beispielsweise. Ein

00:10:53: anderes Beispiel, wo wir, finde ich, hätten noch viel viel mehr mitmachen können, ist das 49-Euro-Ticket

00:10:58: im Verkehrsbereich, wo es also für viele, nicht für alle, gerade im ländlichen Raum nicht, aber für

00:11:04: viele ein Mehrwert geben kann im Mobilitätssektor. Und das sind so für mich Schritte, wo wir als

00:11:10: Politik beweisen müssen, auf der einen Seite Erklären, Kommunizieren, aber auf der anderen Seite

00:11:14: auch durch konkrete Taten auch Dinge attraktiv zu machen, die dann das Neue abbilden. Attraktiv,

00:11:24: das heißt für viele, so dass es mit dem eigenen Geldbeutel gut vereinbar ist. Denn klimapolitische

00:11:30: Maßnahmen müssen, dass es ein weiteres Ergebnis der Studie, sozial verträglich sein. Klimaschutz

00:11:36: muss auf jeden Fall abfedern, dass das Menschen mit geringen und mittleren Einkommen da ganz

00:11:41: besonders drunter leiden. Das ist jetzt insbesondere nach der Gaskrise von vor zwei Jahren, die ja

00:11:48: tatsächlich und der Inflation, die da aufgefolgt ist, die ja auch tatsächlich jetzt im Nachfries

00:11:53: Deutschland ja eine ganz ungewöhnlich hohe war, spielt es noch mal eine ganz andere Rolle. Also

00:11:59: alles, was aktuell kostet, ist tatsächlich mit Menschen mit mittleren Einkommen ganz schwierig,

00:12:06: nur zu verargumentieren. Dass in den Klimaschutz investiert werden muss, und zwar besser heute

00:12:11: als morgen, das steht für den Großteil der Bevölkerung außer Frage. Unklar, aber ist den meisten,

00:12:17: wo das Geld herkommen soll. Sie haben Angst, dass die Klimakrise an sich, aber eben auch die

00:12:22: Bekämpfung der Klimakrise am Ende ja auf ihren Schultern landet und dass sie quasi diese Last am

00:12:28: stärksten tragen müssen. Und das ist verständlich, das heißt es braucht Ausgleichsmaßnahmen, es braucht

00:12:34: Sachen wie das Klimageld, es braucht Umschulungsmaßnahmen, wenn Bereiche wegfallen oder Arbeitsplätze

00:12:43: wegfallen. Genau, also sehr viel. Und gleichzeitig aber auch eine entsprechende Kommunikation,

00:12:47: dass die Regierung das auf dem Schirm hat, dass ihr das wichtig ist und dass Menschen nicht ständig

00:12:53: Angst haben, dass ihre Existenz gefährdet ist, wenn irgendwelche zwischenparteilichen

00:12:59: Streitigkeiten anfallen. Und das sehen wir gerade auch in der Regierung, dass über jede

00:13:04: Maßnahme dann doch wieder neu verhandelt wird und das ist eben auch so ein bisschen die Gefahr,

00:13:08: diese ständige Unsicherheit und Sprunghaftigkeit. Klimaschutz kostet Geld, das ist Fakt. Besser ist

00:13:14: es aber jetzt in die Transformation zu investieren, sagt Sozialdemokrat Matthias Miersch. Er befürwortet

00:13:20: daher jetzt einmal tief in die Tasche zu greifen. Bei den Investitionen sage widersprechig eindeutig

00:13:27: all denen, die sagen, woher soll das Geld kommen. Denn wenn wir nichts tun, werden die Klima folgen,

00:13:33: volkswirtschaftlich unter die Decke gehen und insofern gilt es eher, Folgekosten zu vermeiden.

00:13:39: Das allerdings wird nur gelingen, wenn wir tatsächlich die Einzelne, den Einzelnen mitnehmen,

00:13:46: indem wir auch fördern. Das heißt, wie wir es jetzt beim Heizungsgesetz gemacht haben,

00:13:51: dass es auch ein Förderprogramm gibt, sodass keiner überfordert wird, wenn umgestiegen wird.

00:13:56: Denn das oder werden muss, denn das ist, glaube ich, bei vielen auch das Gefühl gewesen, so eine Ohnmacht.

00:14:04: Jetzt soll ich mir eine neue Heizung anschaffen und woher soll ich das denn nehmen.

00:14:09: Genau hier muss Politik nun mit gezielten Förderprogrammen nachlegen. Viele Bürgerinnen sind

00:14:14: nämlich durchaus bereit in den Klimaschutz zu investieren. Ziel der Politik muss es also sein,

00:14:19: mit Hilfe einer planvollen und klaren Kommunikation Bürgerinnen aus mittleren und progressiven

00:14:24: Segmenten zurück zu gewinnen. Kommunikativ muss dazu der erste Aufschlag sitzen. Eine zweite Chance,

00:14:31: ohne größeren Schaden anzurichten, gibt es nicht mehr. Wenn der Politik das gelingt,

00:14:36: dann lassen sich sogar diejenigen aktivieren, die dem Klimaschutz sonst misstrauisch gegenüberstehen.

00:14:42: Wenn man denen sagt, irgendwie du kannst Geld sparen, wenn du irgendwie einen Balkonkraftwerk hast

00:14:48: und du kriegst es auch noch gefördert vom Staat, dann kann ich selbst misstrauisch

00:14:53: dafür gewinnen. Also wenn die Instrumenteler nutzen, da ist es super. Wenn es niedriger und

00:14:58: mittlere Einkommen belastet, ist es aktuell ein ganz heißes Eisen. Und dann muss auch ein

00:15:03: Ausgleich relativ deutlich kommuniziert werden. Wobei Ausgleich in Sinne von dem Klimageld ist

00:15:12: eine tolle Sache. Wenn man es verstanden hat, ist aber keine Sache, die da draußen intuitiv

00:15:16: den Leuten klar ist, was das eigentlich tut. Also das ist ein ganz dickes Brett zu bohren, kommunikativ.

00:15:22: Aktuell haben die Menschen einfach große Angst, dass am Ende sie die Kosten tragen müssen. Die

00:15:27: finanzielle Mehrbelastung aufgrund der Inflation ist ein Stressfaktor für weite Teile der Bevölkerung

00:15:32: bis in die mittleren und höheren Einkommen rein. Lebenshaltungskosten, die steigen,

00:15:37: Mieten, die steigen, das kann man nicht wegdiskutieren, sagt Rainer Faus.

00:15:41: Was allerdings auch gesehen wird, wenn man mal ein bisschen in die Narrative reingeht, die man den

00:15:47: Leuten irgendwie, die man unters Volk bringen könnte, wird schon gesehen und ist auch angelegte

00:15:53: Bevölkerung des Wissen, dass man im Grunde jetzt bei der Transformation mitmachen muss und die

00:16:00: Wirtschaft zukunftsfähig machen muss, damit auch eben übermorgen noch die Arbeitsplätze da sind,

00:16:04: die guten Arbeitsplätze der Zukunft. Die muss ich heute schaffen, sonst machen es anders.

00:16:09: Wird ja auch zum Teil getan und es ist selbst eine Sache, die bei Teilen der Misstrauischen tatsächlich

00:16:16: verstanden wird. In den progressiven Segmenten und der Mitte ist das ziemlich stark gesetzt schon.

00:16:24: Also wer jetzt nichts macht, ist im Grunde übermorgen abgeheim. Neben der ökologischen

00:16:29: Moßpolitik daher auch die soziale Dimension des Klimawandels in den Vordergrundstellen.

00:16:34: Nur so können breite Teile der Bevölkerung mit und Ängste genommen werden. Deswegen wünscht sich

00:16:40: Daria Soto de von Fridays for Future auch nicht nur Klimaschutz, sondern Klimagerechtigkeit.

00:16:46: Und da haben wir auch in beiden Maßnahmen Katalog von ausbeugehörbarer Energien ein bisschen

00:16:52: zur Verkehrswende. Das ist gerade auch so ein bisschen unser Fokus. Wir hatten jetzt die

00:16:57: Kampagne "Wir fahren zusammen", in der wir mit den Beschäftigten des ÖPNV mit Bus und Bahnfahrern

00:17:04: zusammen gestreikt haben und zusammen Forderungen aufgestellt haben, dass der ÖPNV bis 2030

00:17:10: verdoppelt wird, dass einfach massiv investiert werden muss, es muss vom Verkehrsministerium kommen.

00:17:14: Weil auch das ein sehr, sehr wichtiger Faktor ist für soziale Gerechtigkeit und Klima. Und in diese

00:17:21: Richtung wollen wir weiter arbeiten. Wir wollen uns weiter vernetzen mit Menschen, auch vor allem

00:17:26: mit verschiedenen arbeitenden Menschen, die vielleicht bisher noch nicht so dabei waren,

00:17:32: was Klimaschutz angeht und zeigen, dass wir im besten Fall zusammen auch das Beste für uns

00:17:37: alle erreichen. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass gute politische Kommunikation

00:17:42: entscheidend ist, um die Bürger*innen mitzunehmen. Daher muss der Fokus ganz klar darauf liegen,

00:17:47: klimapolitische Maßnahmen durchdacht und Transparenz zu kommunizieren. Außerdem können und müssen

00:17:54: nicht alle von einer ambitionierten Klimapolitik überzeugt werden. Die Mitte der Gesellschaft

00:17:59: und progressiv geprägte Segmenten sind durchaus bereit, Klimaschutzmaßnahmen mitzutragen.

00:18:04: Vor allem der Mitte muss die Effektivität und Notwendigkeit klimapolitischer Initiativen

00:18:10: vermittelt werden, denn sie macht rund 40% der Bevölkerung aus. Für Arbeitnehmer*innen ist es

00:18:15: wichtig, die wirtschaftliche Überlebensfähigkeit zu sichern. Dies ist vor allem mit Klimaschutz

00:18:21: und Fortbildungsmaßnahmen in der Gegenwart zu erreichen, um die Arbeitsplätze der Zukunft zu

00:18:26: sichern. Die Erhebungen der Studie Vertrauensfrage Klimaschutz haben gezeigt, dass die progressiven

00:18:32: Segmenten und die Mitte Verbote nicht gänzlich ausschließen. Allerdings muss in Verbotsfällen

00:18:37: mit Gegenkampagnen und starken Widerstand von den Misstrauischen gerechnet werden. Daneben zeigt

00:18:42: sich, politische Lehrstellen müssen mit Leben gefüllt werden. Ein Klimaschutz, der die mittleren

00:18:48: und progressiven Segmenten mitnimmt, wird von Bürger*innen der Zeit nicht wahrgenommen. Politik

00:18:53: muss ihre langfristige Strategie, wie sie Deutschland bis 2045 klimaneutral machen will,

00:18:59: mit den Menschen teilen. Und zwar so, dass jeder sie versteht. Meines Erachtens wird Klimaschutz,

00:19:05: Energiewende nur gelingen, wenn wir einen investierenden Staat haben, der tatsächlich

00:19:10: Härten vermeidet, der Brücken baut, gerade für die, die im mittleren Einkommensegment sind,

00:19:15: die nicht von Transferleistungen abhängig sind, die aber auch nicht so viel auf der Kante haben,

00:19:20: dass sie irgendwie einen Invest stemmen können. Und natürlich die Infrastruktur, die von den

00:19:25: Netzen angefangen, auch staatlich aus meiner Sicht mitfinanziert werden muss.

00:19:29: Und damit sind wir auch schon wieder am Ende unserer aktuellen Folge Zukunftgerecht,

00:19:33: dem Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung. Ich sage vielen Dank fürs Zuhören. Wir freuen uns,

00:19:39: wenn Sie unseren Podcast abonnieren und möchten Ihnen auch unseren Podcast

00:19:43: Zukunftgerecht Talk empfehlen. Sie finden uns auf Spotify, Apple Podcast und allen

00:19:48: bekannten Podcast-Plattformen.

00:19:50: [Musik]

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