Nicht weniger Mensch – Wie Demokratieerziehung funktioniert | 27 Zukunft gerecht
Shownotes
"Nicht weniger Mensch" ist der Leitspruch von Nora Imlau, Autorin für Familienthemen, wenn es um die Partizipation von Kindern geht. Kinder lernen idealerweise schon früh, dass ihre Stimme Gewicht hat und sie mitentscheiden dürfen. Und doch ist Familie keine Demokratie. Wie Demokratieerziehung hingegen in Kita und Schule gelingt, erfahren wir durch unseren Experten Sven Teuber, Bildungsminister von Rheinland-Pfalz, der erfolgreiche Projekte wie Kinderparlamente und die "Schule der Zukunft" vorstellt.
Mit: Nora Imlau (Autorin), Sven Teuber (Bildungsminister RLP), Ellen Diehl (FES), Jana und Eleni (AWO-Kita). Moderation: Katharina Schohl
Mehr im FES-Handbuch "Demokratie. Zum Nachdenken, Begeistern und Machen"
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00:00:05:
00:00:12: Wenn wir zum Beispiel den Erwachsenen jetzt was
00:00:15: sagen
00:00:15: wollen, was für ein Kind sehr wichtig ist, dass sie uns dann auszuhören.
00:00:22: Aber nicht nur zuhören, dass auch wirklich umgesetzt wird.
00:00:27: Also ich spreche halt jetzt nicht nur für mich, sondern auch für alle
00:00:31: Kinder.".
00:00:32: Das waren Eleni und Jana aus der Avokita in Neu-Wied, die sich dort im Kinderparlament engagieren.
00:00:38: Wie wichtig es ist, schon in allerkleinsten zu vermitteln, was Demokratie bedeutet, wie sie funktioniert und dass auch sie schon eine aktive Rolle darin spielen können.
00:00:47: Darüber wollen wir heute sprechen.
00:00:48: Mit unseren Expertinnen klären wir, wie diese demokratische Teilhabe im Einzelnen aussehen kann.
00:00:54: warum sie langfristig für uns alle wichtig ist und welchen Herausforderungen wir uns auf diesem Weg noch stellen müssen.
00:01:00: Die zwei Mädchen aus dem Kinderparlament kommen später noch einmal zu Wort.
00:01:04: Und damit begrüße ich Sie zu dieser neuen Folge unseres Podcasts Zukunftrecht der Friedrich-Ebert-Stiftung.
00:01:11: Ich bin Katharina Schohl und nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt der Fragen, Antworten und Vorschläge zu vielen Themen bereichen unserer Zukunft.
00:01:20: Demokratie findet nicht nur auf der großen politischen Bühne statt, sondern eben auch im ganz kleinen.
00:01:26: Nora Imlau, selbst Mutter von vier Kindern und Journalistin für Familienthemen, beschreibt in ihrem Artikel, nicht weniger Mensch, Demokratieerziehung in der Familie, im Demokratiehandbuch der Friedrich-Ebert-Stiftung, wie diese Partizipation in der Familie konkret gelebt werden kann, nennt gleichzeitig aber auch Grenzen.
00:01:44: Familien sind sozusagen die Basis der Demokratieförderung.
00:01:47: Kinder, die in Familien groß werden, indem sie die Erfahrung machen, dass ihre Stimme zählt, dass Partizipation möglich ist, werden geschult in den Fertigkeiten, die sie eben auch brauchen, um in einem demokratischen Staat als Demokrat in den Agieren zu können.
00:02:00: Und gleichzeitig ist eine Familie keine Demokratie in dem Sinne, dass eben nicht alle das gleiche Stimmrecht haben.
00:02:07: Und das wäre für Kinder eben auch nicht förderlich, wenn sie das Gefühl hätten im Familiengefüge, dass sie sozusagen nur Mehrheiten organisieren müssen.
00:02:16: Und dann lässt sich alles durchsetzen.
00:02:19: Weil Kinder, und das ist einfach ihrem Entwicklungsstand und ihren Entwicklungsaufgaben geschuldet, sehr stark im Moment denken, sehr wenig noch in der Lage sind, rein kognitiv die langfristigen Konsequenzen von Handlungen abzuwägen und deswegen darauf angewiesen sind, dass erwachsene Führungsaufgabe übernehmen.
00:02:36: In der Familie, wo sie sozusagen die unterschiedlichen Bedürfnisse der verschiedenen Familienmitglieder langfristig in gute Bahnen lenken.
00:02:43: Familie ist zwar die Basis der Demokratie, selbst aber keine Demokratie widerspricht sich das nicht.
00:02:50: Nein, sagt Imlau.
00:02:51: Weil
00:02:51: wir das Beispiel nehmen, es ist Donnerstagabend, zwanzig Uhr, und drei Kinder haben beschlossen, wir wollen jetzt noch Kinoabend mit Popcorn machen, und sie sind mehr als die zwei Eltern, die es bei ihnen zu Hause gibt.
00:03:02: Dann kann es trotzdem gute Gründe geben, dass Eltern sagen, nein, das machen wir jetzt nicht.
00:03:07: Morgen ist Schule oder Kindergarten.
00:03:09: Und gleichzeitig, bedarf sie participatives Familienleben, dann eben nicht so eine Basta-Pedagogik walten zu lassen.
00:03:15: Wie könnt ihr es wagen, überhaupt diese Vorstellung hier in den Raum zu stellen?
00:03:19: in den Austausch zu gehen und zu sagen, ihr wünscht euch so was, da können wir gerne darüber sprechen, vielleicht können wir das am Samstag machen, also durchaus auch Handlungsräume zu ermöglichen und die Interessen ernst zu nehmen, aber eben auch die Fürsorgeverantwortung, was Gesundheit, Sicherheit, Strukturen des Familienalltags angeht, dass die sozusagen in den Händen der Erwachsenen liegen.
00:03:41: Das Konzept Familie ist zwar keine Blaupause für das, was wir eigentlich unter Demokratie verstehen, aber Demokratie erwächst aus ihr.
00:03:50: Beziehungsweise sie bringt die Demokratinnen von morgen her vor.
00:03:54: Wenn wir von Demokratie in der Familie sprechen, dann meinen wir also eigentlich eher Demokratieerziehung, das vermitteln demokratischer Werte.
00:04:02: etwas, das viele Eltern in ihrer eigenen Kindheit nicht erleben durften.
00:04:06: Viele Eltern haben erfahren, dass es nicht emotional sicher ist, Eltern zu widersprechen, ihre regelenden Frage zu stellen, vielleicht auch offen aufzubegehren gegen bestimmte Anweisungen.
00:04:19: Und deswegen ist das für viele Eltern eine große Aufgabe, diese eigenen Kindheitserfahrungen kritisch zu reflektieren und zu überlegen, was davon will ich in meinem eigenen Familienleben mit meinen Kindern so weiterleben?
00:04:31: und wo will ich?
00:04:32: auch den nächsten Schritt gehen, meine Kinder zu vollwertigen Mitbürgerinnen sozusagen hier in diesem Familiengefüge zu machen, ohne sie zu überfordern.
00:04:41: Wie viel Grenzen braucht es da?
00:04:42: Wie viel Freiheiten braucht es da?
00:04:44: Was für eine Kommunikationskultur wollen wir als Familie etablieren?
00:04:48: Und dann kann das wirklich ein gewissen Umlernprozess erfordern.
00:04:52: Demokratie in der Familie ist also nicht nur ein Lernprozess für die Kinder, sondern manchmal eben auch für die Eltern und Erziehungsberechtigten.
00:05:00: Sie müssen unter Umständen gewohnte Erziehungsmethoden überdenken und lernen, sich an der einen oder anderen Stelle auch mal selbst zu hinterfragen.
00:05:09: Zugegeben, im Alltagsstress zwischen Arbeit, Haushalt, Partnerschaft sicher nicht die leichteste Aufgabe.
00:05:15: Und da wundert es auch nicht, dass das nicht immer auf Anhieb reibungslos klappt.
00:05:19: Ich beobachte das immer wieder, dass dann Eltern sozusagen in ein Extrem verfallen oder ins andere Extremen.
00:05:24: Das eine Extrem wäre sehr autoritär.
00:05:26: Die Kinder haben zu geheuchen.
00:05:28: Das andere Extrem wäre so permissiv im Sinne von die Kinder können machen, was sie wollen.
00:05:32: Ich habe gar kein Recht, sie zu begrenzen.
00:05:35: Und für die kindliche Entwicklung optimal.
00:05:38: ist, wieso oft der goldene Mittelweg, wo Eltern eine Führungsrolle innehaben, aber sich eben auch bewusst mit ihren Prägungen auseinandersetzen und sich von ihren Kindern infrage stellen lassen, ohne darauf mit Wut oder Empörung zu reagieren, sondern ehrlich mit so einer Neugierde hinzuschauen und zu sagen, okay, du hast ein Wende, lass sie hören.
00:05:57: Und dann eben auch je nach Situation entscheiden, ob sie vielleicht auch sagen, doch, da hast du gute Argumente und es bricht mir keinen Zacken aus der Krone.
00:06:04: Meine Einschätzung ist nochmal zu ändern, du hast mich überzeugt.
00:06:07: Und in anderen Momenten aber auch zu sagen, ich verstehe deinen Wunsch, aber ich als die erwachsene Person habe diese Entscheidung getroffen und ich bleibe auch bei dieser Entscheidung.
00:06:15: Ein Alltag, in dem Kinder mitbestimmen dürfen, stärkt unsere Demokratiesakt im Lau.
00:06:19: Kinder lernen hier zu diskutieren, zu argumentieren, sich eine eigene Meinung zu bilden, aber auch Kompromisse einzugehen und sich als Teil etwas größeren zu verstehen.
00:06:29: Fähigkeiten, die sie im späteren Leben brauchen werden, bestätigt Sven Täuber, Zweifachpapper und Bildungsminister von Rheinland-Pfalz.
00:06:37: Wir wollen ja auf die Welt vorbereiten und damit auch ein selbstbestimmtes Leben mehr möglichen.
00:06:42: Und das braucht dementsprechend auch andere Elemente, als es vielleicht vor fünfzig oder vierzig Jahren der Fall war, weil wir einfach mit Deep Fakes, mit künstlicher Intelligenz, mit Social Media ganz andere desorientierende Motive haben könnten, wo wirklich viele Faktoren auf einen jungen Menschen einprasseln, die ihn erst mal vielleicht hilflos erscheinen lassen.
00:07:04: Und wir müssen ihm die Kompetenzen aneignen, nicht den Glauben und den Willen an den Kompromissfindung und an das Miteinander zu verlieren oder sich isoliert zu fühlen und damit sozusagen einfach auch vielleicht hilflos zu sein.
00:07:17: Um Demokratie zu verstehen, muss sie erlebt und begriffen werden.
00:07:20: Niemand wird als Demokrat in Geboren und Demokratie fällt auch nicht einfach so vom Himmel.
00:07:25: Kinder müssen spüren, dass sie Rechte haben und ihre Stimme gehört wird.
00:07:29: dass sie eben nicht weniger Mensch sind als ein Erwachsener.
00:07:33: Jeder, der eine herausgehobene Position hat und aus Sicht des Kindes und des Jugendlichen, sind das fast alle um sie herum.
00:07:39: Weil viele über sie bestimmen und ihr Leben für sie gestalten.
00:07:44: Und wir müssen schauen, dass das in eine Mitgestaltung kommt und dass wir so vorbildlich agieren, dass wir sie nicht überfordern, aber eben auch selber uns an Regeln halten.
00:07:52: Das heißt... Hate Speech tatsächlich klare Grenzen setzen, dass wir selber so respektvoll mit unseren Nachbarn umgehen, wie wir es von unseren Kindern auf erwarten würden.
00:08:02: Kinder können sich nur dann zu einem gerechten, selbstbestimmten und politisch interessierten Menschen entwickeln, wenn wir ihnen das von klein auf vorleben und demokratische Werte vermitteln.
00:08:12: Und das nicht nur in der Familie, sondern auch im Kindergarten und in der Schule.
00:08:16: Aber auch hier muss vielerorts erst noch ein Umdenken stattfinden.
00:08:20: Da ist Nora Imlau.
00:08:21: Unsere Bildungseinrichtungen haben natürlich auch eine lange Tradition autoritärer Pädagogik zu überwinden.
00:08:28: Also die Geschichte der autoritären Pädagogik ist sehr, sehr tief in unserer Kultur und Gesellschaft verankert.
00:08:34: Und auch, weil da in den vergangenen Jahren viel passiert ist, um das zu verändern und das aufzubrechen, sitzt das noch sehr tief in unseren Strukturen drin.
00:08:42: Dass Kinder beispielsweise im Schulalltag oft sehr wenig Mitbestimmungsmöglichkeiten haben, dass es in der Kita sehr unüblich ist, Entscheidungen nicht nur mit Eltern abzusprechen, sondern wirklich auch die Kinder zu involvieren in Entscheidungsprozesse.
00:08:57: Und es gibt immer noch sehr viele pädagogische Fachkräfte, die da eher skeptisch sind und sagen, was soll da denn bitte rauskommen, wenn man zwei- und dreijährige um ihre Meinung fragt.
00:09:06: Und das zeugt aber auch von gewissen Vorurteilen, die wir oft Kleinkindern gegenüber haben, dass wir nämlich unterstellen, sie seien ausschließlich Lust gesteuern.
00:09:15: Und das ist tatsächlich nicht der Fall.
00:09:17: Entwicklungspsychologisch ist es so, dass Kinder ja nicht dieselbe Impulskontrolle haben wie Erwachsene, aber dass durchaus auch schon zwei, drei, vierjährige oft erstaunlich, rücksichtsvoll und empathisch sein können und auch von Argumenten sich überzeugen lassen können, was für sie und ihre Gesundheit gut ist und in einem gut geführten Rahmen vernünftige und sinnvolle Entscheidungen treffen können.
00:09:38: Und da bin ich eine große Freundin von Partizipatiba-Pädagogik, die eben Kinder und Jugendliche und zwar auch schon kleine Kinder in Entscheidungen einbindet, die sie betreffen.
00:09:49: Das, wofür zu Hause der Grundstein gelegt wird, sollte also in den Bildungseinrichtungen weitergeführt und ausgebaut werden, findet auch Sven Teuber.
00:09:57: Wenn Kinder aufeinander treffen, dann geht es immer automatisch schnell um, ist das gerecht oder ungerecht?
00:10:02: Und da sieht man schon, es geht um ein Aus... handeln von einem gemeinsamen Kompromiss, wo sich jeder wiederfinden muss.
00:10:09: Und das ist so natürlich angelegt, dass ich sagen würde, wir müssen genau diese Anlage und dieses Interesse einfach bestärken, indem wir das auch in Strukturen und in Bildungsangebote übertragen und vor allem natürlich in der Kita und in der Grundschule, weil da werden gemeinsame Regeln erarbeitet, Kompromisse gefunden und das ist beste Demokratiebildung von Beginn an, die auch prägend ist fürs gesamte Leben.
00:10:30: Wie aber kann das konkret aussehen?
00:10:32: Also, wie können schon die kleinsten Kinder in der Kita demokratisch mit einbezogen werden?
00:10:37: Dafür liefert Rheinland-Pfalz ein interessantes, möglicherweise wegweisendes Beispiel.
00:10:42: Wir haben gerade im Kita-Bereich Konsultationskitas gerade nur für das Thema Demokratie an den Staat gebracht, wo dann ein Netzwerk rausentwickelt wird und erzieher und erzieher mit ihren Leitungen dann auch Teamentwicklungen dahin bringen, dass man Demokratieprozesse einbringt.
00:10:58: Ich nehme mal ein Beispiel.
00:10:59: Das geht schon los bei der Wahl von dem Mittagessen, was in der nächsten Woche gekocht werden soll.
00:11:05: Und dann kann ich tatsächlich entscheiden lassen, in einem Rahmen zu sagen, machen wir heute dies oder das.
00:11:10: Und was brauchen wir auch dafür?
00:11:11: Und wie kommen wir zu einer Lösung?
00:11:13: Einfach, dass man auch da schon ganz alltags integriert, das auch fördert.
00:11:17: Zumindest
00:11:17: da, wo es geht.
00:11:18: Denn eine Partizipation von Kleinkindern ist sicher nicht in allen Bereichen möglich.
00:11:23: Da muss man klar unterscheiden, red Nora Imlau.
00:11:26: Sachen wie wie stellen wir die Feuersicherheit unserer Kita sicher oder so, das ist ein wiederum in erwachsenen Themen.
00:11:33: Das können wir nicht mit Kindergartenkindern diskutieren.
00:11:36: Und insofern geht es niederum, Kinder zu Kleinen Erwachsenen zu machen und so zu tun, als gelbe ist, keine Unterschiede.
00:11:42: Aber es geht auch darum, Kinder nicht künstlich klein zu halten.
00:11:46: Kleinkinder demokratisch in Entscheidungen mit einzubeziehen, kann auf unterschiedliche Weise passieren.
00:11:51: Eine ist das sogenannte Kita-Parlament.
00:11:54: Das gibt's zum Beispiel an der AWU-Kita Neu-Wied.
00:11:57: Und zwei Mädchen aus dieser Kita haben uns einen kleinen Einblick in ihren Alltag als Parlamentskinder gegeben und uns ganz stolz von einem Beispiel erzählt, bei dem sie konkret mit entscheiden durften.
00:12:07: Haben wir auch beim Kinder-Parlament, halt auch beim Sommerfest, wichtige Sachen besprochen.
00:12:13: dass die Kinder
00:12:14: jetzt zum Beispiel als Stationen gut finden.
00:12:18: Und wir haben eben auch besprochen, ob man sich die Zuckerwatte einfach holen kann oder ob man sie sich verdienen
00:12:26: muss.
00:12:26: Wenn wir Kindern zugestehen, sich im Rahmen der Möglichkeiten demokratisch auszuprobieren, dann lernen sie, dass sie wichtig sind, dass ihre Meinung zählt und sie aktiv etwas mitgestalten können und auch sollten.
00:12:38: Und das wissen die Kleinsten auch zu schätzen.
00:12:40: Ich bin gerne in...
00:13:02: Im Kita-Parlament wird beraten, argumentiert, abgewogen und beschlossen, wie im richtigen Leben.
00:13:09: Rheinland-Pfalz ist in vielerlei Hinsicht ein Vorreiter in Sachen demokratischer Integration von Kindern.
00:13:15: Das Kita-Gesetz sei sogar, so sagt Sven Teuber, eines der modernsten Deutschlands.
00:13:20: Vor allem habe es zu mehr Qualität, zum Beispiel in Bezug auf frühkindliche Bildung, und zu mehr Gerechtigkeit geführt.
00:13:26: Gleiche Chancen für alle.
00:13:28: jede
00:13:29: Einrichtung, die sich da auf den Weg macht, Kinder stärker zu involvieren.
00:13:32: Wie soll unser Programm aussehen?
00:13:34: Was ist unser Wunsch für die Tagesstruktur?
00:13:36: Was wollen wir für eine Projektwoche machen?
00:13:38: So ist ganz wichtig.
00:13:39: Und da können Kinder auch die Erfahrung
00:13:41: machen,
00:13:42: dass Demokratie eben nicht nur bedeutet, die Mehrheit gewinnt, sondern dass eine echte Demokratie auch von einem gewissen Minderhaltenschutz lebt.
00:13:50: So zumindest die Theorie.
00:13:52: in der Praxis klappt das aber ehrlicherweise noch nicht überall so gut.
00:13:56: Viele Kinder machen aktuell in Einrichtungen die Erfahrung, dass Demokratie vor allem auch bedeutet, dass man eben Mehrheiten organisieren muss.
00:14:05: Klassensprecherwahl und dass das dann auch schnell zu so einer Art Beliebtheitswettbewerb wird.
00:14:10: Und dass dann eher auch problematische Botschaften zum Thema Demokratie befördert, nämlich Es gewinnen eh immer die, die die meisten Freunde haben oder so.
00:14:19: Und insofern ist tatsächlich Demokratieförderung etwas, was wir auch aus pädagogischer Sicht nicht unterschätzen sollten.
00:14:25: Wir können auch mit scheinbar pädagogisch sinnvollen Maßnahmen, wie wir stimmen über alles ab, eben in Kindern ein... Gefühl von Machtlosigkeit und Hilflosigkeit erzeugen, wenn sie quasi das Gefühl haben, wenn ich vielleicht ein eher stilles Kind bin, das jetzt keine großen Reden halten kann, dass kein Riesenfreundeskreis hat, dann findet mein Bedürfnis in diesem Setting keinen Raum.
00:14:47: Und deswegen ist es so wichtig, dass pädagogische Fachkräfte aber auch Eltern da sehr feinfühlig vorgehen und man auch darauf achten, dass auch die stilleren stimmen, dass auch die Kinder, die vielleicht eine Minderheit repräsentieren oder eine Minderheit meinen.
00:15:00: Repräsentieren eben auch gehört werden und dass auch die Kinder, die sozusagen leicht Mehrheiten hinter sich versammeln können, nicht nur die Erfahrungen machen.
00:15:09: Wir sind laut, wir haben gewonnen, sondern auch die Erfahrungen machen.
00:15:12: Es ist auch meine Aufgabe zum Beispiel als Klassensprecherin oder Klassensprecher, die mitzudenken und die mitzurepräsentieren, die anders denken als ich.
00:15:22: Politische Bildung fängt in den Kitas an und geht, wie Nora Imlau gerade angedeutet hat, natürlich in den Schulen weiter.
00:15:29: Ein interessantes Beispiel, wie Schule unter demokratischen Gesichtspunkten völlig neu gedacht werden könnte, liefert uns die Initiative Schule der Zukunft.
00:15:39: Die gibt's in Rheinland-Pfalz seit drei Jahren und hat sich zum Ziel gesetzt, das Konzept Schule so zu verändern und weiterzuentwickeln, dass die Schüler mehr eingebunden und demokratiefähiger werden.
00:15:50: Wir haben rund hundert Schulen der Zukunft in Rheinland-Pfalz und das ist eine Graswurz-Bewegung, wie man sie sich nicht besser hätte vorstellen können.
00:15:58: Das heißt, wir sind gestartet mit einem Aufruf an Schulen, Dinge auszuprobieren, die in der Praxis noch nicht unbedingt State of the Art sind.
00:16:05: Beispielsweise haben sich dann Schulen beworben, die sagen, wir wollen nicht mehr in fünf, vierzig Minuten denken, sondern wir denken in Projekten.
00:16:13: Wir wollen auch nicht in Unterrichtsstunden und Fächern denken, sondern wir denken in Plänen.
00:16:17: Ich habe dann ein Projekt und ein Projektplan, den Kolleginnen und Kollegen mit den Schülerinnen und Schülern erarbeiten und dann haben sie eine Woche Zeit, um dieses Projekt selbstbestimmt, selbst organisiert auch zu erarbeiten, Kompetenzen weit über das reine fachliche auch zu erwerben.
00:16:35: Die Lehrerinnen und Lehrer haben dann wiederum immer wieder die Lernbegleitung.
00:16:38: Das heißt, sie sind nicht weg, sondern die sind für Vertiefungsphasen da, für aber auch Hilfestellungen da und aber auch dafür da einfach eine Sicherheit zu bieten.
00:16:47: Du darfst dich in diesem Raum frei bewegen, in Sinne deines Projektes und auf Augenhöhe mit allen Beteiligten, um dann voranzukommen.
00:16:54: Ein ganz anderes Konzept als wir es bisher kennen.
00:16:57: Im Fokus stehen in der Schule der Zukunft Dinge wie selbstgesteuertes und individualisiertes Lernen, aber auch Fach- und Jahrgangsübergreifendes Lernen.
00:17:06: Das kann aber nur klappen, wenn man Schulen und vor allem den Lehrerinnen auch den dafür nötigen Freiraum gibt und sie Entscheidungen selbst treffen lässt.
00:17:27: Natürlich muss es aber auch nicht immer gleich die Umstellung des gesamten Schulsystems sein.
00:17:32: Demokratie im Schulcosmos fängt schon auf niedrigerer Ebene an, zum Beispiel in Form eines Klassenrats.
00:17:38: wo man auch wirklich Konflikte miteinander diskutieren kann und die Lehrerinnen und Lehrer sich sehr stark rauszieht und die Schüler und Schüler selber Rollen übernehmen.
00:17:47: Auch das ist wichtig.
00:17:47: In einer Demokratie gibt es unterschiedliche Rollen und das erfahren Kinder sehr, sehr schnell und spielerisch.
00:17:53: Und dann ist auch das gegenüber gar nicht mehr nur blöd, wenn er eine andere Meinung hat, sondern man versteht.
00:17:59: Aha, der hat die und die Rolle gerade und ist vielleicht jetzt Vorsitzender oder ein Zeitwächter.
00:18:05: Und so kann man, glaube ich, sehr, sehr gut im Schulalltag das auch unterstützen.
00:18:10: und wir unterstützen das auch zusätzlich durch Demokratietage, wo man die gesamte Schulgemeinschaft auch zusammenbringen und nur im demokratischen Miteinander auch gestalten lässt.
00:18:18: Und ich glaube, das ist eine gute Kombination, die dann auch natürlich aufwachsen ist.
00:18:23: Jeder Mensch zählt, egal wie groß oder klein.
00:18:27: Demokratie fängt schon in der Familie an.
00:18:29: Hier können sich Kinder herantasten und ausprobieren, Grenzen und Möglichkeiten erforschen.
00:18:34: Und das sollte im selben Maße auch für Kita und Schule gelten.
00:18:38: Demokratie lebt vom Mitreden, Mitmachen und Mitentscheiden.
00:18:42: Umso besser ist uns Erwachsenen gelingt, Kindern diese Grundsätze zu vermitteln, umso mehr Interesse werden sie daran haben, unseren Staat aktiv mitzugestalten und umso stabiler wird unsere Demokratie werden.
00:18:54: Im Demokratiehandbuch der Friedrich-Ebert-Stiftung heißt es dazu, gerade in Zeiten, in denen die Demokratie unter Druck gerät, ist mehr Demokratie nötig und dies in möglichst vielen Bereichen des alltäglichen Lebens.
00:19:07: Ellen Diehl, Leiterin des FES Regionalbüros für Rheinland-Pfalz und das Saarland hat dieses Demokratiehandbuch zusammen mit Simon Strahtmann herausgegeben und darin ein klares Ziel definiert.
00:19:18: Wir wollen mit dem Handbuch die Demokratie als Lebensform stark und schmackhaft machen und wir wollen die bisherige Demokratisierung aller Lebensbereiche sichtbar machen und natürlich aber auch dazu einladen darüber nachzudenken, wie die Demokratie weiterentwickelt werden kann und natürlich auch damit zu begeistern, welche tollen Ideen es aus Rheinland-Pfalz und aus dem Saarland bereits gibt und die schon umgesetzt sind.
00:19:38: Und wir wollen natürlich auch dazu einladen, ins Machen zu kommen.
00:19:41: Auch wenn wir uns in dieser Folge unseres Podcast vor allem auf die Familie und Bildungseinrichtungen konzentriert haben, spielt die Demokratie natürlich auch in vielen anderen Lebensbereichen eine zentrale Rolle.
00:19:52: Und auch hier liefert das Handbuch Ideen, wie die Demokratie starke Macht werden könnte.
00:19:57: Da zeigt z.B.
00:19:58: wäre Strauch, wie man demokratische Führung in Zeiten von Demokratiefeindlichkeit leben kann.
00:20:04: Eine andere Autorin, Jago da Marine, schlägt ein, übersanfte Radikalität als Konzept der wohlwollenden Behaarlichkeiten in einem Streit in der Debatte sozusagen auch nachzudenken und das auch auszuprobieren.
00:20:15: Prof.
00:20:16: K.A.
00:20:16: Zeimer zeigt in einem anderen Text auf, was die Strategien der neuen Rechten sind.
00:20:20: Wir haben
00:20:20: einen bunten Strauß an Themen und Zugang zu dem Thema.
00:20:24: Und wir sind ja mittlerweile in der zweiten Auflage da.
00:20:26: Das heißt, auch auf der Seite der Menschen, die das lesen wollen, war auch die Nachfrage sehr stark.
00:20:31: Das heißt, es kam, glaub ich, wirklich zur richtigen Zeit.
00:20:32: Und da sind wir auch stückweit sehr stolz drauf.
00:20:34: Demokratie, so viel sollte klar geworden sein, ist kein starres Konzept.
00:20:39: Im Gegenteil, Demokratie lebt, verändert sich, passt sich an.
00:20:43: Aber sie erfordert eben auch Arbeit, Beharrlichkeit und Freiheit im Denken.
00:20:48: Eine unserer Leserinnen hat das Handbuch eine Mutquelle genannt und wir hoffen, dass es natürlich für viele sein kann.
00:20:54: Das ist nämlich auch das Ziel sozusagen gewesen, nicht zu verzagen, sondern zu sehen, die Demokratie wird gelebt und wir können auch alle mitmachen und sie weiter mit fortentwickeln.
00:21:01: Und damit sind wir am Ende unserer aktuellen Folge Zukunftgerecht, dem Podcast der Friedrich Ebert Stiftung.
00:21:07: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:21:08: Wir freuen uns, wenn Sie den Podcast abonnieren und möchten Ihnen an dieser Stelle auch unseren Podcast Zukunftgerecht Talk empfehlen.
00:21:15: Sie finden uns auf Spotify, Apple Podcast und allen anderen bekannten Podcast-Plattformen.
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