Wie wir die Mythen um den Klimaschutz entzaubern | 02 Zukunft gerecht

Shownotes

Wie wir das Klima schützen können, wird heiß diskutiert. Viele Menschen gehen von Falschbehauptungen aus. Wie die Mythen um den Klimawandel entkräftet werden können und warum Deutschland als Vorbild im Klimaschutz vorangehen sollte, ist Thema der zweiten Folge unseres Podcasts "Zukunft gerecht".

Mit: Franziska Wessel, Anja Bierwirth, Oliver Wagner, Moderation: Claudia Knoppke

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00:00:00: Hallo zum Podcast "Zukunft gerecht" der Friedrich Ebert Stiftung.

00:00:07: Ich bin Claudia Knopke und ich nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt

00:00:11: der Fragen, Antworten und Vorschläge zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.

00:00:16: Die einen Fragen merkt ihr eigentlich gar nichts.

00:00:20: "Die Klimakrise ist momentan die größte Bedrohung, die auf unsere Erde zufährt."

00:00:24: Die anderen sagen, gibt's doch gar nicht.

00:00:26: "Es gibt ja ganze wissenschaftliche Institute, die nichts anderes machen als täglich neuen

00:00:32: Blödsinn in der Welt zu verbreiten, gesponsert von interessengeladenen Unternehmen."

00:00:38: Die Debatte um den Klimaschutz hat in Deutschland und der Welt tiefe Gräben aufgerissen, zwischen

00:00:43: denen, die in Leugnen und denen, die wissen, dass er schon längst da ist.

00:00:47: Die Debatte um den Klimaschutz ist auch der Titel der Studie, die die Friedrich Ebert

00:00:51: Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal-Institut erarbeitet hat.

00:00:56: In der Studie hat das Institut 10 Mythen zum Thema Klimaschutz untersucht und widerlegt.

00:01:02: Drei dieser Mythen schauen wir uns in dieser Folge genauer an.

00:01:06: Eine Frage ist zum Beispiel, ob Deutschland seinen Energiebedarf überhaupt durch erneuerbare

00:01:11: Energien decken kann.

00:01:13: Und viele fragen sich auch, ob es überhaupt was bringt, wenn Deutschland sich für den

00:01:17: Klimaschutz engagiert.

00:01:19: Wir haben auch nachgefragt.

00:01:21: "Was würden Sie sagen zu der Aussage, dass Deutschland alleine ja die Welt eh nicht retten könnte?"

00:01:25: "Ne, das ist keine Aussage, weil das ist irgendwie nicht ausredet."

00:01:28: "Das kann auf jeden Fall in seinem Inland dafür sorgen, dass es auf jeden Fall weniger

00:01:32: produziert wird, ist klar."

00:01:33: "Jeder hat mal klein angefangen."

00:01:35: "Ja, aber einer muss ja den Anfang machen und ich sehe in unserer Schuld dafür, dass

00:01:40: wir also wirklich den Anfang machen und andere Länder motivieren sollten, ebenfalls mitzuziehen."

00:01:46: Die Debatte um den Klimaschutz führt auch Franziska Wessel, jeden Tag, vor allem aber

00:01:51: jeden Freitag.

00:01:52: Franziska ist 15 Jahre alt und organisiert in Berlin die Fridays for Future Demonstration.

00:01:59: Franziska in der Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung wird ja auch der Frage nachgegangen, wie Deutschland

00:02:05: das Klima retten soll, wo doch unser Anteil am Klimawandel eher gering ist.

00:02:10: Ich denke, das hast du auch schon oft gehört.

00:02:12: Ist denn unser Anteil so gering oder ist das auch ein Mythos?

00:02:16: "Wenn man sich erst mal die Emissionen anguckt, die dort in den Voraus sagt, das sind 2%

00:02:20: der weltweiten Emissionen.

00:02:22: Das heißt, 2018 hat Deutschland 2% von 100% ausgestoßen.

00:02:26: Wir haben 1% der Weltbevölkerung.

00:02:28: So was geht, dass wir doppelt so viel ausstoßen, wie wir dürften.

00:02:33: Ich meine, es gibt in Entwicklungsländer oder vor allem der globale Süden stößt irgendwie

00:02:37: 0,5 Tonnen pro Person aus und wir sind hier bei 10 oder 11 Tonnen pro Jahr.

00:02:42: Das ist super, super unfair gegenüber den Leuten, die diese Klimakrise am wenigsten verursachen,

00:02:48: aber sie trotzdem als erstes spüren werden und das spüren sie nicht nur in der Zukunft,

00:02:51: das spüren sie auch jetzt schon."

00:02:52: Du sagst selbst, wir machen nur 2% aus, aber was sollte Deutschland tun?

00:02:57: "Deutschland kann natürlich was tun.

00:02:59: Wenn ich irgendwie in der Schule bin und mir sage, meine Freundin macht die Hausaufgaben

00:03:02: nicht, ich mach sie jetzt auch nicht.

00:03:03: Was ist denn das für eine Mentalität irgendwie?

00:03:05: Und ich finde, Deutschland sollte vor allem als irgendwie verantwortliches Land, wir sind

00:03:10: natürlich verantwortlich für diese Klimakrise und auch irgendwie als großer Exportpartner

00:03:14: und als starker Wirtschaftsfaktor anfangen, um zu zeigen, so es ist möglich, es ist möglich

00:03:19: als starkes Wirtschaftsland und genau diesen Schritt sollten wir gehen und dann sollten

00:03:24: wir uns nicht irgendwie verstecken und diese Verantwortung auf andere Länder abgeben, die

00:03:27: am wenigsten dafür beitragen können und das ist super, super unfair gegenüber."

00:03:31: An die Verantwortung appellest du ja jeden Freitag.

00:03:34: Wie bist du überhaupt dazu gekommen, dich bei Fridays for Future zu engagieren?

00:03:38: "Einfach das relativ einfach angefangen muss ich sagen.

00:03:40: Ich war immer bei einer Veranstaltung und dann wurde mir ein Flyer verteilt und ich war so

00:03:44: das klingt ganz nett und war dann mein erstes Mal da und das erste Mal hat mich wirklich

00:03:49: dazu angeregt, so ein bisschen nachzudenken, so ein bisschen nachzudenken über mein eigenes

00:03:52: Verhalten, über die Konsequenzen, die sich daraus ziehen lassen und auch irgendwie über

00:03:56: das Verhalten der Verantwortlichen.

00:03:57: Ich stehe da inzwischen seit elf Monaten jeden Freitag und der ganz große Punkt von mir

00:04:03: selber ist, dass ich da nicht stehen möchte.

00:04:05: Ich möchte nicht jeden Freitag irgendwie die Schule schwänzen und da stehen.

00:04:08: Ich möchte nicht jeden Freitag meine beiden Leistungskurse verpassen und dadurch irgendwie

00:04:11: meine Klausurverbreitung verhauen.

00:04:13: So, ich möchte das alles nicht.

00:04:15: Mir bleibt leider nichts anderes übrig."

00:04:17: "Es ist so ein bisschen diese bittere Wahrheit, dass ich das eigentlich aus meinem Herzen

00:04:21: heraus nicht möchte und dass ich es trotzdem machen muss, weil ich diese Klimapolitik dieser

00:04:26: Bundesregierung so unzureichend finde, dass ich es so unfassbar finde, quasi, dass sie

00:04:30: sich auf die Wissenschaft hört und Klimaschutz nicht durchsetzt.

00:04:34: Ich wurde quasi in so eine Art Auto gesetzt mit dem Gaspedal und dieses Gaspedal wird

00:04:38: immer immer weiter gedrückt und wir fahren auf eine Wand zu.

00:04:40: Und das ist so ein bisschen das Standing, in dem wir gerade sind als Gesellschaft.

00:04:43: Und das möchte ich nicht so hinnehmen und deswegen versuche ich jeden Freitag lauter

00:04:47: gehen zu sein."

00:04:48: Wir wollen auf die Wissenschaft hören.

00:04:50: Oliver Wagner vom Wuppertal-Institut.

00:04:53: Sie haben die Studie "Die Debatte um den Klimaschutz" geschrieben.

00:04:57: Ein Mittel hin zu einer umweltfreundlichen Zukunft ist ja die Energiewende, also hin

00:05:02: zu erneuerbaren Energien.

00:05:04: Doch dazu ist auch die Akzeptanz in der Gesellschaft ganz wichtig und sie haben vor allem herausgefunden,

00:05:10: dass ganz viele, gerade zu Falschmeldungen in der Welt, insbesondere im Internet unterwegs

00:05:15: sind.

00:05:16: Wie kann das die Bemühungen zum Klimaschutz weiter gefährden?

00:05:19: "Die Akzeptanz der Energiewende in der Gesellschaft hin natürlich ganz stark davon ab, dass auch

00:05:25: erkannt wird, dass es eine gewisse Notwendigkeit gibt, Klimaschutz voranzubringen.

00:05:29: Und wenn das in Frage gestellt wird, in dem einfach falsche Falschbehauptungen in der

00:05:35: Welt kursieren, dann ist das für die Energiewende ganz schlecht."

00:05:38: Viele argumentieren aber nicht nur aufgrund fragwürdiger Informationen, sie argumentieren

00:05:43: sehr oft ja damit, dass Deutschland alleine nichts tun kann und dass Deutschland ja auch

00:05:48: nur einen geringen Anteil an den weltweiten Emissionen hat.

00:05:52: Was kann und was sollte Deutschland trotzdem oder sehr wohl tun?

00:05:56: "Das muss man erstmal sagen, sonst mag Deutschland ja gerne dazu, sich als besonders groß darzustellen.

00:06:03: Beim Klimaschutz gibt es dann halt eben Leute, die uns gerne besonders klein darstellen.

00:06:08: Deutschland ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt und unter dem Blickwinkel muss man

00:06:13: es einfach mal sehen.

00:06:14: Viele Länder, vor allen Dingen Schwellenländer, schauen genau darauf, was in Deutschland passiert,

00:06:20: armen auch teilweise nach, was in Deutschland halt vorgemacht wird und die sagen sich,

00:06:26: wenn das in Deutschland funktioniert, dann kann es auch in anderen Ländern funktionieren

00:06:30: oder umgekehrt.

00:06:31: Wenn es nicht mal in Deutschland kloppt mit der Energiewende, dann wird es sonst vor

00:06:35: oft der Welt auch nicht funktionieren.

00:06:37: Deshalb haben wir in Deutschland eine ganz besonders wichtige Vor- und Leitbildfunktion,

00:06:43: die wir beim Klimaschutz auch einnehmen müssen, um zu beweisen, es ist technisch machbar

00:06:48: und dass es zu gesellschaftlichen Verwerfungen kommt."

00:06:50: Franziska Wessel und Oliver Wagner sind also überzeugt, dass es sich für Deutschland auf

00:06:55: jeden Fall lohnt, sich für den Klimaschutz einzusetzen.

00:06:59: Allein schon aus dem Grund, um seine Hausaufgaben zu machen und um ein Vorbild für andere Länder

00:07:04: zu sein.

00:07:05: Aber Oliver Wagner, was heißt das jetzt konkret?

00:07:08: Wie können wir hier vor Ort was tun und können sich nicht vielleicht auch nur reiche

00:07:13: Menschen ökostrom- und gut gedämmte Wohnungen leisten?

00:07:16: Wird es nicht die sozial schwächeren viel stärker belasten?

00:07:19: "Das ist auch ein Argument, was gerne vorgetragen wird in Unkenntnis, dass insbesondere Haushalte,

00:07:26: die über wenig Geld verfügen, auch einen deutlich unterdurchschnittlichen Energieverbrauch

00:07:31: haben.

00:07:32: Es ist einfach so, Haushalte, die wenig Strom, überhaupt wenig Energie verbrauchen, in

00:07:37: aller Regel auch die sind, die wenig Einkommen haben.

00:07:41: Mir ist bislang jedenfalls nicht ein Fall bekannt, wo mal jemand, der auf soziale Transferleistungen

00:07:47: angewiesen ist, bei sich im Keller ein Schwimmbad hat oder eine Sauna, das sind in der Regel

00:07:52: doch die Einkommen, die deutlich über dem Durchschnitt liegen, die sich solche Luxus

00:07:57: bütthalt eben leisten können.

00:08:02: Die Entwicklung von Arbeitslosengeld 2 und von den Renten und selbst von der Lohnsteigerung

00:08:10: nicht Schritt gehalten mit der Strompreisentwicklung.

00:08:14: Das auszugleichen, das ist Sache des Sozialstaates, der muss dafür Sorge tragen, dass dann da

00:08:21: mehr Geld zur Verfügung gestellt wird, ins System eingebracht wird.

00:08:25: Das Geld ist ja im Prinzip schon da.

00:08:45: Kosten beteiligen? Ja, da sind die Befragungstatbestände immer weiter

00:08:50: aufgeweicht worden in den letzten Jahren. Das heißt, es gibt immer mehr Unternehmen,

00:08:53: die sich nicht am EEG mit finanziell beteiligen müssen. Das kann man durchaus

00:08:59: halt eben kritisch sehen. Ursprünglich war ja mal vorgesehen gewesen, relativ

00:09:03: wenig Ausnahme dazu schaffen, einfach damit die solidarische Finanzierung der

00:09:09: Energiewende erhalten bleibt, auf der anderen Seite aber auch Industrie-

00:09:13: aber Plätze nicht gefährdet werden, weil die Strompreise stark steigen.

00:09:16: Jetzt haben wir die Situation, dass die Strompreise an den Börsen durch den

00:09:22: Ausbau erneuerbarer Energien sehr stark gesunken sind. Das heißt, unsere

00:09:26: Industrie hat enorme Vorteile davon, dass erneuerbare Energien so stark

00:09:31: ausgebaut wurden und in der Tat muss man drüber nachdenken, dass man da das

00:09:36: vielleicht ein Stück weit auch wieder zurückfährt. Vielmehr nach vorne losgehen,

00:09:39: soll es mit den erneuerbaren Energien, aber das fällt auch nicht vom Himmel,

00:09:44: sondern um irgendwann auf 100 Prozent zu kommen, braucht es Vorbereitungen,

00:09:48: Planungen und natürlich auch unser aller Akzeptanz. Aber auch das wird ja gerne

00:09:54: am Stammtisch argumentiert, dass wir uns mit nur erneuerbarer Energie gar nicht

00:09:58: versorgen können. Was sagen Sie, Oliver Wagner, ist eine

00:10:01: Stromversorgung nur mit erneuerbaren Machbar? Ja, das ist im Prinzip Machbar. Die

00:10:06: Potenziale sind da und abgesehen davon ist Deutschland ja auch nicht ganz

00:10:10: alleine auf der Welt. Es gibt ja durchaus auch noch andere Länder in Europa und in

00:10:16: Nordafrika für die ja der Export erneuerbare Energien. Auch eine

00:10:22: wunderbare Möglichkeit wäre, sich wirtschaftlich positiv zu entwickeln.

00:10:28: Also von daher denke ich der Ausbau erneuerbarer Energien. Das kann auch ein

00:10:32: wunderbares Demokratie- und Friedensprojekt für insbesondere für

00:10:36: den Nahen Osten und für Nordafrika sein. Also da sind halt eben hohe Potenziale an

00:10:42: Photovoltaik und auch Windkraftstrom da und die technischen Möglichkeiten sind

00:10:46: vorhanden, dass wir Wasserstoff mit Elektrolyse herstellen können und dann

00:10:50: den Wasserstoff aus diesen Ländern nach Europa transportieren können und

00:10:53: natürlich auch nach Deutschland. Einen Mythos können wir somit wohl ad

00:10:57: Akta legen. Es gibt also viele Möglichkeiten erneuerbare Energien

00:11:01: auszubauen. Vielen Dank dafür Oliver Wagner. Saubere Energie rein zu

00:11:06: bekommen scheint also nicht so das Problem zu sein. Reingebrachte Energie auch

00:11:10: drinnen zu behalten ist auch ein großes Thema, nämlich bei uns zu Hause.

00:11:15: Glücklich sind die, die eine Wohnung haben, die energieeffizient und

00:11:18: bezahlbar ist. Doch was ist, wenn unser Vermieter saniert und wir bezahlen oder die

00:11:25: Kosten dafür mittragen sollen? Das haben wir auch bei unserer Straßenumfrage

00:11:28: wissen wollen. Würden Sie eine Mieterhöhung in Kauf nehmen, wenn Ihr

00:11:32: Vermieter Ihr Gebäude energetisch sanieren würde? Also bis zu einer bestimmten

00:11:36: Größe sicherlich, aber ja. Wenn sie proportional gerechtfertigt wäre, ja.

00:11:41: Es ist eine schwierige Frage. Es kommt darauf an, wie hoch die es ausfallen wird

00:11:45: und für Leute mit niedrigen Einkommen sehe ich es ganz schwer, das mit zu

00:11:49: finanzieren. Grundsätzlich gehen wir also mit, aber wie viel darf denn überhaupt auf

00:11:54: die Mieterinnen und Mieter umgelegt werden? Anja Bier wird vom Wuppertal

00:11:58: Institut, Sie haben die Zahlen ausgewertet. Die Kosten der energetischen

00:12:02: Maßnahme, da muss man dann auch nochmal unterscheiden, ist das gekoppelt an eine

00:12:06: Instandhaltung, also sprich wenn ein Fenster undicht ist, muss das Fenster

00:12:10: ohne ausgetauscht werden. Das ist eine Einstandhaltung, wenn dann aber ein

00:12:13: hocheffizientes Fenster zum Einsatz kommt, was teurer ist, dann darf nur diese

00:12:18: Differenz umgelegt werden. Also von daher ist die Frage, wie viel ist das, sehr

00:12:22: abhängig davon, welche Maßnahmen werden durchgeführt, ist ein Anteil davon im

00:12:26: Rahmen von Instandhaltungen, nimmt man vielleicht auch Fördermittel in Anspruch,

00:12:30: die dann auch nicht umgelegt werden dürfen. Die Umlage von vormals 11 Prozent der

00:12:35: Kosten ist jetzt gerade gesenkt worden auf 8 Prozent. Das ist aber auch tatsächlich

00:12:39: etwas, wo wir gesehen haben in der Auswertung zu Fallbarspiele, dass das

00:12:43: etwas ist, was eigentlich auch so ein bisschen die Maximalkrenze ist. In der

00:12:46: Studie geht es ja auch darum, die Gerüchte oder wie Sie sagen, mythen rund um den

00:12:50: Klimaschutz auf den Boden der Tatsachen zu holen. Und was immer wieder ins Feld

00:12:55: geführt wird, ist, dass die sehr angespannte Wohnungsmarktlage in

00:12:59: Deutschland auch dadurch mit ausgelöst wurde, weil die energetische Sanierung die

00:13:03: Preise unverhältnismäßig in die Höhe getrieben hat und es deshalb so schwer

00:13:07: geworden ist, eine bezahlbare Wohnung oder ein bezahlbares Haus zu finden.

00:13:11: Ist das Dichtung oder Wahrheit? Es ist natürlich richtig, dass energetische

00:13:15: Sanierungsmaßnahmen auch über die Gesetzgebung auf die Mieten umgelegt

00:13:20: werden können, so was Sie denn nicht gefördert sind.

00:13:22: Tatsächlich sehen wir aber, dass zum einen die Kosten nicht in vollem Umfang oder

00:13:28: nur sehr begrenzt in vollem Umfang tatsächlich auf die Mieten umgelegt

00:13:32: werden nach energetischer Sanierung und das zweite ist, dass es andere Faktoren

00:13:37: gibt, die deutlich mehr die Treiber sind von Bau- und Mietkostensteigerung, als es

00:13:42: die energetische Sanierung selbst ist.

00:13:44: Okay, die meisten Vermietenden erhöhen die Miete also gar nicht nach einer Sanierung

00:13:48: und das haben wir ja auch schon in der ersten Podcastfolge gehört, dass die

00:13:53: Gründe für die steigenden Preise auf dem Mietmarkt woanders liegen und auch,

00:13:57: dass nur wenn die öffentliche Hand im Besitz von Wohnungen im Bauland ist,

00:14:01: direkt Einfluss auf den Wohnungsmarkt genommen werden kann und zum Beispiel

00:14:05: auch Wohnungen für Geringverdienende geschaffen werden.

00:14:09: Anja Biewit, was würden Sie denn empfehlen, um energetische Sanierung nicht nur

00:14:13: sinnvoll, sondern auch einfacher zu machen?

00:14:15: Es macht immer Sinn solche Maßnahmen an ohnehin anfallende Instandhaltungsmaßnahmen

00:14:20: zu koppeln.

00:14:21: Das ist aber vielen Leuten tatsächlich bis heute nicht wirklich bewusst, dass sie

00:14:26: über das Gebäudeenergiegesetz tatsächlich auch dazu verpflichtet sind, das in

00:14:29: manchen Fällen zu machen, was Eigentümern auf jeden Fall helfen würde, wenn man

00:14:34: solche Sachen auch festschreiben würde.

00:14:36: Da gibt es den Vorschlag, den Energieausweis auszuarbeiten zu einem

00:14:40: sogenannten individuellen Sanierungsfahrplan, wo ich dann also sehr gut sehen kann

00:14:44: und nachvollziehen kann und auch zumindest die nähere Zukunft abschätzen kann,

00:14:48: was fällt denn in der nächsten Zeit wahrscheinlich alles an und was kann ich

00:14:51: dann energetisch auch machen?

00:14:52: Danke anja Biewit.

00:14:54: Die Experten sind sich also einig, dass Klimaschutz in Deutschland machbar ist,

00:14:58: auch ohne die Sozialschwächeren zu stark zu belasten.

00:15:02: Diese Angst ist ja sehr groß und wird auch immer wieder als Argument ins Feld

00:15:06: geführt, die Dinge nicht zu schnell voranzutreiben.

00:15:09: Franziska, was sagst du?

00:15:11: Was soll die Bundesregierung machen, um den Klimaschutz in Deutschland voranzubringen?

00:15:15: Sie müsste Paris konform handeln und das heißt einfach nur, dass wir einen

00:15:19: Vertrag unterschrieben haben, an den wir uns auch halten müssen.

00:15:21: Und wenn sich an diesem Vertrag gehalten wird, dann wäre ich super, super glücklich,

00:15:25: weil das heißt, dass wir unsere Emission reduzieren, dass wir 2050 weltweit

00:15:29: bei Netto-Null-Emissionen sind.

00:15:30: Das heißt, dass wir keine Emission mehr quasi in die Luft pusten, die nicht irgendwie

00:15:34: von Bäumen oder so wieder aufgenommen werden.

00:15:36: Dann würde ich sehen, wow, ist halt was gebracht und ist halt was gebracht,

00:15:39: dass wir der Freitag auf die Straße gegangen sind.

00:15:41: Es hat vor allem irgendwie Lösungen geschaffen und das Traurige ist halt,

00:15:44: dass all diese Lösungen schon von Wissenschaftler*innen vorgegeben sind.

00:15:47: Das heißt, es gibt Wege, die wir gehen müssten, die müssen nur noch in Gesetzes

00:15:50: vorhaben, beschlossen werden und dagegen weigert sich diese Bundesregierung.

00:15:54: Und zwar ganz schön krass.

00:15:56: Vielen Dank, Franziska Wessel.

00:15:58: Um den Klimaschutz kreisen viele Geschichten, Mythen und Vorbehalte.

00:16:03: Oliver Wagner geht soweit es täglich neu verbreiteten Blödsinn zu nennen,

00:16:08: denn er und seine Kolleginnen und Kollegen vom Wuppertal-Institut haben in der

00:16:12: Studie Debatte um den Klimaschutz gezeigt, Klimaschutz ist machbar.

00:16:17: Und wichtig ist, dass Deutschland dabei ein Vorbild ist, denn das kann viele

00:16:21: Länder mitziehen.

00:16:23: Die Energiewende ist nicht nur machbar, sie bietet auch Möglichkeiten,

00:16:26: über Ländergrenzen hinweg zusammenzuarbeiten, wenn beispielsweise Länder

00:16:31: in Nordafrika uns mit sauberer Sonnenenergie versorgen.

00:16:35: Die Studie zeigt auch, dass Geringverdienerinnen und Geringverdiener

00:16:38: nicht zum Hemmschuh für die Energiewende werden müssen.

00:16:42: Da kann der Staat helfen und unterstützen, indem er zum Beispiel

00:16:45: das Arbeitslosengeld 2 erhöht.

00:16:48: Und solidarisch sollte es beim Klimaschutz und der Energiewende auf jeden Fall

00:16:53: zugehen.

00:16:54: Die Experten raten, die Befreiung der Industrie von der EEG-Umlage neu

00:16:58: zu überdenken und vor allem zu hinterfragen.

00:17:02: Staatliche Solidarität sollte es auch auf dem Mietmarkt geben, denn nicht

00:17:06: etwa der Klimaschutz und energetische Sanierungen sind schuld, dass die

00:17:10: Mieten und Baukosten so gestiegen sind.

00:17:13: Dazu hat unsere erste Podcast-Folgestung gezeigt.

00:17:16: Ein aktives Eingreifen des Staates ist erwünscht, um bezahlbaren Wohnraum zu

00:17:21: schaffen.

00:17:22: Danke fürs Zuhören bei Zukunft gerecht, dem Podcast der Friedrich-Ebert Stiftung.

00:17:28: Bis bald.

00:17:29: (Dynamische Musik)

00:17:30: [Musik]

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