Vereinbarkeit für alle – Unterstützung für Frauen mit geringem Einkommen | 04 Zukunft gerecht

Shownotes

Für Alleinerziehende ist Zeitmanagement essenziell. Doch scheitert die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oftmals an schlecht bezahlten Jobs und unflexiblen Arbeitszeiten. Wie wir Mütter mit geringen Einkommen unterstützen können und warum wir die gesamte Gesellschaft dafür brauchen, diskutieren wir in dieser Folge des Podcasts „Zukunft gerecht“ mit unseren Expertinnen Christine Finke und Uta Kletzing.

Mit: Dr. Christine Finke, Dr. Uta Kletzing, Moderation: Claudia Knoppke

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00:00:00: Hallo zum Podcast "Zukunft gerecht" der Friedrich Ebert Stiftung.

00:00:07: Ich bin Claudia Knopke und ich nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt

00:00:11: der Fragen, Antworten und Vorschläge zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.

00:00:16: In dieser Folge unserer Podcastreihe "Zukunft gerecht" geht es im wahrsten Sinne um Gerechtigkeit.

00:00:22: Denn die Studie "Entlastung gesucht, gute Politik für Frauen mit geringem Einkommen"

00:00:27: hat die Lebenslagen von Frauen untersucht, die weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen

00:00:33: Haushaltseinkommens in Deutschland haben.

00:00:35: Darunter viele Alleinerziehende.

00:00:38: Wie ihre Situation verbessert werden kann und was sich Frauen mit geringem Einkommen

00:00:43: von der Politik wünschen, das erfahren wir in diesem Podcast.

00:00:46: Die Antwort auf die Frage, was eine gute, was eine gerechte Gesellschaft ist, hat schon

00:00:51: vor einiger Zeit der damalige Bundespräsident Gustav Heinemann gegeben.

00:00:56: Man erkennt den Wert einer Gesellschaft daran, wie sie mit den Schwächsten ihrer Glieder

00:01:02: verfährt.

00:01:03: Und Frauen mit geringem Einkommen haben es in Deutschland sehr häufig schwer.

00:01:07: Was ihre gesellschaftliche und berufliche Stellung angeht, aber gleichzeitig müssen

00:01:12: sie viel stärker aufbringen, um mithalten zu können.

00:01:15: Das zeigen auch die Zitate der Frauen in unserer Studie.

00:01:19: Frauen in der Gesellschaft, die berufstätig sind, sind immer mehr im Kommen.

00:01:22: Aber wird es einem einfach gemacht?

00:01:24: Das finde ich nicht.

00:01:25: Ich arbeite im Krankenhaus mit den Zeiten, wann man anfängt.

00:01:28: Das Unverständnis, dass man später anfangen muss, wenn man das Kind wegbringt.

00:01:32: Keine Spätdienste machen kann zum Beispiel.

00:01:34: Man trifft auf taube Ohren und viel Streit.

00:01:37: Finde einen Arbeitgeber, der die Arbeit gibt, indem du aber nicht versichern kannst, dass

00:01:42: du einen Ganztagsplatz hast für deine Kinder.

00:01:44: Mein Sohn muss gut in der Schule sein.

00:01:46: Er muss.

00:01:47: Er muss gleich auf sein, auch wenn er Schwächen hat, wie in Mathe aktuell.

00:01:51: Ich denke einfach, die Leute würden dann sagen, weil die es nicht schafft.

00:01:55: Die hat vier Kinder, wollte sie unbedingt haben und jetzt kriegt sie es nicht auf die Kette.

00:01:59: Jetzt doch alleinerziehend noch viel schlimmer.

00:02:02: Es muss laufen, egal in welche Richtung.

00:02:04: Es muss laufen, ob das Haushalt ist, ob das die Kleidung ist.

00:02:08: Es muss laufen.

00:02:09: Ich gehe auch nicht einmal zu Kick an kaufen, weil ich mir denke, wenn das einer mitkriegt,

00:02:13: dann einfach dieses "um Gottes Willen".

00:02:16: Die profilieren sich mit Familienpolitik und sagen, das Land ist familienfreundlich.

00:02:21: Aber die Anrechte werden nicht publik gemacht, aus Angst, dass es ausgenutzt wird.

00:02:25: Uta Kletzing von der Friedrich-Ebert-Stiftung hat die Studie verantwortlich begleitet.

00:02:32: Für sie ist klar.

00:02:33: Gerade diese Frauen verdienen besonders viel Respekt und besonders viel Anerkennung, weil

00:02:38: sie eigentlich viel geringere Chancen haben, sozusagen bestimmten Standards, die in unserer

00:02:43: Gesellschaft so gelten, gerecht zu werden.

00:02:46: Und deshalb verdienen sie eigentlich noch mal ein besonderes Maß an Wertschätzung.

00:02:50: Dabei kann und soll die Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung helfen, nämlich sichtbar zu machen, was

00:02:56: der Alltag von Frauen und ganz besonders von Müttern mit geringem Einkommen bedeutet.

00:03:01: Ob das Prinzip Vereinbarkeit in einer Gesellschaft gut funktioniert, lässt sich für Uta Kletzing

00:03:07: besonders an den allein erziehenden Müttern festmachen.

00:03:11: Eigentlich sind die so eine Art Lackmustest aus meiner Sicht für das Vereinbarkeitsthema,

00:03:16: weil sie eben alleine in einer Person Erwerbsarbeit und Sorgearbeit miteinander vereinbaren müssen.

00:03:22: Und wenn es für sie funktioniert, dann würde ich sagen, funktioniert es auch für den Rest

00:03:26: der Gesellschaft.

00:03:27: Das kann aus ganz persönlicher Erfahrung auch Christine Finke bestätigen.

00:03:31: Sie ist alleinerziehende Mutter, aber auch eine Sprecherin in der Sache der Alleinerziehenden

00:03:37: und sie ist Autorin.

00:03:38: Sie schreibt über ihre Erfahrungen auch in ihrem Blog Mama-Arbeitet.de.

00:03:44: Besonders als die Kinder klein waren, sagt Christine Finke, war es schwierig.

00:03:48: Also ich habe es auch tatsächlich so erlebt, dass ich gerade die ersten Jahre, die ich alleinerziehend

00:03:52: war, im Prinzip immer nur am Rödeln gewesen bin, musste mich dann selbstständig machen.

00:03:57: Also erst habe ich fest angestellt gearbeitet, da hatte ich keine Zeit, weil ich morgens um

00:04:00: halb acht aus dem Haus ging und abends um halb acht wiederkam, durch auch lange Pendelzeiten.

00:04:04: Und dann war ich nicht mehr fest angestellt, weil ich betriebsbedingt entlassen wurde.

00:04:08: Die Kinder aber noch sehr klein, sodass ich auf dem Arbeitsmarkt leider nicht mehr verwert

00:04:13: war, obwohl ich sehr viele Beserbungen geschrieben habe.

00:04:15: Und dann habe ich mich selbstständig gemacht und von zu Hause ausgearbeitet.

00:04:19: Das klingt im ersten Moment doch ganz vernünftig, aber weit gefehlt.

00:04:23: Denn dann wurde es erst richtig schlimm.

00:04:26: Wenn Sie zu Hause arbeiten, prägt er selbstständig, was etliche Alleinerziehende tun, dann verlagert

00:04:31: sich der Stress auch nach Hause.

00:04:33: Und dadurch, dass man dann anfängt, hat man natürlich auch irgendwo den Druck quasi

00:04:37: jeden Auftrag anzunehmen, weil ja Geld reinkommen muss.

00:04:40: Und das fand ich enorm stressig.

00:04:43: Zumal diese Selbstständigkeit ja auch beinhaltet, dass man natürlich nicht krank sein kann

00:04:47: und ohne Lohnverzahlung hat und so schöne Geschichten und auch in Urlaub nicht fahren

00:04:52: kann und das ist dann bezahlt, so wie man das aus dem Angestellten Leben kennt.

00:04:55: Und ich habe tatsächlich sogar an Weihnachten am Heiligabendbau und an ersten und zweiten

00:05:01: Weihnachtsfeiertagen in einem Jahr Aufträge abgearbeitet, weil das einfach sein musste.

00:05:05: Ich hatte Deadlines und ich habe diese Aufträge angenommen, weil ich diese, was weiß ich, 1000

00:05:09: Euro eben einfach brauchte.

00:05:10: Christine Finke engagiert sich auch politisch.

00:05:13: Sie möchte mehr Flexibilität in die Köpfe und in die Arbeitsstrukturen bringen.

00:05:18: Sie weiß, dass das eine schwierige und vor allem langwierige Aufgabe ist.

00:05:23: Aber so sagt sie, es gibt ja auch Beispiele aus Nachbarländern, dass es funktionieren

00:05:28: kann.

00:05:29: Sag jetzt mal, wie in der Schweiz das so läuft.

00:05:30: Da gibt es Arbeitsverträge von 10 bis 100 Prozent.

00:05:33: Es gibt 30 Prozent Arbeitsverträge, 70 Prozent Arbeitsverträge, einen ganz großen Gestaltungsspielraum.

00:05:37: Und bei uns gibt es ja im Prinzip nur dieses Modell Teilzeit, Minijob.

00:05:41: Klar, es gibt auch die Minijobs, aber wie verbreitet ist das schon?

00:05:44: Also diese Flexibilität von den Arbeitsverträgen her, die könnte man politisch natürlich

00:05:49: auch bei uns in Deutschland einführen.

00:05:51: Und dann müsste man aber auch gleichzeitig transportieren, dass das kein minderwertiger

00:05:55: Job ist.

00:05:56: Denn bei uns ist ja zum Beispiel Führung in Teilzeit oder Karriere in Teilzeit ausgesprochen

00:05:59: schwierig.

00:06:00: Obwohl es eigentlich machbar ist und auch manche Firmen und andere Länder vormachen, dass

00:06:04: es geht.

00:06:05: Und es gibt auch in den Köpfen, dass Teilzeitkräften nicht so engagiert sein, was völliger Quatsch

00:06:09: ist.

00:06:10: Ein bisschen mehr Sinn und Verstand würde sich Christine Finke auch wünschen, wenn es

00:06:14: darum geht, Leistungen und Hilfen zu beantragen.

00:06:17: Es gäbe zwar viele Angebote, doch da an die richtigen und passenden Leistungen zu kommen,

00:06:22: sei nicht nur für die Betroffenen oft sehr schwierig.

00:06:25: Auch Amt A weiß oft nicht, was bei Amt B zuholen ist, um am Ende das richtige Paket zu haben.

00:06:32: Christine Finke könnte sich einen Guide durch den Leistungsdschungel vorstellen.

00:06:36: Was ich und auch der Verband Alleinerziehender Mütter fordern wünschen, hoffen, wer das

00:06:41: es irgendwann Ansprechpartner gibt in jeder Stadt, die einfach dieses Wirr-Wahr überblicken.

00:06:46: Also ich habe es immer Alleinerziehenden beauftragt genannt.

00:06:49: Eine Person, die fachlich kompetent, emterübergreifend diese Leistung im Blick hat und da ein bisschen

00:06:54: durch diesen Dschungel dirigiert, das muss aber eine sehr gut ausgebildete Person sein.

00:06:58: Also das reicht nicht so wie Scaritas und manche Wohlfahrtsvereine anbieten, dass die sagen,

00:07:04: ja es gibt das Wohngeld und gehen sie mal auf das und das Amt ist schon jemand, der wirklich

00:07:08: einen Überblick hat, welche Leistung jetzt die richtige ist und wo man sich beeinstürzt.

00:07:13: Außerdem hätten viele Frauen schlicht und ergreifend keine Zeit oder manchmal auch keine Kraft mehr,

00:07:18: um sich mit vielen Seitenpapier für die Antragstellung herumzuschlagen.

00:07:23: Heute gilt das Prinzip der Hohlschuld für die Frau, wenn sie Leistungen haben möchte.

00:07:28: Auch da könnte der Staat umdenken, findet Christine Finke.

00:07:32: Es heißt dann ja immer, ja es gibt doch dies und das und kümmert euch mal, manche können es halt nicht.

00:07:36: Gerade wenn sie sehr überlastet sind, wenn man kleine Kinder hat und dann noch Job und Sorgen hat

00:07:41: und oft ist man dann ja noch in der Trennungs- oder Scheidungsphase, da hat man so viele Zeugs zu tun

00:07:45: und dann noch auf Ämter zu gehen und sich das alles anzutun ist für manche dann eine unüberwindbare Hürde.

00:07:51: Denn es haben so viele Menschen Angst vor Formularen und holen sich dann eben ihr Geld nicht ab.

00:07:55: Und darunter leiden am Ende die Kinder, die dann in Kinderarmut mitleben.

00:07:59: Und das hat der Staat zu verantworten.

00:08:01: Also ich denke, da muss man von der Hohl zur Bringschuld der Staat verantwortlich,

00:08:05: dass die Familien ihre Leistungen auch abrufen können.

00:08:07: Ganz praktisch würde es Christine Finke gerne auch dann angehen, wenn es darum geht,

00:08:11: ein Angebot in ein anderes umzuwandeln.

00:08:14: Was wäre denn, wenn die allein erziehende Stadt einer Mutter-Kind-Kur eine Haushaltshilfe für das Geld bekommen könnte?

00:08:21: Ich weiß, dass es visionär und in weiter Ferne war, natürlich, Krankenkassengelder

00:08:25: nicht einfach rüber geschaufelt werden können in so ein Alleinerziehende Budget, aber im

00:08:29: Prinzip ist es Gesundheitsprävention.

00:08:31: Weil wenn die Alleinerziehenden in Burnout gehen oder andere Krankheiten entwickeln,

00:08:35: was sie in größerem Maße tun durch den jahrelangen Stress, den sie ausgesetzt sind, dann ist das

00:08:40: auch teuer für die Allgemeinheit.

00:08:41: Also nachhaltig betrachtet ist Prävention immer günstiger, als wenn man dann nachher

00:08:45: die kranken Menschen betreuen muss.

00:08:46: Und ich sehe das eigentlich als sehr aktiven sinnvollen Beitrag, wenn man wählen könnte,

00:08:51: will ich eine Kur machen oder will ich von meiner Krankenkasse eine aktive Entlastungshilfe

00:08:55: in meinem Alltag.

00:08:56: Und die gibt es einfach gar nicht.

00:08:57: Was es auch nicht geben sollte, ist die Stigmatisierung geringverdienender Frauen.

00:09:02: Dafür brauchen wir einen Kulturwandel, sagt Christine Finke.

00:09:06: Und den würde sie von unten und von oben einleiten.

00:09:09: Unten sollten die vielen Frauen häufiger ihren Mund aufmachen und oben sollte die Politik

00:09:15: helfen, die breite Palette der unterschiedlichsten Ansprüche und Bedürfnisse zu transportieren.

00:09:20: Was aber sicher nicht hilft, ist, dass ja immer im Moment sehr stark diskutiert wird,

00:09:24: die Rechte für Väter so stark weiter ausgebaut werden.

00:09:27: Das finde ich echt heikel.

00:09:28: Weil das sind ja meistens die Mütter, die die Kinder betreuen, haben tatsächlich relativ

00:09:33: wenig Rechte.

00:09:34: Also ich zum Beispiel darf nicht mehr umziehen, ohne Einverständnis meines Ex-Mannes.

00:09:38: Das ist so beim gemeinsamen Sorgerecht.

00:09:39: Und ich fühle mich dadurch schon stark eingeschränkt.

00:09:42: Das ist nervig.

00:09:43: Und wenn jetzt jemand so wie es geplant ist, Abzeugung im Prinzip, Abgeburt, sofort und

00:09:48: automatisch das gemeinsame Sorgerecht erhält und die beiden waren zum Beispiel nie ein Paar,

00:09:52: dann ist eine Frau ab jetzt, ab der Geburt, im Prinzip an die Entscheidung dieses Mannes

00:09:56: gebunden.

00:09:57: Und sowas finde ich höchst problematisch.

00:09:59: Also bei der Gesetzgebung auch auf die Frauen zu sein und auf die Alleinerziehenden, die

00:10:03: keine Kraft haben, auf sich einzubringen und nicht hauptsächlich auf Männerverbände.

00:10:07: Das finde ich tatsächlich wichtig und das muss die Politik tun.

00:10:10: Wenn es ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Frauen und Männerrechten gebe, wäre das

00:10:14: sicherlich die beste Lösung.

00:10:16: Doch da sind wir in der Realität noch nicht ganz angekommen.

00:10:20: Auch wenn es viele Männer gibt, die Alleinerziehende sind oder sich um Angehörige kümmern.

00:10:25: Noch sind es aber deutlich mehr Frauen.

00:10:28: Bei Alleinerziehenden von Kindern unter 18 Jahren sind es laut Bundesfamilienministerium

00:10:33: in 9 von 10 Fällen die Mütter.

00:10:36: Sehr oft sind diese Frauen durch ein geringes Einkommen zusätzlich belastet.

00:10:41: Diese Gruppe von Frauen macht in der eingangs erwähnten Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung

00:10:45: etwa ein Drittel aus.

00:10:47: Ein 3 dort befragten Gruppen ist aber eines gemeinsam, sagt Uter Kletzing.

00:10:52: Dass sie weniger Einkommen haben als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushalteinkommens.

00:10:58: Und das bedeutet, dass sie in Beschäftigungsverhältnissen unterwegs sind, wo einfach tatsächlich

00:11:05: das Einkommen so gering ist, dass jeder Cent zählt.

00:11:09: Und wir haben uns vor allem Mütter angeschaut, also Frauen mit Kindern.

00:11:13: Und da lässt sich dann sozusagen auch eben vermuten, dass sie nicht für Lücken, die

00:11:20: immer noch in der Betreuungsinfrastruktur zum Beispiel vorhanden sind, eben mit ihrem

00:11:24: Einkommen privat irgendwie aufkommen können.

00:11:26: Das heißt, es ist die Gruppe, die auch nochmal besonders darauf angewiesen ist, dass die

00:11:30: öffentliche Kinderbetreuungsstruktur gut funktioniert.

00:11:33: Dass es gerade diese Betreuungsstruktur schwierig macht, haben wir auch bei unserer Straßenumfrage

00:11:38: häufig gehört.

00:11:40: Die Vereinbarkeit von Job und Familie ist schwer.

00:11:43: Man hat alle den da in den Hut zu kriegen, Arbeitzeiten ist nicht wirklich möglich.

00:11:48: Kita-Zeiten, Arbeitgeber, die sich vielleicht höher stellen, meistens.

00:11:52: Riesiges Thema und schwierig, also wenn man den Kita-Platz beantragen muss, bevor man

00:11:56: schwanger ist, dass so durchgeplant ist, wahrscheinlich nicht jeder.

00:12:01: Es ist halt schwierig, ohne den Kita-Platz dann einen Job zu finden, also ich weiß nicht,

00:12:05: wie man das machen soll.

00:12:06: Wer es organisiert bekommt, ist damit aber noch nicht fein raus.

00:12:10: Fast immer gibt es dann auch noch für den Job, den Frau macht, weniger Geld als männliche

00:12:16: Kollegen bekommen.

00:12:17: Diese Frauen sind häufig in Berufen unterwegs.

00:12:20: Ja, wir reden über Arzthelferinnen, Erzieherinnen, Kassiererinnen, wo man einfach von unterbezahlter

00:12:26: Arbeit sozusagen ausgehen muss.

00:12:28: Da ist ganz klar, dass gute Arbeit eben auch gut bezahlte Arbeit ist.

00:12:34: Und gerade in diesen sogenannten frauentypischen Berufen, die auch viel, ja die sozialen Berufe

00:12:41: sind, da haben wir es eben einfach mit einer Unterbezahlung zu tun.

00:12:45: Der Fachausdruck dafür ist auch der Gender Pay Gap, also sozusagen die Entgeldungleichheit

00:12:51: zwischen bestimmten Berufen, die eben als frauentypisch oder männartypisch gelten.

00:12:56: Und diesen Gender Pay Gap, dem muss die Politik entgegenwirken, indem sie diese Berufe aufwertet

00:13:02: und zu gerecht bezahlten Berufen macht.

00:13:06: Damit hört es noch nicht auf, denn zum Gender Pay Gap kommt der Gender Care Gap.

00:13:11: Das heißt, auch bei der Fürsorge und dem sich kümmern, sind es nach wie vor meist die

00:13:16: Frauen, die in der Pflicht sind.

00:13:18: Auch da kann und muss die Politik aktiv werden, sagt Uter Kletzing.

00:13:23: Also gute Arbeit ist eben auch vereinbare Arbeit.

00:13:27: Das heißt, der Erwerbssektor muss einfach viel mehr die Fürsorgearbeit, die sozusagen

00:13:33: Frauen wie Männer zu Hause leisten, einfach mitdenken.

00:13:37: Und da geht es darum, dass die Politik eben auch ganz gezielt Arbeitgeber da unterstützt,

00:13:44: aber eben auch in die Pflicht nimmt, dass sie eben entsprechende Arbeitszeitmodelle für

00:13:49: Männer und Frauen, die eben Fürsorgeverpflichtungen haben, ermöglichen.

00:13:53: Das erfordert viel Umdenken, politisch und gesellschaftlich immer noch, wie uns bei unserer

00:13:59: Straßenumfrage bestätigt wurde.

00:14:01: Ganz besonders, wenn es um die gerechte Bezahlung geht.

00:14:04: Ich glaube, dass es alte Strukturen sind, die immer noch so bestehen und die mussten

00:14:08: auf alle Fälle schnellstmöglich bereinigt werden.

00:14:10: Es ist halt dieses Paträrchat, was über Jahrhunderte errichtet wurde und da wären die Frauen wirklich

00:14:16: benachteiligt und das ist eigentlich nicht notwendig.

00:14:18: Da gibt es ja gleiche Art, wo gibt es denn so was?

00:14:19: Also es ist unglaublich.

00:14:20: Um den Gender Pay Gap zu schließen, ist für Uter Kletzing auch Mindestlohn ein Stichwort.

00:14:26: Doch um gerade Alleinerziehenden zu helfen, ist Flexibilität ganz besonders wichtig.

00:14:32: Also eben nicht nur Geld, sondern auch Zeit.

00:14:34: Und bei der Vereinbarkeit ist ja immer dieses ganze Thema Zeitzuveränität.

00:14:39: Also inwieweit kann ich selber auch entscheiden, in welchen Schichten ich arbeite und in welchen

00:14:45: auch nicht.

00:14:46: Und ob ich vielleicht auch mal zu Hause arbeiten kann oder nicht.

00:14:48: Dass das eben auch in diesen Berufen in irgendeiner Form gefördert wird.

00:14:52: Mir ist total bewusst, dass das nicht einfach ist.

00:14:55: Also Schichtarbeit, irgendwie vereinbarkeitsfreundlich zu gestalten, das ist eine Herausforderung.

00:14:59: Aber ich finde ja genau deshalb muss ich die Politik da hin bewegen und gucken, wie geht

00:15:04: das auch genau in solchen Berufen in irgendeiner Form Zeitzuveränität zu ermöglichen.

00:15:10: Die betroffenen Frauen selbst setzen laut der Studie aber nur wenig Hoffnung und vor allem

00:15:16: wenig Vertrauen in die Politik.

00:15:18: Und da kann man einfach nur sagen, muss sich die Politik um eine bessere Repräsentanz

00:15:23: der breiten Bevölkerung bemühen.

00:15:25: Einige der Frauen haben zum Beispiel auch gesagt, dass es ihnen eben wichtig wäre mehr

00:15:29: Frauen zum Beispiel auch in politischen Spitzenpositionen zu sehen.

00:15:33: Und die Hoffnung ist einfach, dass sich dann auch genau solche Gruppen besser von der Politik

00:15:39: angesprochen fühlen.

00:15:40: Eben eine gerechte Gesellschaft, in der sich alle vertreten fühlen und sich die Schwächeren

00:15:45: auch unterstützt wissen.

00:15:47: Mehr Respekt für Aldi, die Kinder allein großziehen.

00:15:50: Dafür müssen wir unsere Klischees auf den Prüfstand stellen.

00:15:54: Die Politik muss die Rahmenbedingungen vorgeben, damit Arbeit auch in den sogenannten Frauenberufen

00:16:00: fair und gerecht bezahlt wird.

00:16:02: Die Politik muss die Möglichkeit schaffen, dass Arbeitszeiten und Arbeitsverträge den

00:16:07: Frauen und auch den Männern Zeitzuveränität gibt.

00:16:11: Egal, ob sie ein Kind großziehen oder einen Angehörigen pflegen.

00:16:15: Dafür muss das Für-Sorge-Prinzip für Frauen und Männer aus Arbeitgebersicht mitgedacht

00:16:21: werden.

00:16:22: Da müsse die Politik unterstützen, aber auch einfordern.

00:16:25: Denn ein guter Job ist ein mit Familie vereinbarer Job, sagt Uter Kletzing.

00:16:31: Ich sage danke fürs Zuhören bei Zukunft gerecht, dem Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:16:37: Bis zur nächsten Folge.

00:16:39: [Musik]

00:16:41:

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