Wie sich digitale Plattformen in Europa zähmen lassen | 05 Zukunft gerecht

Shownotes

Digitale Plattformen wie Facebook und Amazon gehören zum Alltag. Sie prägen nicht nur große Teile des kommerziellen Internets, sondern ordnen auch traditionelle Märkte und Branchen neu. Damit geht eine starke Konzentration von Marktmacht einher. Damit auch kleine Unternehmen auf dem Markt eine Chance haben und die Verbraucher_innen geschützt werden, wird der Ruf nach Regulierung lauter. Auf europäischer Ebene wäre dies in Form eines "digitalen Humanismus" möglich. Thomas Gegenhuber spricht im Podcast über seine "Vision für das digitale Europa".

Mit: Prof. Dr. Thomas Gegenhuber, Saskia Esken, Stefanie Moser. Moderation: Claudia Knoppke

Transkript anzeigen

00:00:00: Hallo zum Podcast "Zukunftgerechte Friedrich Ebert Stiftung". Ich bin Claudia Knopke und

00:00:08: ich nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt der Fragen, Antworten und Vorschläge

00:00:13: zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft. Wir können nicht mehr ohne, aber die Frage ist,

00:00:19: wie wollen wir zukünftig mit? Ausschließlich analog können wir uns unsere Welt eigentlich

00:00:25: gar nicht mehr vorstellen. Doch ist die digitale Welt so, wie wir sie haben, auch so, wie wir sie

00:00:31: wollen? Die Friedrich Ebert Stiftung ist dieser Frage in der Studie eine Vision für das digitale

00:00:37: Europa nachgegangen. Um eine digitale Welt zu haben, in der wir Menschen im Mittelpunkt stehen,

00:00:43: dafür müssen die großen Plattformen wie Google, Amazon, Apple und Co. gezähmt werden. Das sagt

00:00:49: Thomas Gegenhuber. Der Professor für Betriebswirtschaftslehre und digitale Transformation hat die

00:00:55: Studie erstellt und er sagt, wir brauchen den digitalen Humanismus. Thomas Gegenhuber sieht

00:01:02: für Europa die Notwendigkeit einer eigenen digitalen Strategie. Denn die großen US-amerikanischen

00:01:09: und chinesischen Global Player, also die marktbeherrschenden Plattform, einfach zu kopieren,

00:01:14: ist keine Lösung. Erstens, weil wir aus den Fehlern der anderen lernen sollten und zweitens, weil

00:01:20: wir uns vom kapitalgeleiteten Ansatz der amerikanischen Plattform und dem chinesischen Ansatz

00:01:27: der hohen technologischen Fortschritten mit staatlicher Kontrolle vereint absetzen sollten.

00:01:32: Und dann habe ich mir gedacht, arbeiten wir doch in Richtung eines europäischen digitalen Humanismus,

00:01:38: der von uns getrieben ist, der auf den Werten basiert, Freiheit, Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit.

00:01:45: Und was mir auch ganz wichtig ist, der menschenfreundlich ist, aber Technologien oder neut

00:01:51: technologische Möglichkeiten, also vorerst einmal mit einem Optimismus begegnet, aber sich doch auch

00:01:56: fragt, wie wollen wir eigentlich Technologien und diese Organisationsformen für uns nutzen,

00:02:01: um eine bessere Gesellschaft zu organisieren. Wie das im Einzelnen aussehen kann und warum

00:02:06: dieser digitale Humanismus die digitale Welt auch gerechter machen kann, darum geht es in unserer

00:02:13: aktuellen Podcastfolge "Zukunft gerecht". Die digitale Welt bietet uns eine Fülle von

00:02:19: Möglichkeiten, das erleben wir gerade ganz besonders in der Corona-Krise. Wer kann ist im

00:02:24: Homeoffice und erledigt auch andere Arbeiten online von zu Hause. Dabei googeln und dodeln wir,

00:02:31: besprechen uns per Video-Chat oder wir treffen dort Familie und Freunde. Unser Leben teilen wir

00:02:37: via Facebook, Instagram oder TikTok. Zwischendurch kaufen wir online bei Amazon ein. Die großen

00:02:44: Plattformen haben aber nicht nur Einfluss auf unser privates Leben und Verhalten, sie ordnen auch

00:02:49: die traditionellen Märkte und Branche neu. Sie verändern die Regeln des Wettbewerbs. Auch

00:02:55: Arbeitnehmer und Verbraucherinnenrechte werden nicht immer eingehalten. Dienstleistungen, Produkte,

00:03:01: Technologien, alles mit einem Klick. Doch wir alle wissen mittlerweile, die Währung, in der wir

00:03:07: dafür zahlen, sind unsere Daten und das Unbehagen darüber wächst. Das zeigt eine Umfrage der

00:03:13: Friedrich-Ebert-Stiftung von 2019. Die besagt, dass vier von fünf der Befragenden Deutschland

00:03:19: wollen, dass die Politikunternehmen wie Facebook, Google, Amazon und Co. Grenzen setzt. Thomas

00:03:25: Gegenhuber setzt dabei auf angepasste Regulierung. Denn bislang ist unser Problem, dass wir die

00:03:31: Politik und die Institutionen der rasanten Entwicklung hinterherhängen. Wie schnell zum Beispiel Apple

00:03:37: und iPhone den Telefonmarkt übernommen haben, also in MochaTV, da aus dem Weg geräumt hat. Das hat

00:03:44: eine Geschwindigkeit, eine Beschleunigungskraft. Die haben wir jetzt noch nicht getan. Also diese

00:03:48: digitalen Innovationen, die wir voneinander bauen, dieses Nutzen von Netzwerkeffekten,

00:03:52: beschleunigt den Prozess des Wachstums. Gleichzeitig sind natürlich unsere Institutionen einerseits

00:03:58: durch diverse Sparprogramme nicht bestens aufgestellt und hängen immer natürlich ein bisschen dahinter

00:04:04: nach, diese neuen Technologien zu verstehen und dann webentsprechend drauf zu reagieren. Geschwindigkeit,

00:04:09: Ressourcen und Anpassungsfähigkeit sind aber nur Teilaspekte. Und dann haben wir eine Frage,

00:04:15: was liegt denn in unserer Kompetenz. Aber ich glaube, da ist eben auch ein Veränderungsprozess,

00:04:19: weil ein Airbnb oder ein Uber, das können wir leicht regulieren und antwürdig sein, weil das

00:04:26: materialisiert sich ja vor Ort und auch die Politik der EU-Kommission zeigt, wenn wir wollen,

00:04:32: können wir diese Platformen natürlich durchaus zähmen. Es hängt aber vor allem vom politischen

00:04:38: Willen ab, dass wir das auch wirklich tun und Europa nimmt in diesem Bereich, auch im internationalen

00:04:43: Bereich, auch eine Führungsrolle ein. Und doch sieht Thomas Gegenhuber die Versuche der Regulierungen

00:04:48: mit den entsprechenden Maßnahmen teilweise ins Leere laufen. Auch wenn die EU-Kommission etwa

00:04:52: Milliarden schwere Kartellstrafen gegen Google verhängt, die DSGVO, die Datenschutzgrundverordnung

00:04:58: beispielsweise, ist für Gegenhuber eher ein zweischneidiges Schwert. Denn die Großen haben

00:05:03: genug Ressourcen, um sie umzusetzen. Für die Kleinen bedeutet sie viel extra Zeit, Geld und

00:05:09: Arbeitskraft. Und somit würden die Großen wieder als die starken aus der Regulierung hervorgehen.

00:05:14: Also das ist sowieso eigentlich immer ein bisschen die Zwiespalt bei den Regulierungen, wie man das

00:05:20: macht, damit dann auch wirklich die Kleinen die Chance haben und es auch zu mehrer Wettbewerb kommt.

00:05:24: Da kämpft die EU-Kommission noch, beziehungsweise ich würde einfach sagen, da ist einfach Uneinigkeit

00:05:29: oder zu wenig Koordination, manche Maßnahmen sind zu begrüßen, führen zu mehrer Wettbewerb,

00:05:33: andere Maßnahmen führen eigentlich wieder dazu, die bestehenden Pläne zu stärken und dann dafür

00:05:38: das Dritte noch nicht vergessen, dass natürlich die existierenden Konterne daran arbeiten,

00:05:43: bei ihren Lobbigenaufgaben zu schauen, dass ihre Systeme der Wertschöpfung,

00:05:48: z.B. wenn mal Google-Daten weitergehend unbedarfsbleiben, wir würden schon so dran gebündet haben.

00:05:53: Zwiespalt, ja, aber nehmen wir eine andere große Plattform, einen anderen großen Datensammler wie

00:05:58: Amazon. Auch da gibt es auch für die Kunden einen Zwiespalt. Doch die Antwort ist, viele Kundinnen

00:06:04: und Kunden bevorzugen Amazon, weil das Angebot riesig und die Bedienung schnell und einfach ist.

00:06:09: Das haben wir auch bei unserer Umfrage unter Mitarbeitern der Friedrich Ebert Stiftung gehört.

00:06:14: Also ich kaufe auch gern in der Fußgängerzone, aber ich muss sagen, bei Amazon kaufe ich

00:06:18: eigentlich noch lieber. Aus dem Grund, es geht einfach schnell. Ich mach die App auf dem Handy

00:06:22: auf, gebe mein gewünschtes Produkt ein, zu 99% finde ich das, zum wirklich guten Preis,

00:06:29: wegsehend Warenkorb, bestelle, zwei Tage später ist es da.

00:06:32: Ganz grundsätzlich frei von Amazon ist das ziemlich schwierig, es gibt durchaus sehr

00:06:38: spezialisierte Waren und auch Gegenstände, die man nur bei Amazon in dieser Form auch bekommt.

00:06:44: Und da ist es halt in manchen Belangen alternativ los.

00:06:48: Aber wollen wir das Organisation, die die Marktplätze organisieren, auch gleichzeitig die Händler sind?

00:06:55: Thomas Gegenhuber setzt da an, dass auch ein Riese wie Amazon vor allem ausprobiert.

00:07:00: Und bei Amazon wird einfach die grundsätzliche Frage auch, wollen wir das Organisationen,

00:07:06: die Marktplätze organisieren, gleichzeitig der Händler auf dem Marktplatz sind?

00:07:11: Das ist bei Amazon hochproblematisch, weil die können alle Datenverwerten von allen Händlerinnen

00:07:16: und Händlern, die auf der Plattform sind, und wissen, welche Produkte laufen gut und

00:07:21: diese Produkte, wo sie gut verlaufen, bringen sie dann Eigenmarkten heraus und diese Eigenmarkten

00:07:26: positionieren sie dann gut im Regal.

00:07:28: Ganz grundsätzlich sollten Marktorganisatoren nach Meinung von Thomas Gegenhuber nicht auch

00:07:33: Markthändler sein.

00:07:35: Ein zweites Beispiel für die Notwendigkeit der Zähmung ist für Thomas Gegenhuber Airbnb.

00:07:41: Denn wo freie Wohnungen vom Markt verschwinden, weil es lokativer ist, sie über die Plattform

00:07:46: anzubieten, statt normal zu vermieten, da muss eingegriffen werden.

00:07:51: Doch auch dann stellt sich wieder die Frage, ob die öffentlichen Einrichtungen und Verwaltungen

00:07:56: fit genug sind, um schnell und effizient eingreifen zu können.

00:08:01: Ganz grundsätzlich ist Regulierung für Thomas Gegenhuber nicht nur ein beschränkendes

00:08:06: Element.

00:08:07: "Zu schwierig die Regulierungen sind, wenn man sie gut macht, schaffen sie einen Handlungsraum.

00:08:13: Und ich glaube, wir müssen Raum für eine alternative Vision schaffen.

00:08:16: Das heißt aber auch eben, die bestehenden Optionen eben zu zähmen."

00:08:20: Und seine Vision für ein besseres, digitales Europa heißt bei Thomas Gegenhuber digitaler

00:08:27: Humanismus. oder die Besinnung auf unsere europäischen Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit,

00:08:33: Nachhaltigkeit und Solidarität.

00:08:35: Einschließlich fair bezahlter Arbeit.

00:08:38: Eine digitale Welt, die zu einer echten Bereicherung für die Gesellschaft werden kann.

00:08:43: Ein Paradebeispiel dazu wäre für Thomas Gegenhuber die Kombination, die Kooperation

00:08:49: von Wikipedia mit den öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsendern.

00:08:54: "Was würde passieren, wenn die Leute auf Wikipedia gehen und auch die jüngere Zielbeüber

00:08:58: für Wikipedia sich informierte Texte lesen, dann hätte sie auch wieder einen Bezug, noch

00:09:02: mehr Bezug zu den öffentlichen Rundfunkanbieterinnen.

00:09:06: Und das wäre ein schönes Beispiel, wie wir die journalistische gute Information der öffentlichen

00:09:12: Hand mit dem kommenden Angebot der Wikipedia verbunden können."

00:09:15: Gemeinwohl und soziale Gerechtigkeit kann es auch bei privaten Unternehmen und Plattformen

00:09:20: geben, findet Thomas Gegenhuber.

00:09:22: "Wenn wir an Social Entrepreneurship denken oder wenn wir dann denken, dass es auch andere

00:09:27: Organisationen gibt, könnten wir einfach sagen, wie könnten wir den Plattformgedanken

00:09:31: anders fassen, dass die Leute mehr davon profitieren."

00:09:34: Soziales Unternehmertum oder auch digitale Genossenschaften sind eine Möglichkeit für

00:09:40: Thomas Gegenhuber.

00:09:41: Da sei die Plattform Up and Go aus New York ein gutes Beispiel.

00:09:46: "Gibt es auf der einen Seite Leute, die wollen, dass ihr Haus gereinigt werden und auf der

00:09:51: anderen Seite gibt es Arbeiterinnen und Arbeiter, die diese Reinigungsdienste vornehmen.

00:09:57: Der Unterschied ist aber, dass die Up and Go-Plattform den Arbeiterinnen selber kosten, also eine

00:10:01: Plattformgenossenschaft ist.

00:10:02: Das macht das für einen Unterschied für die Mitarbeiterinnen, anstatt 15 oder 20 Prozent

00:10:07: Provision abzuliefern an die Plattform, liefern sie jede 5 Prozent an die Plattform ab, weil

00:10:11: sie nicht Gewinnorientierung hat und diese 5 Prozent werden natürlich eingesetzt, damit

00:10:15: die Plattform weiterhin professionell ist.

00:10:17: Ein weiterer Baustein für mich für den digitalen Humanismus ist einfach, geht es so sagen,

00:10:22: Unternehmerinnen tun breiter Denken, digitale Genossenschaften fördern, also Genossenschaften

00:10:27: 2-0, damit das was übrig bleibt oder der Wert, der generiert wird, damit auch die

00:10:32: Leute, die in diesen Sektoren arbeiten, mehr davon profitieren."

00:10:35: Der digitale Humanismus baut für Thomas Gegenhuber auf insgesamt 6 Bausteinen auf.

00:10:40: 3 Hauptbausteine gestützt von 3 Sockelbausteinen.

00:10:43: Die sind Bildung und Kulturwandle, Rekrutierung und Allianzen, proaktive staatliche Investitions-

00:10:50: und Förderpolitik.

00:10:52: Neues Unternehmerin-Tum steht oben, genauso wie ein unterstützendes Ökosystem und der

00:10:58: digitale unternehmerische Staat.

00:11:00: Der digitale unternehmerische Staat setzt, ähnlich wie bei dem Beispiel Wikipedia und

00:11:05: öffentlich-rechtliche Sender, auf Allianzen.

00:11:08: Öffentliche und private Angebote strategisch bündeln und fördern zum Wohle aller.

00:11:13: Ein Beispiel, das ich auch in meiner Studie rausgesucht habe und das ich wirklich cool

00:11:16: finde, es gibt den Berlin-Yellbee.

00:11:18: Bei Yellbee werden alle Mobilitätsanbieter unter einer Hand verpasst.

00:11:22: Das ist jetzt ziemlich smart, weil BVG ist schon stark.

00:11:25: Wir haben hier lokale Netzwerkeffekte, wir haben hier einen starken Player, der auf

00:11:30: eine Kundenbasis zurückwerfen kann und alle Anbieter unter sich vereinen kann.

00:11:33: Und dieses Yellbee basiert auf einer Technologie, eine Start-up.

00:11:37: Und ich habe mir dann angesehen, wir hatten das Start-up finanziert.

00:11:40: Und da bin ich dann draufgekommen, die haben unter anderen Kredite aus europäischen Quellen

00:11:44: bekommen.

00:11:45: Und da habe ich mir dann gedacht, na ja, wenn wir solche Anbieter haben, die die Lokalmobilität

00:11:49: anbieterbündeln können und die dann dementsprechend auch Regeln festlegen können, wie das zu

00:11:54: passieren hat, dann würde sie aus Sicht des unternehmerischen Staats Sinn machen, okay,

00:11:59: diese Technologie wird schon in fünf europäischen Städten eingesetzt oder sagen wir in zwei

00:12:02: deutschen Städten, wir wollen da eine strategische Investition machen in der Höhe von 25 Prozent.

00:12:09: Die BVG in Berlin hat übrigens über Yellbee alle Mobilitätsangebote wie Busbahn, Roller,

00:12:15: Fahrradauto, Ridesharing und Taxi miteinander verbunden.

00:12:18: Das ist aber nur ein europäisches Beispiel.

00:12:21: Es gibt spannende Projekte in Barcelona, es gibt spannende Projekte teilweise in Amsterdam

00:12:26: und natürlich auch in vielen Städten und dass wir uns überlegen,

00:12:29: wie können wir finanzielle Mittel einsetzen und diese Projekte zu fördern,

00:12:32: den Krediten zu geben und denen helfen zu skalieren.

00:12:35: Bei Google macht ja auch nichts anders als gute Projekte zu skalieren,

00:12:39: oft zu Kauf und Einfall bleiben.

00:12:41: Und ich verleihne nichts anderes beim Unternehmen meister Staat.

00:12:43: Gibt es ein offenes Innovationsmanagement, eine klare Industrie,

00:12:47: Strategie im digitalen Bereich und gute Projekte,

00:12:50: die dem Geist eines digitalen Humanismus entsprechen, sich da strategisch einzumischen?

00:12:55: Überhaupt ist die richtige Förderung wichtig.

00:12:58: Der Staat müsse proaktiv und strategisch und risikofreudiger investieren und fördern.

00:13:05: In Deutschland würde Thomas Gegenhuber die Förderpolitik vom Kopf auf die Füße stellen.

00:13:10: Anders gesagt, im digitalen Humanismus brauchen wir ein Innovations-Scouting.

00:13:16: Wo sind die feine Initiativen, die nicht in unserem Radar sind, die wir fördern können,

00:13:21: die unseren Bild entsprechen und können wir denen helfen, Anträge zu entwickeln?

00:13:25: Wo wir sagen, ja, das ist jetzt ein Konzept, mit denen können wir arbeiten und da helfen wir euch das zu skalieren.

00:13:31: Man muss die Logik ändern, nicht zu sagen, wir machen Ihnen einen Fördertopf auf und bewirkt euch mal,

00:13:35: sondern das ist in der draußen spannend und können wir das unterstützen.

00:13:39: Rein theoretisch wissen wir jetzt also, was in der digitalen Welt

00:13:43: mit ihren fast allmächtigen großen Plattformen besser sein könnte.

00:13:47: Ganz praktisch, eigentlich auch, wie unsere Umfrage zeigt.

00:13:50: Plattformen wie Amazon sind praktisch, das haben wir schon gehört und das ist häufig ein Argument.

00:13:56: Es gibt aber auch ein Aber.

00:13:58: Ich kaufe lieber bei kleinen Geschäften in meiner Umgebung.

00:14:01: Von Amazon hört man ja immer wieder Geschichten, dass die Mitarbeiter nicht gut behandelt werden.

00:14:05: Von daher versuche ich da meinen Einkauf bei Amazon einzuschränken,

00:14:09: um das Geschäftsmodell nicht weiter zu unterstützen.

00:14:12: Außerdem gab es für die Meldung, dass Amazon zurückgesendete Waren einfach vernichtet.

00:14:18: Und ehrlich gesagt finde ich das nicht okay.

00:14:20: Man möchte daher auch das nicht weiter unterstützen.

00:14:23: Bei Messengerdiensten oder sozialen Netzwerken ist grumpenzwang das Argument,

00:14:28: das viele Gegenargumente übertrumpft.

00:14:31: Und auch, wenn es um den eigenen Geldbeutel oder viel möglichen Spaß geht,

00:14:37: lässt es sich über manchen Zweifel hinwegsehen.

00:14:40: Ich habe schon mal bei Airbnb eine Wohnung gebucht.

00:14:42: Fein, wenn es um ein Urlaub geht, wo man ein bisschen mehr aus Geld gucken muss,

00:14:47: ist Airbnb eine sehr gute Alternative.

00:14:49: Da kann man tatsächlich sehr viel Geld sparen.

00:14:51: Bei meiner letzten Buchung mit Airbnb gab es eine Änderung bei den Kontodaten.

00:14:56: Ich hätte da ein Ausweisdokument hochladen müssen.

00:14:59: Ich kann verstehen, dass Airbnb die Identität der Nutzerinnen und Nutzer prüfen möchte

00:15:04: und auch das gegenüber den Airbnb Vermietern absichern möchte.

00:15:08: Aber insgesamt war es mir doch zu intransparent, was Airbnb mit meinen Daten macht.

00:15:12: Und ich schicke ja nicht einfach meine Person-Daten durch die Welt.

00:15:16: Das gerade an einem amerikanischen Unternehmen war mir das so unsicher,

00:15:20: da dies ja mit Datenschutz nicht so genau nehmen.

00:15:23: Unsere Daten und der Datenschutz.

00:15:26: Das ist, wenn es um die offizielle Lesart geht,

00:15:28: gerade bei uns in Deutschland ein hochsensibles Thema.

00:15:32: Doch als Nutzerinnen und Nutzer des Internets kommen wir nicht drum herum,

00:15:36: unsere Daten preiszugeben.

00:15:38: Und wir tun es rechtsorglos, meint auch die SPD-Vorsitzende Saskia Eskin.

00:15:43: So richtig frei sind wir in dieser Entscheidung nicht.

00:15:46: Wenn wir dazu gehören wollen, dann müssen wir ein Facebook-Profil unterhalten.

00:15:49: Und selbst übrigens, die, die keines unterhalten,

00:15:52: sind Teil des Tracking, das Facebook betreitet.

00:15:55: Wir haben gehört von diesen Shatter-Profil und so weiter.

00:15:57: Aber durch diese scheinbar freie Entscheidung steckt so ein Stück Fatalismus

00:16:01: eigentlich aber auch Hilflosigkeit dahinter.

00:16:04: Wenn wir schauen, dass Menschen sich mit Datenschutz- und Geschäftsbedingungen

00:16:07: kaum auseinandersetzen und halt ihre Häckchen setzen

00:16:10: und dann damit jegliche Souveränität aufgeben,

00:16:13: entteilen sogar den Unternehmen Einräumen und gegenüber erklären,

00:16:17: ja, ich habe meine Freunde informiert darüber,

00:16:20: dass ihre Daten weitergegeben werden.

00:16:22: Das heißt, ich verhalte mich falsch gegenüber den Datenschutzbestimmungen

00:16:25: und das Unternehmen schiebt die Verantwortung auf mich ab.

00:16:28: Das ist schon eine ziemlich schule Vorgehensweise.

00:16:31: Auch das Monopol der großen Plattform nicht nur auf unsere Daten ist ein Problem,

00:16:35: sagt Saskia Eskin.

00:16:37: Es ist ein besögnet Problem, weil die monopolartige Dienstleistung,

00:16:41: die die nächsten Jahr am Ende dazu führt,

00:16:43: frei Souveräne Kundenentscheidungen nicht mehr möglich sind.

00:16:46: Das heißt, ich habe eigentlich nur noch die Möglichkeit,

00:16:48: eben auf dieser Plattform die Dienstleistung wahrzunehmen

00:16:51: und die anderen sind so unbedeutend,

00:16:53: dass ich dann gerade eben in sozialen Netzwerken

00:16:56: eben ein sehr einsamer Mensch bin auf so kleinen Alternativen anbietern.

00:17:00: Auch das sei schon ein wichtiger Grund,

00:17:02: dass die großen Plattformen besser reguliert werden müssen.

00:17:04: Sonst verlieren nicht nur wir unsere Datensouveränität,

00:17:07: sagt Saskia Eskin.

00:17:09: Auch der Staat sei er häufig Kunde dieser Anbieter.

00:17:12: Die Datenschutzgrundverordnung sei da ein Ansatz,

00:17:16: aber noch nicht das Ergebnis.

00:17:18: Dann sind wir jetzt in Schritt weiter mit der europäischen Datenschutzgrundverordnung,

00:17:21: ob wir mit der Durchsetzungsfähigkeit wirklich weitergekommen sind.

00:17:24: Darf es vorerst doch bezweifeln werden,

00:17:26: weil eben die Strukturen eines europäischen Datenbesports

00:17:29: und auch die irische Behörde noch nicht in dem Maße schlagkräftig ist,

00:17:32: wie es notwendig wäre.

00:17:33: Aber der richtige Weg ist natürlich eine europäische Regulierung europaweit harmonisiert,

00:17:39: nicht nur mit Richtlinien, sondern mit Verordnungen,

00:17:42: damit man dann eben auch durchsetzungsfähig ist.

00:17:44: Die EU habe sich zwar schon ein gewisses Instrumentarium

00:17:47: zur Durchsetzung der Regulierung oder zur Zähmung der großen Plattform zugelegt.

00:17:52: Aber auch das ist trotz hoher Kartellstrafen beispielsweise

00:17:56: noch nicht richtig zum Einsatz gekommen, findet Saskia Esken.

00:18:00: Die möglichen Strafen und die möglichen Konsequenzen

00:18:02: sind wesentlich geschärft worden durch die europäische Harmonisierung.

00:18:06: Und dennoch muss man, wenn man sich die Summen anguckt,

00:18:08: ja immer noch in Frage stellen, ob wir damit wirklich die Unternehmen

00:18:11: wirklich beeindrucken können.

00:18:13: Wobei also 4% des Jahresumsatzes als Höchststrafe beim Verstoß in der DSGVO

00:18:18: schon ein ziemlich scharfes Schwerb sind, muss man sagen.

00:18:21: Aber es wurde bis jetzt so scharf nicht gezogen.

00:18:23: Die EU sollte ganz grundsätzlich mehr eigene Wege beschreiten

00:18:27: und sich nicht mit der Regulierung der großen Plattform begnügen,

00:18:31: meint Saskia Esken.

00:18:32: Wir müssen mehr Raum schaffen, mehr fördern und aktiver eingreifen,

00:18:37: um die Monopole zu günstigen kleinere Anbieter und oft bessere Anbieter zu brechen.

00:18:43: Vor allem aber gehe es darum, die Datensouveränität,

00:18:46: die digitale Souveränität zurück zu gewinnen.

00:18:49: Wir reden oft von digitale Souveränität und der Wirtschaft,

00:18:52: weil wir sagen, es gibt kaum noch Unternehmen,

00:18:53: die in den maßgeblichen Rollespielen digitalen in Deutschland

00:18:57: und auch kaum in Europa hier, weil ich uns schon auch in der schwierigen Lage sehe,

00:19:01: dass wir eben keine Entscheidungsfreiheiten mehr entteilen haben wegen der Monopolebildung,

00:19:06: dass wir aber auch unsere Rechte nicht in den Hinreichen durchsetzen können.

00:19:09: Und nur durch diese Souveränität kann ich mich auch kreativ und aktiv

00:19:13: daran beteiligen, was ihm jetzt geschieht und wie das Netz auch gestaltet ist.

00:19:17: Nicht nur die Digitalität soll den Menschen dienen,

00:19:20: sondern die Menschen sollen sie auch für sich nutzen können und auch aktiv gestalten.

00:19:24: Monopole können auch dadurch gebrochen werden, dass geteilt werden muss.

00:19:28: Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat sich in einer zweiten Studie mit dem Thema

00:19:33: Datenteilungspflicht beschäftigt.

00:19:35: Stefanie Moser von der Friedrich-Ebert-Stiftung hat die Studie verantwortlich begleitet

00:19:40: und sie sagt, Datenteilungspflicht ist im Prinzip ein Gemeinschaftskonto.

00:19:46: Wir alle haben eingezahlt, also sollten wir auch alle etwas davon haben.

00:19:50: Daten sind halt ein ganz zentraler Grundstoff, um in einer digitalisierten Welt

00:19:55: entsprechende Technologien entwickeln zu können, entsprechende Anwendungen entwickeln zu können.

00:20:00: Und im Moment konzentrieren sich die Daten bei sehr wenigen Akteuren,

00:20:04: und nicht genau auch bei diesen großen Plattformen,

00:20:06: und liegen dort eben in Silos, wo die andere nicht drauf zugreifen können.

00:20:12: Und die Idee von so einer Datenteilungspflicht ist, dass eben Daten doch viel mehr als nicht als

00:20:17: Privatbesitz dieser Konzerne zu sehen sind, zumal sie die ja gar nicht selber herstellen,

00:20:21: sondern die Daten entstehen ja durch die Interaktion mit dem Nutzer,

00:20:23: sondern dass diese Daten eben wirklich eine Art Gemeingut sind,

00:20:26: die dann auch für andere Sachen eingesetzt werden können.

00:20:30: Es konnte ja zum Beispiel sein, dass ein junges Unternehmen

00:20:33: ein noch viel besser funktionierendes soziales Netzwerk entwickelt,

00:20:38: mit einem noch viel besseren Datenschutz.

00:20:40: Doch noch muss überhaupt erst einmal zur Datenteilungspflicht entschieden werden.

00:20:45: Der Vorschlag ist noch relativ jung.

00:20:47: In Deutschland hat die SPD vor gut einem Jahr diesen Vorschlag im Rahmen der Initiative für ein Daten für alle Gesetz eingebracht.

00:20:55: Auch auf EU-Ebene gibt es ähnliche Überlegungen.

00:20:59: Mit der Datenteilungspflicht betritt die Politik in vielerlei Hinsicht gesetzgeberisches Neuland.

00:21:05: Entsprechend viele Fragen stellen sich unter,

00:21:08: welchen Bedingungen muss ein Unternehmen seine Daten teilen, wer erhält Zugang zu diesen Daten,

00:21:14: welche Daten sollten geteilt werden bzw. wie können Daten geteilt werden,

00:21:19: ohne andere gesetzliche Bestimmungen, insbesondere den Datenschutz zu verletzen.

00:21:24: Und nicht zuletzt, welche technische und institutionelle Infrastruktur ist für das Datenteil erforderlich.

00:21:31: Dazu gibt es bereits Modelle wie in der Studie der Friedrich-Iberts-Stiftung die Datenteilungspflicht.

00:21:37: Genau das war eben auch das Ziel der Studie mal anhand eines Modells,

00:21:42: was einen Wissenschaftler der in den Niederlanden unterrichtet, die ins Prüfer entwickelt hat,

00:21:46: dieses Modell mal detailliert darzustellen, so dass die Politik eben auch ein besseres Verständnis dafür kriegt,

00:21:53: wie so ein sehr innovatives neues Instrument, das nicht so in das bisherige Schema von Wettbewerbsregulierung passt,

00:22:00: wie das aussehen könnte und an welchen Aspekten das vielleicht auch noch weiter gearbeitet werden muss.

00:22:05: Was aber schon jetzt klar ist, die Monopolbildung ist auch ein demokratisches Problem.

00:22:11: Es werden eben Konzerne, die zudem alle nicht in Europa angesiedelt sind, sondern im Ausland,

00:22:16: die teilweise mit Regeln, den wir hier als Gesellschaft haben, sei das im Bereich Datenschutz,

00:22:22: sei das im Bereich Arbeitsbedingungen, Triefverträge, sei das im Bereich Steuernzahlen,

00:22:27: die das nicht unbedingt teilen und versuchen auch soweit, dass möglichst häufig kreativ auch zumindest Sanktisig in Graubereichen da bewegen, teilweise.

00:22:34: Die Welt hält momentan wegen der Corona-Krise inne, aber sie steht nicht still.

00:22:40: Wohl selten waren wir alle so oft und so intensiv online wie in diesen Monaten.

00:22:45: Die dabei gesammelte Datenflut dürfte unser aller Vorstellungsvermögen sprengen

00:22:50: und dabei wird ein genauso unermesslicher Schatz in den Händen einiger weniger digitaler Markt-Giganten angehäuft.

00:22:57: Da B stehen und Entstehen weiter Monopole, die uns allen gefährlich werden können.

00:23:04: Denn wer den Markt hat, hat die Macht.

00:23:07: Und diese Monopolisten sitzen in Ländern dieser Welt mit anderen gesellschaftlichen Systemen,

00:23:12: die in vielen Belangen nicht unserem europäischen Werte- und Lebensbild entsprechen.

00:23:17: Sie missachten Arbeitnehmer und Verbraucherinnenrechte, sie verhindern durch ihre Monopolstellung,

00:23:23: das kleine innovative Unternehmen nachwachsen und am Markt gedeihen können.

00:23:28: Dem sollten wir durch einen europäischen digitalen Humanismus gegensteuern, haben wir von Thomas Gegenhuber gehört.

00:23:36: Eine digitale Welt in der Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Solidarität, die Eckpfeiler sind.

00:23:45: Wir müssen uns unsere digitale Souveränität zurückholen.

00:23:48: Denn nur wenn wir souverän sind, können wir auch kreativ und innovativ sein, sagt die SPD-Vorsitzende Saskia Esken.

00:23:57: Und wir müssen die Frage klären, wer da auf all diese Daten, die durch uns gesammelt wurden, nutzen und nutzen daraus ziehen.

00:24:05: Dafür sollten wir dringend weiter an der Idee der Datenteilungspflicht arbeiten, sagt Stefanie Moser von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:24:13: Wenn wir die Großen regulieren und zähmen wollen, muss die Politik, muss der Staat selber unternehmerischer denken und handeln,

00:24:22: muss die Politik den digitalen Davids durch innovative Förderpolitik und Unterstützung die Mittel gegen die digitalen Goliads an die Hand geben.

00:24:33: Ich sage danke fürs Zuhören bei "Zukunftgerecht" dem Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:24:39: Bis zur nächsten Folge.

00:24:41: (Beitroffene Musik)

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.