Die Krise für eine gerechte Transformation der Arbeitswelt nutzen | 06 Zukunft gerecht

Shownotes

Die Corona-Krise verändert die Arbeitswelt und beschleunigt die Digitalisierung in allen Bereichen. Sie wirkt sich positiv wie negativ auf unsere Arbeitsplätze aus. Damit Errungenschaften wie geregelte Arbeitszeiten und Absicherungen für Arbeitnehmer_innen auch in Zeiten der Digitalisierung nicht verloren gehen, müssen wir uns auch heute dafür einsetzen. Was wir aus vergangenen Krisen lernen und wie wir eine gerechte Transformation der Arbeitswelt verwirklichen können, klären wir mit unseren Expert_innen aus Forschung und Gewerkschaft.

Mit: Christiane Benner, Prof. Dr. Ralf Roth, Prof. Dr. Stefan Kirchner. Moderation: Claudia Knoppke

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00:00:00: Hallo zum Podcast "Zukunftgerecht der Friedrich-Ebert-Stiftung".

00:00:07: Ich bin Claudia Knopke und ich nehme Sie mit auf eine spannende Reise durch die Welt der Fragen,

00:00:12: Antworten und Vorschläge zu vielen Themenbereichen unserer Zukunft.

00:00:16: Die Corona-Krise steht ja vor allem im Zeichen des Abstandhaltens.

00:00:21: Und doch sind wir um die Ansteckungsgefahr zu verringern, näher zusammengerückt.

00:00:26: Viele von uns zu Hause im Homeoffice.

00:00:28: Die Digitalisierung macht es möglich.

00:00:31: Homeoffice ist nicht ganz neu, aber doch in vielen Fällen neu herausfordernd.

00:00:36: Auch die Digitalisierung der Arbeitswelt ist nichts Neues.

00:00:40: Schon seit etwa 70 Jahren spielen Computer eine Rolle in der Arbeitswelt.

00:00:44: Die Abläufe wurden automatisiert und computerisiert.

00:00:48: Damit einhergegangen ist die Vernetzung von Arbeitnehmern, Maschinen und ganzer Produktionsprozesse.

00:00:54: Die Entwicklung zur Industrie 4.0, wie wir sie gerade erleben, ist auch eine Herausforderung.

00:01:01: Denn es gibt viele neue Unsicherheiten für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

00:01:05: Arbeiten und Arbeitsplätze werden verlagert.

00:01:09: Dafür steht zum Beispiel das noch neue Wort Crowdworking.

00:01:12: Die Arbeit wird in Unternehmen von flexiblen Teams erledigt.

00:01:16: Sehr oft auch von freien externen Mitarbeitern,

00:01:19: die gemäß ihrer jeweiligen Qualifikation zusammenarbeiten, um einen Auftrag abzuarbeiten.

00:01:24: Weniger um Qualifikation, sondern mehr ums Abarbeiten geht es beim Click-Working.

00:01:29: Einfache häufig Kontrollarbeiten mit entsprechend geringer Bezahlung und ohne soziale Absicherung.

00:01:36: Die neuen Herausforderungen sind also häufig auf der einen Seite mehr selbstbestimmtes Arbeiten,

00:01:41: auf der anderen Seite gehen Arbeitsschutz und Absicherung,

00:01:45: die in den letzten Jahrzehnten erkämpft wurden für diese Gruppen verloren.

00:01:49: In unserer aktuellen Podcast-Folge "Zukunft gerecht" gehen wir Fragen nach wie

00:01:54: bringt Corona einen neuen Schub für die Digitalisierung?

00:01:57: Was bedeutet das für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer?

00:02:00: Homeoffice bietet sicherlich mehr Flexibilität.

00:02:04: Aber was ist mit denen, die kein Homeoffice machen können?

00:02:07: Und was passiert nach Corona?

00:02:09: Können wir positive Entwicklung beibehalten?

00:02:12: Um das neue zu gestalten, hilft ein Blick in die Geschichte.

00:02:16: Denn wir können Lehren auch aus vergangenen Krisen ziehen.

00:02:19: Das haben uns die Expertinnen und Experten gesagt.

00:02:22: Und sie haben uns auch erklärt, warum Gewerkschaften bei der Transformation der Arbeitswelt eine große Rolle spielen.

00:02:29: Was wir gerade erleben, nennen viele Crash-Course, den Crash-Course-Corona-Krise.

00:02:35: Vor allem, was das digitale Arbeiten angeht.

00:02:37: Die Pandemie lehrt uns gerade sehr viele Dinge.

00:02:40: Und eines dieser Dinge ist, wer digital fit, technisch ausgerüstet, flexibel und kinderlos ist,

00:02:46: kann auch in Krisenzeiten weiter irgendwie mithalten.

00:02:50: Homeoffice ist da das Schlagwort der Covid-19-Pandemie.

00:02:54: Es liegen mittlerweile einige Monate der Doppelbelastung hinter uns,

00:02:58: besonders für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Kindern.

00:03:02: Und dabei mussten wir leider auch feststellen,

00:03:04: dass viel der Betreuungsarbeit an den Frauen hängen bleibt.

00:03:08: Für Christiane Benner, Vorstandsmitglied der Industrie-Gewerkschaft Ige Metall,

00:03:12: hat sich schon in der Vergangenheit und auch jetzt wieder gezeigt.

00:03:16: Also wir mussten auch Kommunikationsarbeit leisten

00:03:19: und müssen das auch immer noch, um zu sagen,

00:03:21: dass irgendwie Homeoffice nicht ein Ponyhof ist.

00:03:24: Ist die Corona-Krise also vielleicht auch deshalb eine Krise,

00:03:27: weil sie uns in einer Zeit des technischen Umbruchs zeigt,

00:03:30: wie schnell wir auch wieder Rückschritte machen, wenn wir nicht aufpassen?

00:03:34: Christiane Benner ist überzeugt, wir müssen unbedingt wachsam bleiben.

00:03:38: Ich finde diese Frage dieser ungleichen Verteilung der Arbeit

00:03:43: und der Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen,

00:03:45: das ist ein Thema, mit dem wir einfach sehr bewusst umgehen müssen,

00:03:48: damit das nichts ist, was sich manifestiert,

00:03:51: sondern dass wir da versuchen, bewusst auch gesellschaftlich gegenzuarbeiten.

00:03:56: Weil das kann ja irgendwie nicht wahr sein,

00:03:58: dass nur weil jetzt Betreuungsstrukturen gerade wegbrechen,

00:04:02: dass es zu einer harten Retraditionalisierung kommt,

00:04:05: also in der partnerschaftlichen Arbeitsteilung.

00:04:08: Und das finde ich ziemlich dramatisch.

00:04:10: Auf die richtige Gesamtdramaturgie kommt es für Christiane Benner dann an,

00:04:14: wenn es darum geht,

00:04:15: gewerkschaftliche und soziale Errungenschaften in Zeiten des Umbruchs zu erhalten.

00:04:20: Schon frühere Veränderungen, Transformationen der Arbeitswelt

00:04:24: sind durch Gewerkschaften begleitet

00:04:26: und in eine, ihrer Meinung nach, erfolgreiche Richtung gelenkt worden.

00:04:30: Jetzt sei eine deutliche Veränderung das Homeoffice.

00:04:33: Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten,

00:04:36: wird von vielen als Privileg empfunden.

00:04:39: Aber nicht alle können sich privilegiert fühlen.

00:04:41: Bestell nämlich fest, dass Frauen mehr Last haben

00:04:46: in der Vereinbarkeit Homeoffice und Kinderbetreuung,

00:04:50: was mit dem Wegbruch der ganzen Betreuungsstrukturen anbelangt.

00:04:54: Und da beobachten wir eine ungesunde Entwicklung,

00:04:57: nämlich, dass Frauen wieder Arbeitszeit reduzieren.

00:05:00: Dass Männer, also das ist denen irgendwie besser gelingt,

00:05:04: ich sag's mal wirklich hart, ihren Job durchzuziehen,

00:05:06: wenn sie von Hause aus arbeiten.

00:05:08: Also die haben ihre Arbeitszeit war halt nicht wirklich geändert

00:05:11: aufgrund dieser Betreuungssituation.

00:05:13: Frauen aber sehr wohl.

00:05:15: Das heißt Frauen, die müssen schon wieder Abstriche machen,

00:05:18: damit das alles unter einen Hunde zu bringen ist.

00:05:21: Und das ist etwas, was uns beunruhigt,

00:05:25: weil wir da ja schon jetzt Befragungen gemacht haben

00:05:28: und einfach feststellen,

00:05:29: da gibt es eine Einsalte,

00:05:31: Veränderungen, Arbeitszeitverhalten zu lassen der Frauen.

00:05:35: Da müssen wir sehr aufpassen,

00:05:37: damit sich das nicht gesellschaftlich

00:05:39: und in der Arbeitswelt auch nach der Corona-Krise verfestigt,

00:05:43: warnt Christiane Benner.

00:05:44: Weil das hat ja alles dann wieder Implikationen

00:05:46: für Einkommenssituationen,

00:05:48: für das ganze Thema Gender Pay Gap,

00:05:51: für das Thema, was passiert dann mit dem Renten-Pay Gap,

00:05:55: mit dem Care Gap.

00:05:56: Das zieht ja ein enormer Rattenschwanz nach sich.

00:05:59: Die Herausforderungen sind also klar definiert.

00:06:01: Und die Gewerkschaften haben ein wachsames Auge darauf,

00:06:04: dass Frauen nicht die Leidtragenden bleiben,

00:06:06: wie sie es ganz offensichtlich aktuell in der Corona-Krise sind.

00:06:10: Dass Zeiten des Umbruchs und der Veränderung

00:06:13: selbst Krisen auch Chancen sind,

00:06:15: hat uns die Geschichte mehrfach gezeigt, meint auch Ralph Roth.

00:06:19: Der Professor für neuere Geschichte sagt,

00:06:21: aus der Geschichte sollten wir unsere Lehren ziehen,

00:06:24: denn die digitale Transformation

00:06:26: steht in einer ganzen Reihe gesellschaftlicher Veränderung.

00:06:29: Die Transformation der Arbeit wird halt

00:06:31: im Kontext der Digitalisierung beschrieben

00:06:34: und die Digitalisierung wird als ein sehr junges Phänomen.

00:06:37: Er betrachtet also der letzten zwei Jahrzehnte

00:06:40: meistens in den Diskussionen.

00:06:41: Nur wenige Untersuchungen oder Beiträge gehen

00:06:45: in die Zeit davor zurück.

00:06:46: Das ist schon mal ein Manko.

00:06:48: Natürlich ist die aktuelle Diskussion

00:06:51: reagiert natürlich immer auf neue Phänomene.

00:06:53: Und der Grad, der Digitalisierung, ist natürlich heute

00:06:56: ein ganz anderer als in früheren Zeiten.

00:06:59: Aber wir müssen trotzdem berücksichtigen,

00:07:02: dass Digitalisierung und damit auch die Veränderung

00:07:05: der Arbeitswelt, also durch den Einzug von Computern

00:07:08: in alle mögliche Prozesse,

00:07:10: doch schon ein Phänomen ist,

00:07:12: das uns seit 70 Jahren begleitet.

00:07:14: Da haben wir sozusagen auch dort schon Transformationen

00:07:18: der Arbeit in verschiedenen Wellen gehabt.

00:07:21: In der Studie "Arbeitswelten im Umbruch" zeigt Ralph Roth,

00:07:24: dass der Einsatz von Computern,

00:07:26: ausgehend von den USA schon nach dem Zweiten Weltkrieg

00:07:29: für massive Umbrüche und Veränderungen

00:07:32: in der Arbeitswelt gesorgt hat.

00:07:33: Auch damals schon machen große Diskussionen

00:07:37: um Massenarbeitslosigkeit als Folge der Automation

00:07:41: und ist besonders das Einzug des Computers

00:07:43: in die Wirtschaft und in die Unternehmen.

00:07:45: Und die fand so nicht statt.

00:07:48: Dass die Befürchtungen nicht eingetreten sind,

00:07:50: sei ein Verdienst der Gewerkschaften.

00:07:52: Vor allem der Gewerkschaften in Deutschland, sagt Ralph Roth.

00:07:56: Sie hätten schon früh in Verhandlungen mit Arbeitgeberverbänden

00:07:59: und den Unternehmen dafür gesorgt,

00:08:00: dass die Automatisierung nicht einseitig zu Lasten

00:08:03: der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gegangen ist.

00:08:06: Das heißt für ihn aber nicht,

00:08:08: dass wir uns heute alle entspannt zurücklehnen können.

00:08:10: Denn es hat eine ganz wesentliche Veränderung

00:08:13: in der Arbeitswelt stattgefunden.

00:08:15: Ralph Roth nennt es die zunehmende Distanzierung

00:08:18: vom eigentlichen Arbeitsprozess.

00:08:20: Nicht mehr die Handarbeit ist im Arbeitsprozess gefragt,

00:08:24: sondern immer mehr die Überwachung

00:08:26: und Steuerung des automatisierten Prozesses.

00:08:28: Das hat auch die ehemals klassische Trennung der Bereiche

00:08:31: von Arbeitern und Angestellten aufgehoben, sagt Ralph Roth.

00:08:35: Das bedeutet auch etwas für die Organisationsstruktur der Gewerkschaften,

00:08:41: die dieses Problem auch seit 50 Jahren thematisiert haben.

00:08:46: Aber trotzdem gibt es ganz gravierende Unterschiede im Organisationsgrad,

00:08:51: immer noch zwischen diesen beiden flügelnde Arbeitnehmer.

00:08:55: Und das ist ein Problem, was in der heutigen Diskussion

00:08:59: ein ganz entscheidendes Element bilden wird.

00:09:02: weil wir heute eine so gravierende Verschiebung in dieser Sozialstruktur haben,

00:09:07: die von den Gewerkschaften nicht adäquat aufgefallen worden ist.

00:09:12: Ralf Roth sieht die Gewerkschaften aber auch an anderer Stelle geschwächt.

00:09:16: Sie sind nicht mit der Gruppe der Erwerbstätigen mitgewachsen.

00:09:19: In Deutschland gäbe es durchschnittlich immer etwa 6-7 Millionen

00:09:23: gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmer.

00:09:25: Das habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht wesentlich verändert.

00:09:29: Demgegenüber steht die gewachsene Zahl von 20 auf rund 45 Millionen Erwerbstätigen.

00:09:35: Kann man leicht errechnen, dass der Organisationsgrad gesunken ist,

00:09:39: und das aber wiederum ein entscheidendes Maßstab für die Kampfstärke

00:09:45: und für die Durchsetzung von Interessen. Also hier ist ein großes Problemfeld.

00:09:51: Die Kampfstärke der Gewerkschaften ist ein Teil.

00:09:54: Eine faire digitale Transformation zu schaffen, braucht es auch die Politik,

00:09:58: um aus Verabredungen Gesetze zu machen.

00:10:01: Also Auseinandersetzung um Lohn- und Arbeitszeit und Bedingungen der Arbeit

00:10:07: ist nur die eine Sache, das andere ist natürlich wie sicherer ist,

00:10:10: in meinen Anteil. Und das hat etwas zu tun mit gesetzlichen und politischen Rechten.

00:10:16: Und hier spielt natürlich in der vergangenen Zeit, der letzten 150. Jahr,

00:10:20: die Sozialdemokratie, eine entscheidende Rolle, die immer quasi die Organisation war,

00:10:26: die garantiert hat, dass eben auch die politische Manövrierfähigkeit

00:10:31: der Arbeitnehmer garantiert wird.

00:10:33: Noch leben wir sozusagen von den Errungenschaften des Kampfes um Arbeitnehmer

00:10:37: und Arbeitnehmerinnenrechte der vergangenen 150 Jahre.

00:10:41: Doch dieser Besitzstand muss verteidigt und den neuen Gegebenheiten angepasst werden,

00:10:46: sagt Ralf Roth.

00:10:47: Wir sind in einer etwas misslichen Lage, einerseits steht wohl an,

00:10:52: dass es wieder einen großen Schub in der Wohlstandsvermehrung der Gesellschaft geben wird,

00:10:57: aber darum muss gestritten werden.

00:11:00: Und wer ein Stück von dem Kuchen haben will, der muss sich auseinandersetzen

00:11:04: und der muss sich positionieren.

00:11:06: Und das sind die Momente, die die Aufstellung ist nicht optimal.

00:11:11: Es ist also an der Zeit, die Menschen zu fragen, was sie über die Digitalisierung denken.

00:11:15: Welche Ängste und Hoffnungen sie damit verbinden?

00:11:18: Das hat die Friedrich-Ebert-Stiftung in der Studie "Zeit für ein Update" getan.

00:11:23: Stefan Kirchner ist der Studienautor und er sagt,

00:11:26: dass man eigentlich ganz schön sieht, dass es Personen gibt,

00:11:29: die dieser Digitalisierung eher skeptisch gegenüberstehen,

00:11:32: also die da auch Bedenken haben.

00:11:35: Das ist kein unerheblicher Teil der Befragten.

00:11:38: Es gibt aber genauso Befragte, die sehr positiv diesen technologischen Entwicklung gegenüberstehen

00:11:43: und auch die Vorteile erkennen und die auch gerne realisieren wollen.

00:11:48: Also was wie räumliche und zeitliche Flexibilität wurde zum Beispiel genannt,

00:11:52: als ein wichtiges Ergebnis für die Beschäftigten.

00:11:55: Und was auch ein interessantes Ergebnis der Studie war,

00:11:58: das eigentlich nur in der Minderheit damals befürchtet hat, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

00:12:02: Allerdings, so räumt Stefan Kirchner ein, ist die Studie vor Corona entstanden.

00:12:06: Also in einer Zeit, in der die Arbeitsmarktsituation sehr positiv war.

00:12:10: Und viele digitale Umstellungen zwar diskutiert und angekündigt waren,

00:12:14: aber doch noch als relativ weit wegempfunden wurden.

00:12:18: Da hat die Corona-Krise jetzt den Turbo gezündet.

00:12:21: Sowohl was die Chancen als auch die kritischen Punkte angeht.

00:12:25: Also, dass Flexibilität eine wichtige Rolle spielt, also,

00:12:28: dass digitale Technologie die Beschäftigten auch in die Lage versetzt,

00:12:31: Vereinbarkeit von Familie, Beruf oder auch andere Anforderungen besser zu erfüllen.

00:12:36: Und das aber vielleicht auch der Kern der Digitalisierung als sozialer Prozess,

00:12:40: dass wir gleichzeitig mit den gleichen Technologien und den gleichen Möglichkeiten

00:12:44: eben auch bedrohungen haben bzw. Schwierigkeiten entstehen,

00:12:47: dass wenn klar ist, ich kann mir das flexibler einteilen mit meinem Kind

00:12:50: und mache noch schnell auf meinem Smartphone die E-Mails,

00:12:53: dann verändert sich ja auch die Anforderung.

00:12:56: Dass mein Chef weiß ja dann, okay, oder die ist quasi noch erreichbar,

00:13:00: dann kann die aber auch schnell noch mal die E-Mail schreiben.

00:13:03: Und ich glaube, diese Zweiseitigkeit der Chancen aber im Grunde auch sozusagen

00:13:07: quasi der zunehmenden Belastung, die kommt ganz gut raus.

00:13:10: Dass die Beschäftigten schon sehr stark wahrnehmen,

00:13:12: dass sich für sie Vorteile ergeben, aber dass diese Vorteile zum Teil auch direkt

00:13:16: verknüpft sind mit mehr Anforderungen, mehr Stress.

00:13:19: Relativ entspannt sind die meisten Befragten in der Studie,

00:13:22: wenn es um ihre persönlichen digitalen Fähigkeiten geht, sagt Stefan Kirchner.

00:13:26: Das fand ich auch tendenziell überraschend, dass sie das Gefühl haben,

00:13:29: dass sie das eigentlich alles gut meistern können,

00:13:31: aber sich eben halt auch mehr Unterstützung und mehr Ramung wünschen.

00:13:35: Im Sinne von, dass sie diese Flexibilität gerne nutzen wollen

00:13:39: und die Entwicklungspotenziale, dass das aber nicht ins Grenzenlose ausufert.

00:13:43: Und das ist natürlich auch die Frage quasi, wie macht man das

00:13:47: oder wer setzt auch die Regel. Also wer bestimmt darüber,

00:13:50: wie Arbeit gestaltet wird, zu welchen Konditionen Arbeit erbracht wird,

00:13:54: wie es auch bezahlt wird und so weiter und so fort,

00:13:56: welche Qualifikationen erforderlich sind und wer dafür verantwortlich ist,

00:13:59: diese Qualifikation sich zu erarbeiten oder das zu unterstützen.

00:14:03: Die Anforderungen sind also klar.

00:14:05: Auch die Anforderungen daran, wer gestalten und die Regeln aufstellen soll.

00:14:09: Was die Gestaltung direkt in den Betrieben angeht,

00:14:12: gibt es auch eine klare Vorstellung.

00:14:14: Der Wunsch nach Mitbestimmung über digitale Technik fällt sehr hoch aus.

00:14:18: Die Leute wollen gerne mitbestimmen, wie digitale Technik eingeführt wird

00:14:21: und das geht einher mit dem Wunsch nach gestärkten Rechten für Betriebsräte

00:14:26: und Beschäftigte, was ja auch nachvollziehbar ist,

00:14:29: wenn das dann plötzlich am Arbeitsplatz auftaucht,

00:14:32: dass man einfach auch sozusagen die Möglichkeit haben möchte,

00:14:35: zu sagen, wie nutzt man das jetzt

00:14:37: oder welche Nutzungsformen sind vielleicht besser oder welches sind schlechter.

00:14:41: Und da gibt es einen starken Wunsch, der befragt,

00:14:43: dass die Betriebsräte gestärkt werden bzw. die Arbeitsbedingungen

00:14:48: auch stärker abgesichert werden durch Vorgaben oder Eingriffe.

00:14:52: Für Christiane Benner geht es jetzt aus Sicht der Gewerkschaft darum,

00:14:55: ganz praktisch den Gesamtüberblick zu behalten,

00:14:58: um dann weiter ins Detail zu gehen.

00:15:01: Wir haben so einen Transformationsatlas erstellt

00:15:04: oder eine sogenannte Betriebslandkarte.

00:15:06: Also wir versuchen einfach ganz konkret bei uns in den Unternehmen

00:15:08: Abteilungen für Abteilungen durchzugehen, zu gucken,

00:15:11: wie verändert sich da ein Arbeitsplatz durch Digitalisierung

00:15:15: und dann mit den Beschäftigten zu gucken,

00:15:17: okay, was heißt das genau für Qualifizierungsanforderungen

00:15:20: und das einfach ganz konkret zu machen,

00:15:22: sodass dann nicht so eine abstrakte Angst vor Veränderungen

00:15:25: entstehen kann.

00:15:26: Das haben unsere Betriebsräte, unsere Vertrauensleute

00:15:29: und da haben wir dann auch für die entsprechenden Rahmenungen gesorgt,

00:15:32: durch das gute Arbeit von morgengesetz,

00:15:35: wo es dann ja durchaus auch Möglichkeiten gibt,

00:15:38: Qualifizierungsmaßnahmen betrieblich durchführen zu können

00:15:41: und da Unterstützung auch zu kriegen.

00:15:43: Wir bilden Weiterbildungsmentoren aus als IG Metall,

00:15:47: also wirklich auch Leute, die Beschäftigte unterstützen,

00:15:50: da bei diesem ganzen Thema, was kann ich heute,

00:15:53: was muss ich morgen können,

00:15:55: was heißt das für meine Weiterbildung

00:15:57: und da haben wir manchmal auch eine schwierige Position.

00:16:00: Ganz grundsätzlich geht es für Sie jetzt darum,

00:16:03: die richtigen Lehren zu ziehen.

00:16:05: Homeoffice habe viele Vorzüge,

00:16:07: schaffe an vielen Stellen mehr Zeitsoberinität,

00:16:10: wenn die Strukturen stimmen.

00:16:12: Doch für ein erfülltes und kreatives Arbeitsleben

00:16:14: braucht es auch den Austausch im Team,

00:16:17: damit die Leute und die Kollegen im direkten Miteinander

00:16:20: ist, Christiane Benner überzeugt.

00:16:22: Das müssen wir gestalten.

00:16:24: Damit wir die Beschäftigten fragen, werden wir tun,

00:16:27: was fands du jetzt eigentlich gut, was würdest du gerne erhalten

00:16:30: und wo denkst du, du hast da auch Grenzen gespürt,

00:16:33: wo wir vielleicht auch schauen, wie kann ich das betrieblich gestalten,

00:16:36: damit wir dann damit gut umgehen?

00:16:38: Wir haben gehört, die Digitalisierung gibt es schon sehr viel länger,

00:16:41: als wir alle gefühlt sagen würden.

00:16:43: Deutlich schneller geht es jetzt allerdings alles

00:16:46: in die Krise.

00:16:48: Vor der Pandemie wurden viele Dinge diskutiert und angekündigt.

00:16:51: Jetzt testen wir aktiv.

00:16:53: Und die Fürs und Wie das treten deutlich zu Tage.

00:16:56: Den digitalen Skeptikern raten die Experten

00:16:59: nicht, wie das Kaninchen vor der Schlange zu erstarren,

00:17:02: sondern sich auch an der Vergangenheit zu orientieren.

00:17:05: Denn Krisen der Vergangenheit haben gezeigt,

00:17:08: dass auch etwas Positives entstehen kann.

00:17:11: Doch dafür braucht es aktive Gestaltung.

00:17:13: Politik und Gewerkschaften müssen dafür sorgen,

00:17:15: dass Errungenschaften wie Arbeitsschutz,

00:17:17: das Einhalten von Ruhezeiten,

00:17:19: die Gleichberechtigung von Mann und Frau erhalten bleiben.

00:17:22: Für die Gestaltung und den Schutz der Arbeitnehmerinnen

00:17:25: und Arbeitnehmerinteressen lohnt es sich,

00:17:27: die Gewerkschaften zu stärken.

00:17:29: Denn starke Betriebsräte haben auch mehr Möglichkeiten,

00:17:32: den Wunsch nach digitaler Mitbestimmung der Beschäftigten zu erfüllen.

00:17:36: Die meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sehen

00:17:39: die Vorteile der Digitalisierung.

00:17:41: Mehr Flexibilität im Arbeitsalltag steht dabei ganz oben.

00:17:45: Doch die Angestellten und Arbeiter wollen bei der Digitalisierung

00:17:49: auch gut begleitet werden.

00:17:51: Und genau für diese Aufgabe sollten die Gewerkschaften zum Einsatz kommen.

00:17:55: Ich sage danke fürs Zuhören bei "Zukunft gerecht"

00:17:58: dem Podcast der Friedrich-Ebert-Stiftung.

00:18:00: Bis zur nächsten Folge.

00:18:02: (Dynamische Musik)

00:18:03:

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